Demenz – Das Leben wird sinnlicher
Im Lauf der Zeit stellte Brigitte fest, dass Umarmungen und Streicheln für Horst wichtiger geworden waren. Er konnte stundenlang aus dem Fenster schauen und die Veränderungen der Wolken am Himmel beobachten. Wenn er sich bedroht fühlte, zum Beispiel durch einen Löffel oder Gabel, mit der er essen sollte, ließ er sich durch Musik beruhigen – zum Essen legte Brigitte immer klassische Musik ein. Anfangs summte er sie sogar noch mit, offensichtlich erkannte er sie nicht nur über sein Gehör, sondern auch über die Schwingung in seinem Körper.
Als er nicht mehr wusste, wozu Besteck nötig ist, bereitete Brigitte „Fingerfood“ zu: So gab es Hackbällchen, Würstchen, frittierte Pommes und Kroketten, Gemüsedips in unterschiedlichen Farben, in das er Brotstücke tunken konnte, viel Rohkost. Sie entdeckte, dass er das sprudelnde Wasser im gläsernen Wasserkocher beobachtete und das sanfte „Plopp“ der automatischen Ausschaltung liebte; der Duft dampfend heißen Tees nach Orangen und Zimt brachte für Sekunden die Erinnerung an seine Mutter zurück. Brigitte tat alles, um ihren Mann weiterhin in der Gegenwart zu halten; sie hatte Angst vor der Einsamkeit, die sich mit einem demenz-kranken Partner unweigerlich einstellt.
Doch Brigitte hat auch eine Freundin, die sich gut mit Nährstoffen und ihren Aufgaben im Körper auskennt: Mich. Sie stimmte mir zu, dass Horst gar nicht so viel essen konnte, um seinen Nährstoffbedarf zu decken, trotz Rohkost und Schonkost. Wir sprachen über Vergiftung durch Schadstoffe und Schwermetalle im Körper, und sie kam auf die Idee, dass Horst von einer inneren Reinigung und Entschlackung profitieren könnte. Sie begann, ihrem Mann intuitiv zusätzliche hochdosierte bioidentische Vitamine und Mineralien ins Essen zu mischen, dazu Pflanzenstoffe und Omega3-Fettsäuren aus hochwertigem Fischöl, die entgiftend und entzündungshemmend wirken sollen.
Lebensqualität kehrt zurück
Nach einer Woche stand Horst aus dem Bett auf und begann, mit dem Rollator die Wohnung zu erkunden. In den nächsten Wochen und Monaten begann er wieder zu reden. Er begann wieder zu denken. Er erzählte seiner Frau, was er im Fernsehen gesehen hatte. Irgendwann nahm er in ihrer Abwesenheit einen Anruf für Brigitte entgegen, und weil kein Kugelschreiber da war, tunkte er tapfer seinen Finger in einen Rest Frühstückshaferbrei und schrieb damit den Namen des Anrufers auf ein Blatt Papier, um ihn nicht zu vergessen. Das war der Moment, in dem Brigitte Hoffnung schöpfte, dass seine Gehirnleistungen sich langfristig verbesserten und Horst wieder stärker im Leben verhaftet war.
Inzwischen haben Studien bewiesen, dass das Gehirn zu 25 Prozent aus einer Omega3-Fettsäure besteht und dass unser Gehirn Fett braucht, um gut funktionieren zu können. Anders gesagt: Die Vorgaben der letzten 20 Jahre, möglichst fettreduziert zu essen, zeigt sich heute in einem Anstieg der Alzheimer- und Demenz-Kranken. Bei Horst und Brigitte gibt es heute keinen Haferschleim zum Frühstück mehr, sondern Vollkornbrötchen mit Tomatenaufstrich und Eier. Horst hat kein Angst mehr vor Besteck und die Gehirnleistung weitestgehend wiedererlangt, dass das Leben mit ihm wieder eine gewisse Qualität hat.
Es wird Zeit, dem Einfluss der Ernährung auf unsere gesunden Zellen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn viele Entwicklungen können aufgehalten und sogar bedingt rückgängig gemacht werden. Das muss man nur wissen.