IFA Juwel TecWatch: App für heiße Socken, Bier per App

Die Halle 11.1. ist Heimat für ein Juwel: TecWatch, die Ausstellung von kleinen und großen Start-Up-Unternehmen, die hier ein Brainstorming der besonderen Art zeigen und oftmals gewagt in die Zukunft blicken. Also eher das, was nicht 2016 kommt, sondern noch später, wenn es denn überhaupt realisiert wird. Eine Inspirationsquelle ist das TecWatch-Labortorium allemal.

Leuchtende Lösungen für das Vernetzte Haus zeigte in Halle 11.1 die „Connected Lightning Alliance“. (www.theconnectedlightingalliance.org). Dem Zusammenschluss von Unternehmen aus der IT-, CE- und Lightning-Branche gehören beispielsweise Philips, Panasonic, Osram, LG Electronics oder GE Lighting an. Die Alliance demonstrierte ein smartes Beleuchtungssystem, das via Bluetooth-Verbindung ganz individuelle Beleuchtungsszenarien steuert. Für Vielreisende wie mich, die schon beim Lichtkonzept eines Hotelzimmers versagen, sind solche High-Tech-Lichtschalter natürlich eine ganz besondere Herausforderung.

Das gesamte Thema Smart Home und Heimvernetzung ist scheinbar nicht nur für viele Anwender ein Buch mit sieben Siegeln. Auch die Hersteller selber sprechen hier nicht immer die gleiche Maschinen-Sprache. Wohl aus diesem Grund hatte der VDE auf seinem Stand eine Art Testlabor eingerichtet. Hier wollte man verschiedene Smart-Home-Systeme testen und vergleichen. Das so genannte „Demo Plugfest“ ließ dabei Waschmaschinen von BSH, Herd und Waschmaschinen von Miele, Homesysteme von Devolo und Diehl sowie Energiemanager von SMA und EEBus miteinander sprechen. Ob es funktionierte? Ich weiß es nicht genau. Ich hab es trotz der geduldigen Erklärungen zweier Standmitarbeiter nicht so ganz verstanden. Und wie den Gesichtern der Umstehenden zu entnehmen war, stand ich wohl hier mit meinem fehlenden intellektuellen Zugang nicht alleine in der TecWatch-Halle.

Brewie ist ein App-gesteuertes Bierbrausystem.
Brewie Pads

Bierbrauen per App ein Kinderspiel

Die App, die das heimische Bierbrauen zum digitalen Kinderspiel werden lässt – zusammen mit der notwendigen Gär- und Kühlvorrichtung, ist wohl der eher skurrile Auswuchs von jungem Ingenieurtum in der TecWatch-Halle 11.1 . Das rund 1.600 Euro teure Bierbrau-System wird per Smartphone gesteuert und eingerichtet. Die notwendigen Zutaten wie Getreide, Ferment und Wasser verschwinden im „Brewie“ (www.brewie.org), wie die Tüftler aus Budapest ihr System liebevoll nennen. Und dann heißt es warten – bis die App klingelt. „Wir trinken gerne Bier und wir wollten zeigen, dass ein Smartphone mit der richtigen App und Idee zu völlig neuen Tätigkeiten fähig sind“, sagt mir Brewie-Mitgründer Marcel Pal. Dass wir dabei zünftig mit einem Selbstgebrauten anstoßen, ist klar.

Die Welt der 3D-Drucker

TecWatch, das sind auch unzählige Versionen von 3D-Druckern. Von wenigen Zentimeter großen Exponaten als farbloser Rohling bis hin zu kniehohen Figuren, täuschend echt aussehen, reicht die Palette des „Wachsfiguren-Kabinetts“. Deren Exponate bestehen natürlich aus speziellen Harzen und Kunststoffen. Unternehmen wie die MIT-Tochter Formlabs (www.formlabs.com) zeigten in Halle 11.1 Stereolithografie-Desktop Printer mit den formschönen Namen Form1+. Wer die notwenigen 3.300 Euro für ein Komplett-System aufbringe wollte, konnte hier vorbestellen. Aber das Scan-System zum Erfassen von dreidimensionalen Objekten sei noch nicht im Preis enthalten, hieß es am Stand.

XXL Scanner in 3D

Einen derartigen XXXL-Scanner gab es ein paar Schritte weiter beim Berliner 3D-Scan-Spezialisten „botspot“ (www.botspot.de) . Der mannshohe 3D-Scanner ist definitiv nichts für Klaustrophobieker, mochte das hell erleuchtete Innere noch so einladend funkeln und glitzern. Als sich die Tür des 3D-Scanners hinter mir schloss und gleich darauf ein tiefes Brummen aus den Eingeweiden des Hightech-Ungetüms tönte, sank die Zuversicht des Testredakteurs. Das Brummen erwies sich jedoch als das Vibrationssignal meines Handys, die Tür schloss sich Gottlob nur demonstrationsweise. Das Ungetüm soll, so die enthusiastischen Standmitarbeiter, selbst reflektierende Oberflächen wie Metall etc. vollkommen exakt vermessen und erfassen. Das Ergebnis in Form eines unendlichen Datenstroms kann direkt an einen 3D-Drucker geleitet werden, wenn man die ab 35.000 Euro aufwärts gehenden Kosten für ein derartiges Gerät aufbringen möchte.

Digitsole App
Nie wieder kalte Füße – und das digital gesteuert, verspricht Digitsole.

Digitale Schuheinlage

Da lag mir persönlich die digitale Schuheinlage deutlich besser. Die „Digitsole“(www.digitsole.com) wärmt in kalten Jahreszeiten per App-Steuerung die Füße. Doch damit einem nicht versehentlich die Socken qualmen, kontrolliert ein Smartphone via Bluetooth-Verbindung das Grad-genaue Einhalten der gewählten Temperatur. Ganz nebenbei protokolliert der eingebaute Schrittzähler jeden Fußtritt – für Messevielgeher wie mich, dem Autor dieser Zeilen, stellt sich die Frage nach dem Nutzen dieses Gadget auf einer Veranstaltung wie die IFA. Die Zahl der Schritte steht hier in direkter Relation zur Anzahl der Blasen an den Füßen, der Wärmegrad meiner Sohlen steigt ohne jeden technischen Schnickschnack selbsttätig mit jedem Messemeter.

Ein Gefühl von Smart Home für Senioren will die asina Software auf Android-Tablets vermitteln.

Digitale Oma

Schenk Dein Tablet Deiner Oma – beschwört die exelonix GmbH aus Dresden. Der noble Apell hat natürlich seinen tieferen Sinn. Das ostdeutsche Unternehmen möchte seine Senioren-Software „asina“ für Android-Tablets publik machen. Die Software soll, in Verbindung mit verschiedenen Komponenten wie Kameras und mobile Funksender, den Wohnkomfort und Sicherheit der Senioren fördern. „Unser Konzept verbindet Smart-Home-Technologien mit dem aus dem Hausnotruf bekannten Konzept des Notrufes per Funkfinger“, sagt Matthias Stege, Geschäftsführer von exelonix. „Angehörige und Senioren profitieren von der erhöhten Sicherheit und dem gesteigerten Komfort.“ Die Software asina kann als kostenfreie 30-Tage-Testversion heruntergeladen werden unter www.digitale-oma.de.

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Andreas Wischerhoff

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