Die ersten guten Nachrichten brachte Hans Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, mit nach Berlin: „Das Konsumklima stabilisiert sich zum Jahresende und die Stimmung der Verbraucher zeigte im November eine stabile Entwicklung. Die Konsumenten sind wieder bereit, mehr Geld für Konsumprodukte auszugeben.“ Ursachen hierfür sind vor allem die positive Konjunkturerwartung für das kommende Jahr sowie eine sich daraus ergebende positive Anschaffungsneigung. „In Zeiten, in denen es so gut wie keine Zinsen mehr auf gespartes Geld gibt, geben die Verbraucher dieses lieber für Waren aus“, erläutert Kamp.
Gute Aussichten auch für das Weihnachtsgeschäft, denn ähnlich wie im letzten Jahr ist auch 2016 das Budget der Konsumenten hoch. Durchschnittlich wird jeder Bürger rund 280,- Euro für Geschenke ausgeben. Damit liegen die Ausgaben um 6 Euro höher als im Jahr 2015.
Entsprechend positiv blickt auch Georg Walkenbach, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Kleingeräte, auf das laufende Weihnachtsgeschäft. „Wir erwarten bis zum Jahresende einen Gesamtumsatz in der Weißen Ware von 8,5 Mrd. Euro. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass sich alle Bereiche weiter im Aufwind befinden.“
Das Wachstum speziell bei Großgeräten resultiert überwiegend aus einer vermehrten Nachfrage nach Einbaugeräten. Einer der Hauptgründe ist die hohe Zahl neu geschaffener Wohnungen und der damit verbundene Bedarf nach neuen Geräten. Entsprechend positiv fällt auch die Prognose für das kommende Jahr aus: „Wir rechnen mit einem weiter guten Konsumklima und einem damit verbundenen Wachstum von ein bis drei Prozent bei Großgeräten“, führt Walkenbach aus.
Markttreiber und für den Kauf eines Gerätes ausschlaggebende Faktoren sind Bedienkomfort, Funktionalität und eine einfache Bedienung. Positive Signale gibt es auch aus jungen Segmenten. So nimmt das Thema „smarte Geräte“ immer mehr an Fahrt auf, der Anteil digitaler Geräte nach Wert nimmt zu. „Um dies jedoch weiter voranzutreiben und den Verbrauchern schmackhaft zu machen“, so Georg Walkenbach, „ ist es absolut notwendig, das die Hersteller miteinander sprechen, um einen einheitlichen Standard zu schaffen.“
Ebenso wie bei den Großgeräten ist die Nachfrage nach Kleingeräten ungebrochen. „Die Treiber hier sind nach wie vor Kaffeevollautomaten“, erklärt Georg Walkenbach, „doch auch Filtermaschinen sind auf dem Vormarsch.“ Obgleich die Nachfrage nach akkubetriebenen Staubsaugern bereits seit längerem hoch ist, überraschen doch die erfreulich hohen Preispunkte: „Handstaubsauger und Akkusauger sind praktisch und eine gute Ergänzung zum kabelgebundenen Staubsauger“, so Walkenbach. „Überraschend sind die mitunter hohen Preise für diese Geräte, die derzeit bis zu 599,- Euro für Spitzenprodukte reichen. Und die Konsumenten sind bereit, solche Beträge zu bezahlen!“
Auch das breite Segment an „well being“-Produkten zum Wohlfühlen wächst ungebrochen. Hier spielt allerdings noch mehr als bei den anderen Bereichen die Digitalisierung eine große Rolle. Das Zusammenspiel mit Computern, Smartphones und Tablets erweitert deren Einsatzbereich enorm.
Nach wie vor ist das stationäre Ladenlokal die Grundlage für gute Geschäfte. Trotzdem darf der Fachhandel das Online-Geschäft nicht außer Acht lassen. „Der Markt wird sich in Zukunft ändern“, mahnt Georg Walkenbach. „Das Online-Geschäft wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Bereits in diesem Jahr wird im Bereich der Kleingeräte ein Drittel des Gesamtumsatzes online erzielt. Für den Fachhandel bedeutet dies, sich neben seinem stationären Geschäft auch um den Ausbau eines eigenen Online-Kanals zu kümmern, um auch künftig den Ansprüchen der Verbraucher gerecht zu werden.“
Die Aussichten für das kommende Jahr sind sehr gut, ein Rückgang der Kaufneigungen der Konsumenten ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: „Auch für das kommende Jahr wird sich der Aufwärtstrend in der Weißen Ware fortsetzen“, so Walkenbach, „und dann können wir zehn Jahre kontinuierliches Wachstum in der Weißen Ware in Deutschland feiern. Wir blicken sehr positiv in die Zukunft.“ Hervorragende Aussichten also für den Fachhandel.
Das sieht auch die GfK so. So steigt die Pro-Kopf-Kaufkraft im Jahr 2017 leicht um 1,7 Prozent auf 22.239,-Euro für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder Sparen. Daraus ergibt sich eine Kaufkraftsumme von rund 1,8 Mrd. Euro für Gesamtdeutschland, die damit 2,9 Prozent über der aus dem Jahr 2015 liegt.
Die IFA in Berlin hat sich weltweit als Leitmesse für Unterhaltungselektronik und Weiße Ware etabliert und hat in 2016 mit entscheidend dazu beigetragen, dass das Unternehmen Messe Berlin ein Wachstum von rund 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht hat. Dazu Dr. Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Berlin. „Ausschlaggebend hierfür ist die große Akzeptanz der IFA sowohl auf Seiten der Industrie als auch der Besucher.“
Dies spiegelt sich auch in den Zahlen der diesjährigen IFA wieder. „In den sechs Messetagen fanden insgesamt 240.000 Menschen den Weg auf das Messegelände, davon waren 139.000 Fachbesucher“, freut sich Jens Heithecker, IFA-Direktor der Messe Berlin. „1.823 Aussteller präsentierten ihre Neuheiten auf einer Fläche von 158.000 Quadratmetern und rund 6.000 Journalisten berichteten davon in 120 Ländern.“ Beachtliche Zahlen, doch kein Grund sich auszuruhen. „Die Zahl der deutschen Fachbesucher ist in diesen Jahr leicht rückläufig gewesen“, stellt Heithecker fest und sieht hier Handlungsbedarf. „Wir müssen gemeinsam mit der Industrie und den Kooperationen dafür sorgen, dass die Händler auf die IFA kommen. Hier können wir ihnen zeigen, wie und was man morgen verkaufen kann. Die IFA ist eine Handelsmesse; diese Botschaft müssen wir in den Handel tragen.“
Bernhard Reimann
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