Die Lage im Einzelhandel ist weiterhin von den Geschäftsschließungen im Lockdown der vergangenen Monate geprägt. So zeigt eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 650 Handelsunternehmen aller Standorte, Größenklassen und Branchen, dass mehr als die Hälfte der Innenstadthändler für das laufende Jahr mit Umsätzen unter Vorjahr rechnet.
Insgesamt geht der HDE ohne weitere Lockdowns und bei niedrigen Infektionszahlen für den gesamten Handel von einem Umsatzwachstum von 1,5% aus. Wachstumstreiber bleibt dabei vor allem der Online-Handel, der seine Umsätze 2021 demnach um fast 20% steigern kann.
1. Halbjahr ist für Innenstadthandel verloren
„Die positive Entwicklung in den letzten Wochen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das erste Halbjahr insbesondere für den Innenstadthandel verloren ist. Extrem gelitten hat der Bekleidungseinzelhandel, dessen Erlöse um rund ein Drittel geschrumpft sein dürften“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Laut aktueller HDE-Konjunkturumfrage berichten fast drei Viertel aller Innenstadthändler von gesunkenen Umsätzen in den ersten sechs Monaten des Jahres.
Etwas weniger schlecht lief es in Branchen, die im Bereich Freizeit, Heim und Garten aktiv sind. Dort lagen die Umsatzverluste in den ersten vier Monaten etwa im Bereich Heimwerken bei 16%, im Möbelhandel bei 12%. Einzelne Sortimente legten im bisherigen Jahresverlauf deutlich zu. Dazu zählen der Fahrradhandel und der Lebensmittelhandel. Große Umsatzgewinne erzielt weiterhin der Online-Handel. Der HDE hebt angesichts eines Umsatzsprungs von rund 30% von Januar bis April seine Prognose für dieses Segment auf ein Umsatzplus von knapp 20% an (vorher +17%).
Für die kommenden Monate erwartet eine Mehrheit aller Händler eine Fortsetzung des Erholungsprozesses. So rechnen 44% mit einer Umsatzsteigerung im zweiten Halbjahr, aber nur 17% mit sinkenden Erlösen. Insgesamt sieht der HDE in seinem Szenario für 2021 deshalb ein Umsatzwachstum von nominal +1,5% im Vergleich zum Vorjahr für den Einzelhandel in Deutschland. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es keine weiteren Lockdowns gibt und die Coronazahlen weiter niedrig bleiben.
Der stationäre Einzelhandel büßt in diesem Szenario 1,1% seiner Erlöse ein, der Lebensmittelhandel wächst um 3,1 Prozent. „Die Krise ist noch nicht vorbei, für viele Einzelhändler ist die Lage nach wie vor sehr schwierig. Die Branche braucht jetzt die richtigen Rahmenbedingungen von der Politik, um nach der Krise wieder durchstarten zu können“, so Genth.