Story

IFA-Auftakt: Clever & smart wie nie!

Mehr Aussteller, mehr Fläche und so smart wie nie zuvor: Am Freitag startet die IFA 2016 unter dem Berliner Funkturm. Die „blue chips“ der Branche – allen voran Bosch, Miele und Siemens – ließen sich schon gestern in die Karten schauen. „Das Leben wird leichter“, frohlockte Siemens-Hausgeräte Geschäftsführer Roland Hagenbucher mit Blick auf die allgegenwärtige Vernetzung gleich zu Beginn. Und er benutzte dabei auch ein seit Jahren immer wieder gern zitiertes Bild vom Kühlschrank, der sich quasi von selbst befüllt: „Der selbst bestellende Kühlschrank kommt schneller als gedacht.“

Erster Eindruck nach dem ersten Presse-Vorlauftag: Es gibt echte Neuheiten, es gibt komplett neue Standarchitekturen (etwa bei Bosch und Jura) – und es gibt offenbar auch auf der IFA ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis mit Vorrichtungen zur Personen- und Gepäckdurchleuchtung am Süd-Eingang, so wie man sie von Flughäfen kennt.

Generell stimmen wir gerne Dr. Roland Zinkann in seiner Funktion als Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektrohausgeräte zu, der zwar keinen überragenden Megatrend für den IFA-Jahrgang 2016 ausmachen kann, denn „Waschmaschinen benötigen weiterhin Wasser und auch Staubsauger können neuen Staub nicht verhindern“. Aber: „Die Hausgeräte-Branche braucht keine schnelllebigen Trends“.

Roland Hagenbucher: “Das Leben wird leichter” – erst recht, wenn man Miss IFA zur Seite stehen hat.

Siemens: Die vernetzte Küche ^

Stimmt. Und weitaus substanzieller ist die Zukunft der vernetzten Küche, auf die Roland Hagenbucher seinen Blick richtete. Eine neue Studie von Siemens Hausgeräte und Goldsmiths, University of London in fünf Ländern belegt jetzt: Über 80% der Menschen wünschen sich ein vernetztes Leben. Klingt klasse, indes: Aber nur rund 20% führen es bislang. Die Studie unterstreicht, dass technologische Innovationen ein wichtiger Anker eines vernetzten Lebensstils sind. Mögen die Waschmaschine, der Kühlschrank und der Geschirrspüler einst nur schnöder Helfer im Haus gewesen sein, nehmen sie heute dank intelligenter Technologien und Innovationen eine viel zentralere Rolle im Leben der Menschen ein. 71% aller Befragten stimmen zu, dass vernetzte Hausgeräte die Kontrolle über das Leben inner- und außerhalb des Zuhauses verbessern können und so mehr Zeit für das Wesentliche schaffen.

Ein erster Blick auf die Siemens Neuheiten zeigt die Vernetzung in allen Bereichen. Im „Seamless Life“ à la Siemens ist der Vorrats-Check jederzeit und von jedem Ort aus möglich. Die iQ700 side-by-side Kühl-Gefrier-Kombination beispielsweise macht bei jedem Schließen der Kühlschranktür zwei Fotos von Innenraum und Türfächern. Anschließend überträgt sie diese per Home Connect App aufs Smartphone. Kombiniert mit einer in die App integrierten Rezeptsammlung ist unterwegs alles da, was man für die Menü- und Einkaufsplanung braucht. Oder „cookConnect“, die ersten vernetzten Kochfelder von Siemens, die die Weichen in Richtung Internet der Dinge stellen. Geräte, die direkt mit Geräten sprechen, bergen ein hohes Entlastungspotenzial für den Menschen, bieten die durch Sensoren und Programme ermittelten Werte oft genauere Anhaltspunkte für die Steuerung als die menschlichen Sinne. Bei Siemens beginnen jetzt die ersten vernetzten Kochfelder mit den passenden Dunstessen zu kommunizieren.

Für die Präsentation des vernetzten Hauses gönnt sich Bosch eine komplett neue Messestandarchitektur.

Bosch prescht vor: Das vernetzte Haus ^

Bei Bosch ist man – dank der Stuttgarter Mutter – noch einen Schritt weiter. Ab Anfang 2017 können Haushalte große Hausgeräte von Bosch mit Home Connect Funktion quer durch sämtliche Gerätekategorien mit dem WLAN verbinden und per Smartphone oder Tablet PC bedienen. Das Produktangebot wurde erneut ausgebaut – es reicht nun von vernetzbaren Backöfen, Geschirrspülern, Wäschepflegegeräten, Kaffeevollautomaten und Kühlschränken bis hin zu vernetzbaren Kochfeldern und Dunstabzugshauben. Die smarte Küche ist damit komplett.

Doch – und das wurde beim IFA-Presse-Aufgalopp am Mittwoch deutlicher denn je –  die vernetzte Welt wird größer und ist längst nicht mehr auf den Haushalt allein beschränkt. Bosch wird zur „Connectivity Company“: Das zeigt die Marke auf der IFA 2016 auf den ersten Blick. Im Mittelpunkt des Messestandes steht das „Smart House“, das vernetzte Haus der Zukunft, so wie es mit Bosch heute bereits möglich ist. Dafür hat sich das Unternehmen eine komplett neue Standarchitektur gegönnt. „Von zentraler Bedeutung ist für Bosch dabei, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt“, so Marketingleiter Michael Bohn. Deshalb erklärt Bosch im Smart House auch nicht einzelne Produkte und Technologien, sondern zeigt, wie vernetzte Hausgeräte in verschiedenen alltäglichen Lebenssituationen jeweils sinnvoll unterstützen und entlasten können.

Damit Sahne nicht zu Butter wird ^

Auf der IFA präsentiert Bosch erstmals Home Connect in allen Großgeräte-Kategorien: von vernetzbaren Backöfen, Geschirrspülern, Dunstabzugshauben und Wäschepflegegeräten bis hin zu Kaffeevollautomaten und Kühlschränken. Dank neuer Kooperationen mit Partnern, die ihr Angebot in das digitale Ökosystem Home Connect integrieren, profitieren Bosch-Kunden künftig von weiteren digitalen Services: So können Spülmaschinentabs künftig automatisch nachgeliefert werden, bevor sie ausgehen, und Geräteeinstellungen von Rezepten aus beliebten Koch- und Back-Apps wie HelloFresh oder Simply Yummy direkt an Bosch-Backöfen gesendet werden – damit man noch einfacher zum perfekten Koch- und Backergebnis kommt.

Damit nicht genug: Lösungen aus Bereichen wie Heizung, Sicherheit oder Licht bündelt beispielsweise die übergreifende, interoperable System-Plattform Bosch Smart Home. Anfang 2017 integriert Bosch erste Hausgeräte mit Home Connect in das Smart Home System: Ausgewählte Funktionen von Waschmaschine, Trockner und Spülmaschine können dann auch direkt über die Smart Home App bedient werden.

Eine tragende Rolle spielt dabei die Sensorik. Sie erfüllt die Funktion eines Assistenten, der schwierige Aufgaben übernimmt und ohne Anstrengung beste Ergebnisse ermöglicht. Das Paradebeispiel ist das neue Induktionskochfeld der Serie 8 mit FlexInduction und integriertem Dunstabzug. Zwei innovative Technologien in einem Gerät, das gleich dreifach mit Sensor-Technologie unterstützt: Der PerfectCook Kochsensor verhindert ein Überkochen und hält automatisch die perfekte Temperatur. Der PerfectFry Bratsensor assistiert beim Braten des perfekten Steaks und verhindert gesundheitsschädliches Überhitzen von Fetten. Und der integrierte Dunstabzug punktet mit dem völlig neuartigen PerfectAir Luftgütesensor. Der Sensor erkennt automatisch, wenn sich Dunst und Geruch bilden, und saugt diese selbsttätig direkt nach unten ins Kochfeld ab.

Sensorik steckt bei Bosch auch in kleinen Hausgeräten. So löst die Küchenmaschine OptiMUM Herausforderungen, die sich beim Kochen und Backen stellen, dank eines cleveren Sensors ganz allein: Mit der Automatikeinstellung SensorControl Plus stoppt die OptiMUM eigenständig, sobald Sahne, Eiweiß oder Hefeteig die perfekte Konsistenz erreicht haben. Der Allrounder für alles, was gerührt, geknetet oder geschlagen werden muss, wartet außerdem mit einer integrierten Digitalwaage auf.

Bei den Geschirrspülern löst Bosch ein Verbraucherproblem: Feuchtigkeitsrückstände auf Kunststoffgeschirr. Die PerfectDry Geschirrspüler mit den kleinen Kügelchen aus dem natürlichen Mineral Zeolith liefern bisher unerreichte Trocknungsergebnisse.

Bildgalerie IFA 2016 – Erste Eindrücke ^

Miele bleibt auf dem Teppich ^

Die MieleTop-Neuheiten zur IFA sind in diesem Jahr eher dem Muss (Bodenpflege, Waschküche) geschuldet, freilich ohne den Genuss mit einer eigenen Kaffee-Brand zu vernachlässigen: Dabei blieben die Gütersloher buchstäblich auf dem Teppich – mit einem beutellosen Staubsauger als wichtigstem Messe-Highlight. „Der Blizzard CX1 ist kraftvoll, leise und bietet überlegenen Bedienkomfort“, so Dr. Markus Miele, der gemeinsam mit seinen Geschäftsführer-Kollegen Dr. Reinhard Zinkann und Dr. Axel Kniehl die Neuheiten vorstellte. Vor allem bei der hygienischen Entleerung setze der Blizzard neue Maßstäbe.

Es klinge schon ein wenig paradox, so Markus Miele in seiner Vorbemerkung: Überall auf der Welt sorgten sich Menschen um die Feinstaubbelastung der Luft. Doch die Staubwolke beim Entleeren von „Bagless Vacs“ scheine deren Nutzern wenig auszumachen. Entsprechendes gilt für die oft mäßige Saugleistung und den hohen Geräuschpegel herkömmlicher „Beutelloser“.

Ab sofort sollen diese Schwächen der Vergangenheit angehören, so die Botschaft bei der Presse-Premiere des Blizzard CX1. Die hohe Reinigungsleistung bei zugleich unaufdringlichem Betriebsgeräusch werde durch besonders strömungsgünstige Luftführung erreicht. Und eine deutlich geringere Verbreitung von Feinstaub sei dadurch sichergestellt, dass beim Blizzard nur die groben Schmutzpartikel im Behälter landen. „Nur bei Miele wird der Feinstaub außerhalb des Staubbehälters durch einen hocheffektiven, selbstreinigenden Zusatzfilter festgehalten“, erklärte Markus Miele.

Last, but not least, seien Staubbehälter und Feinstaubfilter so konstruiert, dass nirgendwo Schmutz mit der Haut in Berührung komme. „Vortex-Technologie“ hat Miele sein mehrstufiges, berührungsloses Filterungssystem getauft (lat. vortex = Wirbel). Die besonders saubere und hygienische Entleerung des Blizzard CX1 ist zertifiziert von den US-amerikanischen IBR Laboratories, einer der weltweit führenden Organisationen für die Überprüfung von Filtrationsleistungen.

Mit im Reisegepäck der Gütersloher sind auch die Waschtrockner der neuen Baureihe WT1, mit erweiterter Beladungskapazität und einer kurzen Laufzeit von weniger als drei Stunden (für vier Kilogramm waschen und trocknen; bei fünf Kilogramm: weniger als 3,5 Stunden). „Der WT1 fasst mehr Wäsche, ist schneller, komfortabler und vielseitiger als sein Vorgänger“, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter Reinhard Zinkann. Deswegen sei man bei Miele fest davon überzeugt, dass der WT1 von der aktuell zu beobachtenden Nachfrage nach Waschtrocknern überproportional profitieren werde. Hinzu kommt, dass das Unternehmen zum Modellwechsel für seine Waschtrockner den Einstiegspreis senkt.

Die neue (weltweite) Markenkampagne der Miele Gruppe stellte Axel Kniehl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, vor. Die zentrale Botschaft „For everything you really love“ liefert parallel das Motto für diese IFA. Seit 117 Jahren stehe Miele für viel Liebe zum Detail bei den Dingen, die den Menschen am Herzen liegen“, so startete Kniehl seine Einordnung. Den Bogen zum aktuellen IFA-Portfolio schlug er durch Hinweis auf die „Black Edition No. 1“, den ersten eigenen Kaffee von Miele: eine harmonische Mischung von vier Bohnen aus dem südamerikanischen Hochland, 100 Prozent Arabica, von Hand geerntet, „Bio“-zertifiziert, fair gehandelt und gemischt und geröstet exklusiv für Miele. Axel Kniehl: Zugleich bauen wir damit die Systemgeschäft-Philosophie, die Miele konsequenter als jeder andere Hausgerätehersteller verfolgt, weiter aus.

Top-Voraussetzungen ^

Ein Plus von 13% mehr Ausstellern und eine vermietete Fläche von erstmals 158.000 (+5%) Quadratmetern sind Top-Voraussetzungen für eine erfolgreiche IFA 2016. Keine andere Messe weltweit vereine zu diesem idealen Zeitpunkt des Jahres so viele Händler, Einkäufer, Industrievertreter und Medien aus aller Welt, so Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters gfu. Und weiter: „Zukunftsweisende, spannende Entwicklungen, Innovationen und Trends spielen bei der IFA die Hauptrolle. Mit ihrer überzeugenden Mixtur ist die IFA das ideale Podium für erfolgreiche Geschäftsentwicklungen. Nicht zuletzt deswegen ist die IFA auch die global bedeutendste Ordermesse mit einem Ordervolumen von zuletzt mehr als 4,35 Milliarden Euro und die wichtigste Plattform für Handel und Industrie zu Beginn der verkaufsstärksten Jahreszeit rund um das Weihnachtsgeschäft.“

Mit lauter Erfolgszahlen wartet auch Dr. Reinhard Zinkann auf: „Der globale Markt für Elektro-Großgeräte zeichnet sich durch ein stetiges Wachstum innerhalb der letzten Jahre aus. Um Währungseffekte in den Statistiken ausblenden zu können, betrachtet man am besten die verkauften Stückzahlen. Das Wachstum betrug in 2015 ein Prozent, eine Steigerung auf 486 Millionen verkaufte Geräte weltweit.“ Und: „Auch Elektrokleingeräte verkauften sich nochmals besser in 2015, mit einem Umsatzwachstum von fünf Prozent. Die Zahlen für den globalen Markt belaufen sich auf nahezu 1,3 Milliarden verkaufter Kleingeräte, mit einem Wert von nahezu 70 Milliarden US-Dollar.“

Spannend wird die IFA 2016 vor allem durch viele weitere Zukunftsthemen: Über 40 Aussteller aus 15 Ländern präsentieren beispielsweise im neuen Ausstellungsbereich Smart Home in Halle 6.2 ihre neuesten Produkte. Bereits fest etabliert ist die TecWatch-Halle mit Themen, Trends und Produkten, die in zwei bis fünf Jahren den Markt mitprägen werden.

Nicht zu vergessen die Keynotes, die erstmals von einem „weiße Ware“-Mann eröffnet werden: Dr. Karsten Ottenberg, CEO BSH Hausgeräte spricht über „Consumer Experience in the Connected Kitchen“ und wird zudem eine aufmerksamkeitsstarke BSH-Geräte-Neuheit vorstellen. Zweiter Keynote-Speaker am Freitagnachmittag ist Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars. Und unter dem Motto „Exploring the Digital Society” enthüllen Experten am 5. und 6. September beim IFA+Summit neueste Entwicklungen zu künstlicher Intelligenz, Robotern, virtuellen Realitäten, autonomen Fahrzeugen – sprich, zur smarten, intelligent vernetzten Welt von heute und morgen. Die Branche ist im Gezeitenwechsel. Es ist angerichtet. Auf nach Berlin!

Matthias M. Machan

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