Erster Eindruck: Die Branche kommt sich bei den Hausgeräten immer näher, wird sich ähnlicher. Fast alle werkeln gleichzeitig an den gleichen Trends für das kommende Weihnachts- und Frühjahrsgeschäft. Bei der Wäschepflege sind Waschtrockner ein Top-Thema (Miele, AEG, Samsung, LG) beim Kaffeekochen kommt bei den hochwertigen Vollautomaten (Jura, Krups) keiner mehr ohne App und smarte Eigenschaften aus – und über allem schwebt das Mega-Thema Gesundheit – vor allem in der Küche (Philips), immer öfter aber auch im Schlaf (Beurer).
Vernetzte Welt ^
Darüberhinaus reichen die Trends einmal mehr von smarten Funktionalitäten und Konnektivität (Bosch, Siemens, AEG) über komfortable wie einfache Bedienbarkeit sowie gesunde Speisenzubereitung bis hin zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Nicht zu vergessen das Design. Moderne Hausgeräte sind Eyecatcher, für viele der „neue Mercedes in der Küche“. Aber wenn sich die Geräte in ihrer Feature-Vielfalt immer mehr aneinander angleichen, sorgt mitunter einzig das Design für Differenzierung.
Alles wird smart, aufgeladen mit jeder Menge Features, pardon, Mehrwert natürlich. Apropos smart: Die einen nutzten in Berlin das Thema Smart Home eher für grundsätzliche Gedanken (Grundig, LG, Samsung), andere für konkreten Produktnutzen (Beurer, Jura oder AEG beim Thema Waschen), wieder andere (Miele) machen darüber kein großes Tamtam, weil man eine smarte Technologie inside einfach voraussetzen kann.
Richtig weit voran in diesem Thema ist Bosch, nicht zuletzt dank der Expertise der Konzern-Mutter. Ab Anfang 2017 können Haushalte große Bosch Hausgeräte mit Home Connect Funktion quer durch sämtliche Gerätekategorien mit dem WLAN verbinden und per Smartphone oder Tablet PC bedienen. Das Produktangebot wurde erneut ausgebaut – es reicht nun von vernetzbaren Backöfen, Geschirrspülern, Wäschepflegegeräten, Kaffeevollautomaten und Kühlschränken bis hin zu vernetzbaren Kochfeldern und Dunstabzugshauben. Die smarte Küche ist damit komplett.
Doch die vernetzte Welt ist viel größer und längst nicht mehr auf den Haushalt beschränkt. Bosch bündelt seine Smart Home Produkte aus den verschiedenen Bereichen wie Heizung, Sicherheit, Licht etc. in einer übergreifenden und interoperablen System-Plattform – dem Bosch Smart Home System. Dieses soll langfristig ermöglichen, die wachsende Zahl vernetzbarer Geräte und Dienstleistungen in Haus und Wohnung – inklusive der Hausgeräte – über eine einzige Plattform zu steuern.
Wachstumstreiber vernetzter Haushalt ^
Mit der Bosch Smart Home App für Tablet oder Smartphone können also die verschiedenen Anwendungen, egal ob Heizung, Türen oder Fenster, Rauchmelder oder Bewegungsmelder miteinander kommunizieren. Die Distribution innovativer Smart Home Lösungen von Bosch findet auf verschiedenen Vertriebskanälen statt.
Die Robert Bosch Hausgeräte GmbH ergänzt ihr Vetriebsportfolio nun ebenfalls um dieses System. Die Leitung der neu gegründeten Organisationseinheit „Vertrieb Smart Home“ obliegt Sebastian Ricke (35), der bereits seit 2007 im Unternehmen ist. Der gelernte Diplom-Kaufmann bringt umfassende Erfahrung durch seine langjährige Position als Key Account Manager Küchen- und Möbelfachhandel bei Bosch Deutschland mit. Fokus der Vertriebsaktivitäten ist eine optimale Marken- und Produktpräsentation am Point of Sale sowie die Förderung des Sellouts.
Unstrittig ist die wachsende Vernetzung aber der Wachstumstreiber der Küchenbranche. Roland Hagenbucher, Geschäftsführer Siemens-Hausgeräte, sieht im vernetzten Haushalt ein Marktpotenzial von 19 Milliarden EUR bis zum Jahr 2025. Und: „72 % der Deutschen interessieren sich für den vernetzen Haushalt.“ So weit, so bekannt, so routiniert.
Echte Vorfreude ^
Doch dann kam echte IFA-Vorfreude auf: schnelle Schritte, spannende Technologien, strahlende Gesichter – es war der von IFA-Direktor Jens Heithecker präsentierte Rückblick auf die CE China-Premiere im vergangenen Frühjahr. So faszinierend kann Messegeschehen sein. Der Informationsgehalt der diesjährigen IFA Media Briefings nahm sich – abzüglich all’ der Superlative und Sprachgirlanden des Marketings – dann doch erst einmal eher bescheiden aus.
Das lag nun wahrlich nicht am Veranstalter, der Messe Berlin, die einmal mehr die perfekte Bühne für ein an sich geniales Veranstaltungsformat schuf. Doch die Euphorie der ersten Jahre, das Kribbeln und die Aufregung der vortragenden Geschäftsführer, Marketingleitungen und Produktmanager, dass sich zuweilen auch auf die Stuhlreihen der Journaille übertrug, ist einer gewissen Routine gewichen. Das muss nicht immer falsch sein, sind die Media Briefings doch auch ein ideales Forum für das Netzwerken zwischen den Vorträgen.
Das Beste kommt noch! ^
Aber einiges, was vergangene Woche an zwei Tagen in gut 20 Pressekonferenzen präsentiert wurde, hat man als aufmerksamer Marktbeobachter in diesem Frühjahr schon gesehen. Das gilt für den Hartbodenreiniger FC 5 – Staubsauger, Wischmopp und Eimer in einem – von Kärcher (gesehen auf der HEPT) genauso wie für den Samsung-Kühlschrank „Family Hub“, der bei der Roadshow des Unternehmens noch im Separee gezeigt wurde. Und das das Kochfeld nun mit der Abzugshaube synchronisiert ist (gesehen bei Bosch und Siemens), ist für Miele- und AEG-Kunden bereits ein alter Hut. „Wir kommen aus dem Verfolgerfeld und wollen damit in die Spitzengruppe“, gab Roland Hagenbucher die Marschrichtung vor.
Auch ein Vortrag über die Geschichte des Staubsaugers lockt erfahrene Branchenbeobachter auf einem hochkarätigen Forum wie diesem nicht hinter dem Büffett hervor. Ob Klein- oder Großgeräte, Kaffee-Vollautomaten oder Backöfen: Die wirklichen Highlights, so der Eindruck, erblicken erst zur IFA das Licht der Welt – und keinen Tag eher! Am Rande bemerkt: Das ist auch anhand der Pressemeldungen zu verfolgen: Dort, wo es früher jede Menge Sperrfristen zur Veröffentlichung gab, gelangen die vermeintlichen News heute wie Twitter & Co. (bestes Beispiel: www.twitter.com/elektrowissende) binnen Sekunden ins Netz. Da hebt kaum einer die echten Neuheiten zu früh auf das Podium. Das Beste kommt also erst noch.
Andere warten derweil mit einer Faktenfülle auf, die sich mitunter trotzdem schnell relativiert. Etwa, wenn ein Anbieter von Kaffee-Vollautomaten sich der 16 Kaffee-Spezialitäten auf Knopfdruck rühmt, man tags zuvor aber bereits einen Vollautomaten mit 21 Spezilitäten präsentiert bekam.
Barbara Gehl, PR Manager B2C bei Samsung, traf mit ihrem (unabsichtlich?) gewählten Begriff des „Feature Fucking“, also dem Herunterbeten von Ausstattungsmerkmalen, den Nagel auf den Kopf. Das sorgte für einen Raunen im Saal – und zahlreiches Kopfnicken. „Spielereien“ nennt Martin Winkler, COO bei LG Electronics Deutschland, denn auch einige der Features, die beispielsweise der neue „Knock on“-Kühlschrank der Koreaner zu bieten hat. Zugegeben, es sind Spielereien, die aber durchaus auch faszinieren können und für Gesprächsstoff sorgen.
Hier ist Berlin, nicht Vegas ^
Indes: Wir sind in Berlin und nicht in Las Vegas. Jens Heithecker unterstrich daher noch einmal, dass die IFA dem Handel und den Konsumenten die Highlights für die kommende Saison zeigt, mithin also weniger die Visionen von übermorgen, die zu Jahresanfang auf der CES zu sehen sind. Daher gibt es auf der IFA auch keine Prototypen der Zukunft Auto zu bestaunen. Aber, wo sollten die auf dem ausgebuchten Messeglände auch hin? Und dennoch: „Wir haben das Thema im Blick. Kommt es darauf an, schaffen wir Platz“, so Heithecker. Einen Platz im IFA-Geschehen hat derweil Daimler-Chef Dieter Zetsche als Top-Keynote-Speaker schon sicher. Weiterer Hochkaräter ist BSH CEO Dr. Karsten Ottenberg.
Natürlich gab es auch Neuheiten, die begeistern können und durchaus Potenzial zum Bestseller haben. Etwa die 3. Generation der Küchenminis der WMF-Kleingerätesparte, allen voran die kleine Eismaschine. Oder die neue Z 8 von Jura, die mehr ist als ein weiteres Linien-Update. Für gut 2.750 Euro bekommen Kaffee-Kenner und Milchschaumschlürfer die Klaviatur des Genusses – mit zehn verschiedenen Milchschaum-Temperaturen, über 20 Spezialitäten auf Knopfdruck und einem chicen 4,3 Zoll Touchscreen. Nie zuvor war „die Magie des vollendeten Kaffeegenusses“ bei Jura so einfach zu bedienen. Mehr Kaffee geht nicht!
Behütet durch die Nacht ^
Oder mit Beurer behütet durch die Nacht? Rund um den Schlafsensor SE 80 SleepExpert legen die Ulmer nun mit einer Produktrange für guten Schlaf (u.a. mit Hilfe von Aroma, Licht und Klang) nach. Beurer Geschäftsführer Georg Walkenbach hatte den bekannten Schlafforscher Dr. Michael Feld aus Köln (infoboard.de-Lesern bereits bekannt) mit auf die Bühne gebracht. Zehn Minuten à la Dr. Feld reichen, um den Handel für dieses Nischenthema aufzuwecken. Und mit dem Schnarchstopper SL 70 hatte Beurer dann das wohl auch kleinste aber aufmerksamkeitsstärkste Gerät im Reisegepäck. Durch einen Ton- und Vibrationsimpuls im Ohr soll das Schnarchen signifikant reduziert werden. Das ist mal ein echter Produktnutzen!
Kleiner Helfer ganz groß ^
Oder das „Schweizer Taschenmesser unter den Küchenmaschinen“, die neue Optimum von Bosch. Das „Made for use“, der echte Produktnutzen, ist hier Programm, Nutzerfreundlichkeit, Funktionalität und Design setzen echte Statements. Ein auf ganzer Linie überzeugender „kleiner“ Helfer, dessen Mission es ist, einfach hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Ganz egal, ob köstliche Kuchen, saftige Brote, knusprige Kartoffelpuffer oder Smoothies auf der kulinarischen Wunschliste stehen. Die Optimum mixt, raspelt, haschiert und knetet mit voller Power.
Chapeau Gorenje! ^
Ein Ausrufezeichen setzte auch Gorenje mit dem neuen SmartFlex Geschirrspüler. Der Markenclaim der Slowenen – Gorenje Life Simplified – steht für nutzerfreundliche und technisch ausgereifte Hausgerätelösungen in hochwertigem Design, die den Haushaltsalltag leichter machen. Diesem Anspruch werden die neuen Geschirrspüler – produziert in Velenje – jederzeit gerecht.
Beispielsweise mit der Aktivierung der SpeedWash Option: Die Sensor-Technologie des AutoProgramms optimiert den Wasser und Energieverbrauch individuell und entsprechend des jeweiligen Verschmutzungsgrades. Dank optional wählbarer TotalDry-Funktion öffnet sich nach dem Spülzyklus die Gerätetür automatisch gerade weit genug, um Dampf entweichen und Frischluft einströmen zu lassen. Das Geschirr ist nach Programmende komplett trocken, abgekühlt und kann gleich ausgeräumt werden. Und was besonders gefällt: Die IonTech-Technologie neutralisiert Gerüche und sorgt für Frische im Gerät trotz voller Beladung mit schmutzigem Geschirr. Da hat mal jemand richtig mitgedacht. Chapeau!
Den vielleicht klassischsten „Werbe“-Auftritt legte Miele hin: 250 Produktberater und 400 Miele-Geräte sollen Anfang September einmal mehr in der Premium-Halle 2 für Aufmerksamtkeit sorgen. Ein Innovationsschwerpunkt wird (wie auch bei LG, AEG und Samsung) die Wäschepflege: etwa mit Waschtrocknern, die bei Leistung und Komfort nach Unternehmensangaben ihresgleichen suchen. Bei bis zu acht Kilogramm Waschkapazität lassen sich im anschließenden Trockengang ohne Unterbrechung bis zu fünf Kilogramm Textilien trocknen, ohne dass manuelle Zwischenschritte erforderlich wären. Dabei punktet der neue WT1 mit allen Komfortmerkmalen, mit denen sich die Waschmaschinen und Trockner der Baureihen W1 und T1 in den Vordergrund spülten.
Blizzard im Wohnzimmer ^
Dem Segment der „Beutellosen“ hatte Miele bei der Bodenpflege bislang eine Absage erteilt: „Das Saugen ohne Beutel ließ sich mit den Ansprüchen an Komfort, Hygiene und Reinigungsleistung nicht vereinbaren“, so Frank Jüttner, Chef der Miele Vertriebsgesellschaft Deutschland, in Berlin. Weil aber trotz allem die „Beutellos“-Fangemeinde stetig wächst, hat man im Bielefelder Werk umso entschlossener daran gearbeitet, die ausgemachten Nachteile zu überwinden. Herausgekommen ist ein „Blizzard im Wohnzimmer“, der CX1, der in der Handhabung keine Wünsche offen lassen soll. Mehr als eine flüchtige, animierte Produktskizze gab es aber in Berlin noch nicht zu sehen. Gesichert ist: Wie gehabt gibt es bei Miele an den ersten vier Messeabenden die beliebte „Chill-out“-Party. Spätestens am Messe-Freitag, kurz nach 18 Uhr, sind dann alle im Messe-Modus.