Marktforschung

Kaufkraft in Deutschland steigt 2017 um 1,7 Prozent

Die pro-Kopf-Kaufkraft steigt im Jahr 2017 nominal um 1,7 Prozent auf 22.239 Euro. Die 25 einwohnerstärksten Kreise vereinen bereits ein Viertel der gesamtdeutschen Kaufkraft. Dies sind Ergebnisse der aktuellen GfK Kaufkraftstudie 2017.

GfK prognostiziert für das kommende Jahr eine Kaufkraftsumme von 1.827,5 Milliarden Euro für Gesamtdeutschland. Das sind nominal 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ergibt eine durchschnittliche rechnerische pro-Kopf-Kaufkraft von 22.239 Euro, die die Deutschen im Jahr 2017 für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder Sparen zur Verfügung haben.

Unter Kaufkraft versteht man das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Einerseits werden durch wachsende Löhne in vielen Branchen und die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt steigende Einkommen erwartet, was sich positiv auf die Kaufkraftentwicklung auswirkt. Andererseits wuchs die Einwohnerzahl Deutschlands von 2015 auf 2016 um 1,2 Prozent. Daraus ergibt sich das Phänomen, dass die Kaufkraftsumme Deutschlands um 2,9 Prozent deutlich wächst, aber die pro-Kopf-Kaufkraft mit +1,7 Prozent nur moderat steigt. Wie viel vom nominalen Kaufkraftzuwachs real übrigbleibt, hängt von der Entwicklung der Verbraucherpreise in 2017 ab.

Regionale Kaufkraftverteilung ^

Die Rangfolge der Top 10 der Stadt- und Landkreise ist ebenfalls nahezu unverändert zum Vorjahr. Der Landkreis Starnberg ist wie in den Vorjahren der Kreis mit der höchsten Kaufkraft pro Kopf. Mit rechnerisch 32.194 Euro pro Kopf steht den Starnbergern rund 45 Prozent mehr als dem Bundesdurchschnitt zur Verfügung. Der Stadtkreis München überholt den Main-Taunus-Kreis und kommt auf Rang 4. Der Landkreis Görlitz bildet mit 17.496 Euro pro Kopf weiterhin das Schlusslicht der 402 deutschen Kreise. Genau im Bundesdurchschnitt liegt der Landkreis Ahrweiler.

Rang 2017

Stadt- oder Landkreis

Einwohner

Kaufkraft 2017 pro Einwohner in €

Kaufkraft-index *

1

LK Starnberg

 133.621  

32.194

 144,8  

2

LK Hochtaunuskreis

 233.427  

31.561

 141,9  

3

LK München

 340.003  

30.907

 139,0  

4

SK München

 1.450.381  

30.136

 135,5  

5

LK Main-Taunus-Kreis

 232.848  

29.931

 134,6  

6

LK Ebersberg

 137.421  

29.512

 132,7  

7

LK Fürstenfeldbruck

 213.481  

27.868

 125,3  

8

SK Erlangen

 108.336  

27.356

 123,0  

9

LK Dachau

 149.370  

27.291

 122,7  

10

LK Stormarn

 239.614  

26.675

 119,9  

Quelle: GfK Kaufkraft Deutschland 2017, * Index je Einwohner; 100 = Landesdurchschnitt

Kaufkraftsummen im Vergleich ^

Interessant für den Handel sind nicht nur die durchschnittlichen Ausgabepotenziale pro Kopf, sondern auch, wo sich die Kaufkraft ballt. Die 25 einwohnerstärksten der 402 deutschen Kreise machen bereits ein Viertel der gesamten Kaufkraftsumme Deutschlands aus.

Die Kaufkraftsumme eines Kreises hängt natürlich eng mit der Einwohnerzahl zusammen. Doch übertrifft etwa der Stadtkreis München aufgrund seiner weit überdurchschnittlichen pro-Kopf-Kaufkraft auch in der Kaufkraftsumme den einwohnerstärkeren Stadtkreis Hamburg. Mit Ausnahme Münchens kommt allerdings keiner der einwohnerstarken Kreise in Deutschland an die pro-Kopf-Werte der Top 10 heran. Die 25 einwohnerstärksten Kreise haben zusammen eine pro-Kopf-Kaufkraft, die nur rund 4,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Viele der Stadtkreise, die unter den 25 einwohnerstärksten Kreisen zu finden sind und eine sehr hohe Kaufkraftsumme aufweisen, haben unterdurchschnittliche pro-Kopf-Werte. In großen Stadtkreisen sammeln sich auch viele weniger kaufkräftige Menschen, wie etwa Studenten in Universitätsstädten. In der Liste der 25 einwohnstärksten Kreise fällt entsprechend etwa der Stadtkreis Duisburg auf, der bei der pro-Kopf-Kaufkraft 15 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Aber auch andere Ruhrgebiet-Stadtkreise wie Dortmund und Essen oder die Städteregion Aachen liegen unter dem gesamtdeutschen Kaukraftdurchschnitt, ebenso wie Bremen. Auch die drei einwohnerstärksten ostdeutschen Kreise – Berlin, Leipzig und Dresden – liegen zwischen 8 und 13 Prozent unter der gesamtdeutschen Durchschnittskaufkraft. Sie bieten aber ebenso wie die anderen einwohnerstarken Kreise aufgrund ihrer Kaufkraftmasse attraktive Rahmenbedingungen beispielsweise für Handelsstandorte.

Kaufkraftsummen der 25 einwohnerstärksten Kreise ^

Rang Einwohner Stadt- oder Landkreis Einwohner (1.1.2016) Kaufkraft-
summe 2017 in Mio. €
Kaufkraft-
index 2017 *
Rang nach Kaufkraft-
index

1

SK Berlin

3.520.031

71.773

91,7

286

2

SK Hamburg

1.787.408

43.488

109,4

53

3

SK München

1.450.381

43.708

135,5

4

4

LK Region Hannover

1.144.481

26.330

103,4

115

5

SK Köln

1.060.582

25.498

108,1

71

6

SK Frankfurt am Main

732.688

18.707

114,8

27

7

SK Stuttgart

623.738

15.509

111,8

40

8

LK Recklinghausen

617.807

13.114

95,5

226

9

SK Düsseldorf

612.178

16.162

118,7

16

10

LK Rhein-Sieg-Kreis

596.213

14.371

108,4

66

11

SK Dortmund

586.181

12.041

92,4

272

12

SK Essen

582.624

12.722

98,2

177

13

SK Leipzig

560.472

10.826

86,9

336

14

SK Bremen

557.464

11.658

94,0

251

15

Städteregion Aachen

553.922

11.528

93,6

256

16

SK Dresden

543.825

10.997

90,9

293

17

LK Rhein-Neckar-Kreis

541.859

13.260

110,0

49

18

LK Ludwigsburg

534.074

13.767

115,9

21

19

LK Esslingen

524.127

13.505

115,9

22

20

SK Nürnberg

509.975

11.796

104,0

107

21

SK Duisburg

491.231

9.277

84,9

351

22

LK Mettmann

483.279

12.173

113,3

35

23

LK Rhein-Erft-Kreis

466.657

11.265

108,5

63

24

LK Wesel

462.664

10.320

100,3

157

25

LK Rhein-Kreis Neuss

450.026

11.443

114,3

30

Quelle: GfK Kaufkraft Deutschland 2017, * Index je Einwohner; 100 = Landesdurchschnitt

Zur Studie ^

Die GfK Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung, bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen.

Folglich bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen real mehr Geld zur Verfügung steht, wenn die aufgeführten Ausgaben stärker ansteigen. Darüber hinaus ist auch zu berücksichtigen, dass die Kaufkraft einer Region ein Durchschnittswert der dort lebenden Bevölkerung ist und nichts über die Kaufkraft einzelner Individuen, die Kaufkraft je Haushalt oder über die dahinter liegende Einkommensverteilung und damit die Schere zwischen „Arm“ und „Reich“ aussagt.

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