Neuer Wein in alten Schläuchen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Jan Bredacks Buch „Vegan für alle“ ist ausdrücklich weder Aufforderung noch Anleitung, einem derzeit aktuellen Hype aufzuspringen und auf alle Produkte tierischen Ursprungs zu verzichten. Insofern ist der Buchtitel kontraproduktiv gewählt, weil er eine gehörige Anzahl potenzieller Leser erst mal abschrecken kann. Nein, liebe Geschäftsinhaber, Konzernlenker, Führungskräfte und Leser aus der verkaufenden Zunft, die Sie alltäglich auf Zahlen und Fakten vertrauen, dieses Buch stammt von einem von Ihnen, der weiß, was Erfolg bedeutet und wie schwer er zu erlangen und zu halten ist.

Das Buch ist die Autobiografie von Jan Bredack, eines ehemaligen „Ossis“, in der ehemaligen DDR als Sohn eines Staatssicherheitsbeamten und einer Lehrerin aufgewachsen, seine Leidenschaft galt von Jugend an Autos. Nach der Wende kam er durch Einsatz und Fleiß zu Daimler-Benz und dort relativ schnell zu „mein Auto, mein Haus, mein Boot“. Er war ein Karrierist und Fastfood Junkie, der sich keine Gedanken darum machte, wie das Steak auf seinem Teller dahin gekommen war. Vegetarier und Veganer waren für ihn „Spinner, die nicht alle Latten am Zaun hatten.“

Das Buch beschreibt aber nicht nur eine Biografie, sondern gibt den Blick frei auf das menschenverachtende und krankmachende System der Angst, zu dem unsere Arbeitswelt verkommen ist. „Die Führungskräfte geben die Härte und die Unmenschlichkeit, mit der sie konfrontiert sind, an die Mitarbeiter weiter. Irgendwann herrscht in allen Bereichen ein Klima der Angst. Alle wissen, dass ihre Macht nur geliehen ist und der Konzern sie ihnen jederzeit entziehen kann. Nicht ohne Grund leiden viele Manager an Depressionen, manche nehmen sich sogar das Leben. Sie bewegen sich in einem Teufelskreis aus Angst und Druck und können sich zudem niemandem anvertrauen, denn wer sich offenbart, zeigt Schwäche und wer Schwäche zeigt, wird fallengelassen.“ Schließlich fällt Bredack diesem System durch Burnout selbst zum Opfer. Er wird „rasiert“.

Der Entschluss, Veganer zu werden, führt ihn zum einen zur schmerzhaften Selbsterkenntnis und zum anderen zur Gründung der Lebensmittelkette „Veganz.“ Er verkauft also immer noch mit Tatkraft, Fleiß und Einsatz, aber mit „Vegan für alle“ verkauft er auch seine Idee: Der Veganismus bedeutet für ihn ein lebensbejahendes Prinzip, das auch den Herstellern und Anbietern nutzen kann, die eine neue, stetig wachsende Zielgruppe mit neuen Produktlinien erreichen und sich damit selbst regenerieren wollen. Das grundlegende Prinzip des Old Business ist nicht falsch, man muss es nur zum Wohl von Mensch, Tier und Umwelt einsetzen. Das ist seine Botschaft, und vielleicht passt sie ja auch für Sie? Unsere Empfehlung: „Vegan für alle“ gehört unter jeden Weihnachtsbaum, aber um der Botschaft willen weit weg von jedem Kochbuch!

 

Jan Bredack
Vegan für alle
Warum wir richtig leben sollten

Mitautor: Helmut Kuhn
256 Seiten,
ISBN: 978-3-492-05630-4
Preis 19,99 Euro
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