Der starke Anstieg der Infektionen in Deutschland und die damit einhergehenden Maßnahmen hat das Konsumklima aktuell einbrechen lassen. Der Wert von 2,7 Punkten ist der niedrigste Wert seit Mai 2009. Damals lag das Konsumklima während der Finanz- und Wirtschaftskrise bei 2,6 Punkten.
Auf Rezession einstellen ^
„Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung ziehen wir unsere Konsumprognose von einem Prozent Wachstum für das Jahr 2020 zurück. Handel, Hersteller und Dienstleister müssen sich auf eine Rezession einstellen“ erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. Und weiter: „Wie schwer diese ausfällt, wird letztlich davon abhängen, wann die Wirtschaft wieder in eine Art Normalität zurückfindet. Eine seriöse Konsumprognose kann sicherlich erst dann erfolgen, wenn absehbar ist, wie lange die Corona-Schutzmaßnahmen anhalten werden.“
LEH profitiert – noch! ^
Neben Konjunktur- und Einkommenserwartung erleidet auch die Konsumneigung drastische Einbußen. Auf den Handel insgesamt werden schwere Zeiten zukommen. Dem Lebensmitteleinzelhandel hat das Coronavirus Ende Februar jedoch noch einen Umsatzsprung von +14 % im Vergleich zum Vorjahresmonat beschert. Dieser Zuwachs ist vor allem auf Hamsterkäufe in der Kalenderwoche 9 zurückzuführen, in der in einzelnen Kategorien ein Umsatzplus von bis zu 200 % im Vergleich zur Vorjahreswoche zu verzeichnen war.
„Die ‚Stilllegung‘ des öffentlichen Lebens führt neben Hamsterkäufen auch zu einer Verlagerung des Außer-Haus-Konsums in die privaten Wohnungen und Häuser der Haushalte und lässt die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr steigen“ so Dr. Robert Kecskes, GfK-Handelsexperte.
Mittel- und langfristig wird sich auch der LEH auf die wirtschaftlich unsichere Lage der Konsumenten einstellen müssen. Kecskes fügt hinzu: „Es ist anzunehmen, dass nach der Corona-Krise ein erstarktes lokales Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Auf der anderen Seite werden sehr viele Haushalte in prekäre Situationen geraten und auf öffentliche Hilfe angewiesen sein.“
Wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten ^
Die Verbraucher sehen auf Deutschland wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten zukommen. Die Konjunkturerwartung büßt im März 20,4 Zähler ein und rutscht auf -19,2 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im August 2012 mit -20,0 Punkten gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Minus gut 27 Zähler.
Als Folge der starken Ausbreitung des Virus und den damit einhergehenden Beschränkungen hat die deutsche Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit eine Vollbremsung vollzogen.
Stillgelegte Produktion und geschlossene Geschäfte haben die Wirtschaftstätigkeit in vielen Bereichen fast zum Stillstand gebracht. Drohende Kurzarbeit in beträchtlichem Umfang sowie steigende Arbeitslosenzahlen schlagen voll auf die Konsumstimmung durch. Die Angst vor Jobverlust ist innerhalb kürzester Zeit stark gestiegen.
Angst vor Jobverlust ^
Einbrechende Konjunkturaussichten führen auch zu starken Einbußen bei der Einkommenserwartung. Der Indikator verliert 13,4 Zähler und steht nun bei 27,8 Punkten. Dies ist der niedrigste Wert seit genau sieben Jahren. Im März 2013 wurden 27,5 Punkte gemessen. Im Vorjahresvergleich steht momentan ein Minus von knapp 28 Zählern zu Buche.
Die zunehmende Verunsicherung durch eine instabiler werdende Beschäftigungslage mit steigenden Zahlen bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sorgt für den wachsenden Einkommenspessimismus. Zwar liegt der Indikator mit knapp 28 Zählern noch deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert von null Punkten, es ist aber zu befürchten, dass dieses Niveau in den kommenden Monaten nicht aufrechterhalten werden kann.
Konsumneigung bricht ebenfalls ein ^
Ebenso wie Konjunktur- und Einkommenserwartung erleidet auch die Konsumneigung drastische Einbußen. Der Indikator Anschaffungsneigung verliert 22,2 Zähler und rutscht damit auf 31,4 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Juni 2013 mit 31,1 Punkten gemessen. Auch der Rückgang von gut 22 Punkten innerhalb eines Monats kann als historisch bezeichnet werden. Man muss in der Geschichte dieses Indikators schon sehr weit zurückgehen, um eine vergleichbare Entwicklung zu erkennen. Vor mehr als 13 Jahren – im Januar 2007 – wurde im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung sogar ein (deutlich) höherer Rückgang gemessen (-60,5 Zähler).