Du bist, was Du isst. Hieß es früher einmal. Heute geht dieses Credo noch ein wenig weiter: Du bist, was Du nicht isst. Viele Menschen verzichten bewusst auf Fleisch und Produkte tierischen Ursprungs. Einer von vielen Trends. Was Food-Trends generell ausmachen: Sie dominieren vor allem in Wohlstandsgesellschaften, in denen kein Mangel herrscht, sondern ein Überfluss an Lebensmitteln unseren Alltag bestimmt. Und dem Verbraucher ermöglichen, bewusst eine (Aus-)Wahl zu treffen.
Die Corona-Pandemie hat unbestritten auch Auswirkungen auf die aktuellen Food-Trends. Mal schnell und unkompliziert ins Restaurant gehen, das funktioniert momentan nicht. Stattdessen sind wir zu Hause, arbeiten immer öfter auch von dort. Und kochen wieder mehr: Rund 48% der Deutschen tun das aktuell – ein Spitzenwert. Dazu gehört auch das passende Equipment, mit dem sich die Verbraucher vermehrt ausstatten. Das zeigen nicht zuletzt die Zahlen der Nürnberger „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GFK), die für 2021 einen verstärkten Absatz im Bereich der „kleinen“ Elektrohausgeräte – und hier vor allem der Kategorie Food Preparation – feststellt, also beispielsweise Mixer, Küchenmaschinen und Rührgeräte. Diese legten laut GfK um 31% auf knapp 266 Millionen Euro zu. Dabei wurde mit Küchenmaschinen ein Umsatz von 96 Millionen Euro (+30%) und mit Handmixern von 34 Millionen Euro (+17%) erzielt. Großer Vorteil: Mit diesen „Küchenhelfern“ geht das Zubereiten von Mahlzeiten wesentlich schneller und einfacher.
Vorweg – den einen Top-Trend im Food-Bereich gibt es nicht. Stattdessen gibt es viele verschiedene nebeneinander, die auch ganz unterschiedliche Menschen ansprechen. Eine, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt ist die Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler (https://www.zukunftsinstitut.de/). Sie geht in ihrem Ernährungsreport Foodtrends 2021 auf solche Entwicklungen ein und zeigt auf, was bleibt und was sich ändert. Die grundlegenden Strömungen haben sich seit vielen Jahren manifestiert, aber die Pandemie hat denn doch die ein oder andere Entwicklung noch verstärkt, bzw. verändert. Wir greifen hier fünf der von Hanni Rützler postulierten Trends auf, die sich in Zeiten der Pandemie verändert haben.
Ausgewogenheit, Vielfalt und Gerichte mit einem hohen Anteil an Gemüse sowie Hülsenfrüchten stehen hier im Mittelpunkt. Es geht um ein ganzheitlicheres Verständnis von gesunder Ernährung, wie sie auch der Ernährungswissenschaftler Bas Kast fordert. Kalorienzählen? Ist Out. Diäten? Ebenfalls. Das sich der „Soft Health“-Trend verstärkt hat, das zeigt insbesondere der Absatz von Obst und Gemüse, der laut statistischem Bundesamtes seit Beginn der Pandemie stark angestiegen ist. Auch Anbieter von Obst- und Gemüsekisten, insbesondere in Bioqualität, freuen sich über mehr Aufträge. Erfreulich, dass immer mehr Kochbücher diesen Trends abbilden – gekonnt mit Obst und Gemüse umzugehen, das will gelernt sein.
Was für ein Begriff! Er steht für nicht mehr und nicht weniger, als dass die Hauptmahlzeiten von vielen kleineren Mahlzeiten, eben den Snacks, abgelöst werden. Die können und sollen durchaus gesund sein – die Handvoll Nüsse zählt dazu wie auch der Apfel oder ein Wrap. Wer bei diesem Begriff nur an Süßes denkt, der liegt da nicht ganz richtig. Wobei aber auch ein süßer Snack geht. Den Trend Snackification gibt es schon lange. Und: Er wird uns weiterhin begleiten. Laut Rützler wurde er Pandemiebedingt zwar kurzfristig unterbrochen – schnell mal eben unterwegs etwas zum Snacken einzukaufen ist nicht so einfach, ebenso wenig sich einfach auf die Parkbank zu setzen und ihn zu verzehren. Dennoch: Der Snack prägt ganz entscheidend unser Essverhalten. Statt einiger großer lieber viele kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und die auch individuell kombinieren. Das ist nach wie vor angesagt. Und dank des großen Angebots an Lunchboxen kann man solche Snacks zu Hause schnell zubereiten und unterwegs verzehren.
Wer etwas auf sich hält, der baut seine Kräuter, sein Obst und sein Gemüse selbst an. Stichwort Urban Gardening. Man braucht nicht viel Platz, damit das gelingt. Zumindest gilt das für Kräuter und Gemüse. Viele davon kann man auch auf dem Balkon oder dem Fensterbrett ziehen. Ein Thema, das durch die Pandemie noch einmal Schub bekommen hat. Statt Maske aufsetzen und im Einkaufsmarkt die Petersilie holen, greift man zur Küchenschere und schnippelt sie vom Kräuterbeet. Zum „do it yourself“ gehört auch, den Joghurt wieder selbst zuzubereiten, das Obst zu dörren oder Gemüse zu fermentieren. Was lange Zeit als spießig galt, ist heute wieder en vogue.
Woher mein Fleisch? Wo wird mein Gemüse angebaut? Wer backt mein Brot? Das wollen wir heute genauer denn je wissen. Der Ursprung der Lebensmittel beschäftigt uns: Wir wollen riechen, schmecken und erleben. Das kann man auf dem Wochenmarkt, beim Einkauf im Hofladen oder beim Metzger und im Feinkostladen. Viele Erzeuger suchen bewusst diesen Vermarktungsweg, weil sie so viel eher ihr Können demonstrieren und die Qualität ihrer Erzeugnisse veranschaulichen können.
Einkaufen wird damit wieder zu einem sinnlichen Erlebnis, Verpackungsmüll spart es allemal. Man denke nur einmal daran, in wie viele Schichten Folie der Käseaufschnitt im Supermarkt eingeschweißt ist. Übrigens, viele Erzeuger bieten auch Workshops an, in denen man lernen kann, wie das Produkt entsteht. So weiß man es noch mehr zu schätzen.
In Kürze geht es wieder los: Erdbeeren auf dem Feld pflücken, den Spargel direkt vom Feld kaufen, wenn er frisch gestochen wurde. Regional einkaufen, wenn die Ware Saison hat, das ist ein starker Trend. Den auch immer mehr Märkte mit eigenen Angeboten aufgreifen – dann gibt es da die Kartoffeln vom Bauern, der namentlich genannt wird. Und an der Fleischtheke erfahren wir, von wem das Schwein stammt, dessen Schnitzel abends in der Pfanne brät. Eine Antwort auf die zunehmende Globalisierung unseres Lebensmittel-Angebots und die damit verbundene Anonymisierung. Auch soziale und qualitative Merkmale im Hinblick auf Vertrieb und Produktion spielen hier eine Rolle. Wer nach Erzeugern in seiner Region sucht: Im Internet gibt es zahlreiche Online-Plattformen für regionale Lebensmittel.
Was uns indes am meisten freut: Der Spaß am Essen, die Freude am Genuss steht über alle Food-Trends hinweg im Mittelpunkt. Ein Trend, der nachhaltig ist und bleiben wird.
Christine Dicker
Vor drei Jahren erschien das Buch „Der Ernährungskompass. Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung“ (C. Bertelsmann Verlag) des Wissenschaftsjournalisten Bas Kast. Bis heute ein Bestseller! Als der Wissenschaftsjournalist Bas Kast, damals gerade 40-jährig, mit Schmerzen in der Brust zusammenbrach, stellte sich ihm eine existenzielle Frage: Hatte er mit Junkfood seine Gesundheit ruiniert?
Er nahm sich vor, seine Ernährung radikal umzustellen, um sich selbst zu heilen. Doch was ist wirklich gesund? Eine mehrjährige Entdeckungsreise in die Alters- und Ernährungsforschung begann. Was essen besonders langlebige Völker? Wie nimmt man effizient ab? Lassen sich typische Altersleiden vermeiden? Kann man sich mit bestimmten Nahrungsmitteln „jung essen“? Aus Tausenden sich zum Teil widersprechenden Studien filtert Bas Kast die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über eine wirklich gesunde Ernährung heraus.
Auf dem Weg dorthin entlarvt er zahlreiche Ernährungsmythen. Ein objektiver Blick auf die gesammelten Daten und Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte offenbart: Vieles, was wir für gesunde Ernährung halten, kann unserem Körper erheblich schaden. Umgekehrt entpuppt sich so manches Lebensmittel mit schlechtem Ruf als äußerst heilsame Medizin. Bas Kasts Buch verschafft ein grundsätzliches Verständnis von unseren Lebensmitteln und Diäten. Es versetzt uns in die Lage, vermeintliche Zauberformeln und Hypes selbsternannter Diätgurus zu durchschauen und uns im Nahrungs-Informationsdschungel besser zurechtzufinden.
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