Markt & Branche

IFA mit weniger deutschen Händlern: Arbeitsauftrag „Trendumkehr schaffen“!

— Gabriel Wagner, Matthias Machan —

Wenn die gfu als Veranstalter der IFA zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest zum Kamingespräch in die Hauptstadt bittet, schauen die Messe Berlin, die gfu und der ZVEI traditionell auf die letzte IFA zurück und natürlich auch auf das, was im Jahrgang 2020 kommen mag. Dabei fällt das Resümee traditionell mehr oder weniger positiv aus, alles, passend zum Advent und zum Ambiente, ziemlich gediegen und wenig überraschend. Das galt auch für die erste knappe Stunde vergangene Woche Montag, in der vor allem bereits bekannte Erfolgszahlen präsentiert wurden.

Prima Rahmenbedingungen …

Es ist ja auch alles prima: Das Konsumklima legte zuletzt leicht, die Konjunktur- und Einkommenserwartung sogar spürbar zu. Hinzu kommt ein Weihnachtsgeschäft, das die Kassen des Handels in schönsten Tönen klingeln lässt. Handelskonflikte, Brexit-Chaos, globale Konjunkturschwäche? Die Konsumenten sind offenbar davon unbeeindruckt, so Hans Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu. Und natürlich war auch der IFA-Jahrgang 2019 einer mit vielen Bestmarken, auch wenn er nicht ganz an das Rekordjahr 2017 heranreichen konnte.

238.721 IFA-Besucher (VJ: 244.055) wurden an den sechs Messetagen gezählt, davon 154.996 (VJ: 152.479) Fachbesucher (wobei wiederum mehr als die Hälfte – und so viel wie noch nie – aus dem Ausland kamen). Volker Klodwig, stellvertretender Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Großgeräte: „Die IFA war wieder ein Erfolg und hat unsere Handelspartner begeistert.“ Aber es seien zugegebenermaßen weniger Fachbesucher aus Deutschland gekommen.

Und genau das ist der Punkt: Für immer mehr deutsche Fachhändler ist Berlin zu IFA-Zeiten offenbar keine Reise mehr wert. Wer das alles mit dem Beben bei MediaMarktSaturn erklärt, springt zu kurz – auch wenn zu Jahresbeginn das zentral verhandelte Einkaufsvolumen der Ceconomy-Töchter in Deutschland noch bei schlappen fünf Prozent lag und es jetzt bereits 70 Prozent sind, wie Ferran Reverter, der die operative Gesellschaft Media-Saturn-Holding verantwortet, vergangene Woche dem Handelsblatt zu Protokoll gab. Die für alle spürbare Folge: Deutlich weniger Einkäufer waren auf der IFA unter dem Funkturm unterwegs.

… aber etliche Leuchtturmhändler blieben fern

Wahr ist aber auch: Mit einem Schwund der deutschen Fachbesucher hat die IFA schon seit mehreren Jahren zu kämpfen. Doch in diesem Jahr war das deutliche Grummeln vieler Aussteller unüberhörbar. Einige hinter vorgehaltener Hand, andere ganz offen: „Die Händlerfrequenz war deutlich niedriger als im Vorjahr, hauptsächlich getrieben durch die Zentralisierungsmaßnahmen bei MediaSaturn sowie eine 19% Aktion und verkaufsoffener Sonntag bei Saturn. Bei solchen Aktionen stellt sich für uns als Hersteller durchaus die Frage nach der Bedeutung der Messe, wenn bedeutende Handelspartner fernbleiben“, so Kärcher-Geschäftsführer Jan Recknagel Anfang September, unmittelbar nach Schließung der Messe-Tore.

Bereits 2016 zitierte infoboard.de IFA Director Jens Heithecker mit den Worten: „Die Zahl der deutschen Fachbesucher ist in diesem Jahr leicht rückläufig gewesen. Wir müssen gemeinsam mit der Industrie und den Kooperationen dafür sorgen, dass die Händler auf die IFA kommen.“ Offenbar sind diese Worte wirkungslos im Handel verhallt, denn etliche Händler der Kooperationen „schwänzten“ auch in diesem Jahr die Messe (und ein Rezept gegen das Fernbleiben der nationalen Fachhändler wurde offenbar immer noch nicht gefunden).

„Wie kann es sein, dass mehrere Leuchtturmhändler von expert und Euronics in diesem Jahr nicht da waren“, fragte Kamp vergangenen Montag rhetorisch in die Runde und forderte die Kooperationen mit klaren Worten dazu auf, aktiv zu werden: „Die Industrie investiert Millionen. Es ist eine Sache der Wertschätzung der Handelspartner, ihre Entscheidungsträger und bedeutenden Händler nach Berlin zu führen.“

Volker Klodwig sieht die IFA als eine „Pflichtveranstaltung“ für den Handel. Mehr noch: „Ein Besuch in Berlin ist für die Existenz eines Unternehmens essenziell“, spitzte es Kamp zu. Was also müsse man tun, um die Fachbesucher wieder hinter dem Ofen hervorzulocken. Kamp: „Wir haben es erkannt. Wir sind dran. Was dabei herausklommt, kann ich noch nicht sagen.“ Die Vorgabe für die IFA-Macher indes ist klar: „Wir haben einen klaren Arbeitsauftrag: Die Trendumkehr schaffen!“

Gabriel Wagner

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