Von Matthias M. Machan
Die Hausgeräte verändern sich in ihrem Rollenverständnis. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) und Hochleistungssensorik geht die Reise weg vom bloßen Werkzeug und hin zum persönlichen Assistenten in Küche und Waschküche. Roland Hagenbucher, Geschäftsführer Siemens Hausgeräte, gab gestern Morgen – gleich zu Beginn der beiden IFA-Vorlauftage für die Presse – die Marschrichtung vor: „Unsere Produkte tragen immer mehr zu intelligenten Systemlösungen bei.“ Und so sind denn auch KI, Smart Home und insbesondere die Sprachsteuerung die Top-Themen der IFA, die morgen früh um 10 Uhr ihre Tore unter dem Funkturm öffnet.Star zum IFA-Auftakt indes war ein höchst analoges Hausgerät, das bereits im Vorfeld im Handel für „phantastische, gar euphorische Reaktionen“ (Dr. Markus Miele) geführt hat. Zur IFA präsentiert Miele (als langjähriger Marktführer bei Bodenstaubsaugern) mit dem Triflex HX1 einen Akku Handstaubsauger, made in Bielefeld, der durch sehr gute Saugeigenschaften und enorme Flexibilität punktet und der das Zeug hat, im Handel in die Lücke zu stoßen, die Dyson derzeit aufreißt.
Das 3-in-1-Konzept macht den Akku Handstaubsauger Triflex zu einem echten Multitalent. „Herzstück“ ist die PowerUnit, bestehend aus Motoreinheit, Akku und Staubbox, die sich in wenigen Sekunden umbauen lässt. Ist die PowerUnit direkt unter dem Griff angebracht, kommt man bequem unter die Möbel oder kann, bei Abnahme der Elektrobürste, auch an der Decke saugen. Befindet sie sich indes im unteren Bereich, verschiebt sich der Schwerpunkt entsprechend – das ist die beste Position, um auch große Flächen anstrengungsfrei saugen zu können.
Zum Entfernen von Krümeln auf dem Frühstückstisch oder im Auto ist der Solobetrieb der PowerUnit ideal. Der, so Dr. Miele, flexibelste Handstaubsauger auf dem Markt verbindet kraftvolle Reinigung mit bis zu 120 Minuten Akkupower. Für die nötige Energie sorgt ein Lithium-Ionen-Akku von Varta. Fakt ist: In punkto (medialer) Aufmerksamkeit hatte der Akku-Sauger gestern die Nase vor Alexa (Sprachsteuerung bei Hausgeräten).
Auch der zweite Star des ersten Preview-Tages ist ein Kleingerät: Bosch bringt mit „Cookit“ seine erste vernetzte Multifunktions-Küchenmaschine mit Kochfunktion auf den Markt. Mithin ein weiterer Wettbewerber für den „angekratzten“ Thermomix. Der Kreativität freien Lauf lassen, den zahlreichen Automatikprogrammen vertrauen, oder doch lieber komplett mit einer Schritt-für-Schritt Anleitung kochen: Mit dem Bosch Cookit sind alle drei Kochvarianten möglich. So kann der Benutzer zum einen mit Hilfe von Schritt-für-Schritt-Anleitungen, dem sogenannten Guided Cooking, aus zahlreichen vorinstallierten Rezepten seinen Liebling wählen und ganz einfach nachkochen. Oder er verlässt sich auf die Unterstützung durch Automatikprogramme. Für die größtmögliche Experimentierfreude wartet der Cookit zudem mit einem manuellen Kochprogramm auf.
Der Cookit punktet nicht nur mit Individualität, sondern verspricht auch technische Präzision. So gelingen bei exakten Temperaturen ab 37 Grad verschiedenste Speisen perfekt: vom sanft fermentierten Joghurt, über sous-vide gegartes Lachsfilet, bis hin zum saftig angebratenen Filetsteak. Und bei Höchsttemperaturen von bis zu 200 Grad kann es jetzt in der Küche richtig heiß hergehen, inklusive Karamellisieren, krosses Anbraten und echten Röstaromen. Ein smarter Topf für größten Genuss!
Unübersehbar: Bei den Hausgeräten zieht die Künstliche Intelligenz ein: Das gilt in der Waschküche bei der Auswahl des passenden Waschprogramms von Waschmaschinen wie in der WiFi-Kommunikation zwischen Waschmaschine und Trockner genauso wie in der Küche. Der neueste Clou, gestern zeitgleich von Miele und Siemens (als Prototyp) vorgestellt, sind Backöfen, die mit Hilfe von Alexa & Co, also Sprachsteuerung, die Backofentür öffnen. Ein echter Mehrwert, das macht das Kochen und Backen künftig deutlich komfortabler. Im Zusammenspiel mit dem Mega-Trend zur Vernetzung entstehen immer smartere, immer vielseitigere und immer leistungsfähigere Produkte.
Nach wie vor sind auch die Top-Themen der vergangenen Jahre wie Nachhaltigkeit, Energie-Effizienz und Ressourcenschonung auch im IFA-Jahrgang 2019 von hoher Bedeutung. Erneut setzen die Hausgeräte der neuesten Generation – auch dank KI und Hochleistungssensorik – wieder Maßstäbe für einen möglichst geringen Verbrauch von Energie, Wasser und Waschmitteln.
Wer die IFA am Freitag über den Südeingang betritt, wird erfreut einige entscheidende Veränderungen in der Hallen-Orchestrierung entdecken. WMF (so groß und schön wie nie) hat es wie die Bielefelder EK/servicegroup mit „electroplus“ und einem schmucken Marktplatz in die Halle 1.1 verschlagen. Vor allem der Untermieter der Bielefelder, die italienische Designschmiede Smeg, setzt hier ein selbstbewusstes Ausrufezeichen zwischen Retro-Kühlschränken und dem spektakulären Design von „Dolce & Gabbana“. Genauso viel Freude macht der Blick in die Halle 3, die sich Bosch und die Haier Group teilen. Haier setzt hier mit seinen beiden neuen Töchtern Candy und Hoover nicht nur von der schieren Fläche her Akzente. Alle drei Marken präsentieren sich als eine stimmige Einheit.
Nur auf den ersten, schnellen Blick unverändert zeigt sich der Siemens-Stand in Halle 1. Stimmt aber nicht, denn in der Siemens World zwischen Berlin, Kapstadt und New York erleben Besucher, wie ein als mühelos empfundenes Leben mithilfe von Vernetzung, intelligenter Technologie und Design gelingen könnte. Mit dem neuen iQ800 Wäschepflegeduo hält beispielsweise das Internet der Dinge Einzug im Waschkeller. Über die intelligentDry Funktion gibt die iQ800 Waschmaschine ihre Sensorik-Informationen komplett an den iQ800 Trockner weiter. Der weiß so beispielsweise, wie viel Wäsche gewaschen und mit welcher Umdrehungszahl sie geschleudert wurde. Und er wählt auf Basis dieser Informationen automatisch das perfekt passende Trockenprogramm.
Auch in der Küche werden die Geräte mehr und mehr zu interaktiven Partnern. So präsentiert Siemens dem erwähnten ersten Backofen, der auf Sprachbefehl seine Tür öffnet, eine neue Art der User Experience mit dem activeLight Kochfeld. Es arbeitet mit einer blauen Lichtmatrix unter der Glasfläche und reagiert gemeinsam mit dem passenden Dunstabzug automatisch auf das, was der Anwender tut. Die Fäden der Reise durch die Siemens World laufen im Home Connect Bereich zusammen. Hier zeigt die Marke unter anderem die Sprachsteuerung seiner Geräte über alle relevanten smarten Lautsprecher auf dem Markt – und erstmals sogar über die Smartwatch von Fitbit.
Mit komplett ausgebuchten Ausstellungsflächen beherbergt die IFA 2019 exakt 1.939 Hersteller und Marken auf 163.900 Quadratmetern auf zwei Ausstellungsarealen – dem Messegelände unter dem Funkturm und mit IFA Global Markets, Europas größter Sourcing Show . Dr. Reinhard Zinkann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektrohausgeräte, anlässlich der gestrigen IFA-Eröffnungspressekonferenz: „Es gab und gibt eine Reihe politischer Entwicklungen, die das Verbrauchervertrauen nicht gerade stärkten. Infolgedessen wurden einige Märkte schwächer oder volatiler, ohne dass eine eindeutige Richtung erkennbar war. Dennoch geht es der Hausgeräteindustrie recht gut, was uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Dazu wird die IFA als bedeutendster Treffpunkt und Marktplatz für die Home Appliances Branche auch wieder einen positiven Beitrag leisten.“
Den Eindruck der „Bild am Sonntag“ von vergangenem Wochenende, wonach der IFA trotz einiger Neuheiten ein Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit drohe und der WoW-Effekt fehle, teilt infoboard.de nach einem ersten Rundgang durch die Hausgeräte-Hallen nicht. Auch der IFA-Jahrgang 2019 brummt und brodelt – das gilt für Küche und Waschküche genauso wie für die Trendsegmente Bodenpflege (mit gefühlt so viel Ausstellern wie nie zuvor) sowie Kaffee und Wellbeing. Die Messehallen sind aufgeladen mit reichlich Lifestye und Emotionen, spannenden Stories, durchdachten Geräten und frischen Verkaufsideen für das Weihnachtsgeschäft wie das 1. Quartal 2020. Auf geht’s!
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