Dafür sind laut Irle drei Faktoren maßgeblich verantwortlich:
Zum Rekordniveau zählt eine steigende Anzahl an Fertigstellungen im Wohnungsbau. Betrug die Steigerung an Wohnungsfertigstellungen im Jahr 2016 bereits rekordverdächtige 12 % im Vergleich zum Vorjahr, konnte dies 2017 noch einmalig gesteigert werden. Mit ca. 314.000 Einheiten wurden 2017 fast doppelt so viele Wohnungen fertig wie noch 2009 und 13 % mehr als 2016. (Quelle; AMK / GfK). Neben den Neubauten sorgen die Modernisierungen in vielen Haushalten für eine hohe Nachfrage. Nicht zuletzt die neuen Designtrends und Lebensgewohnheiten veranlassen zum Küchenkauf.
Dass die Küche immer mehr zum Statussymbol der Deutschen wird und das Auto mehr und mehr ablöst, lässt sich seit Jahren beobachten. Für die Küchenbranche umso erfreulicher ist, dass der durchschnittliche Küchenpreis weiter steigt. Küchen über 10.000 EUR machen laut GfK mittlerweile 50% des Gesamtumsatzes aus. Steigendes Designbewusstsein, kombiniert mit steigender Wertschätzung für funktionale Lösungen, sind die Treiber.
Der zwischenzeitige Wegfall von Alno in Zeiten hoher Nachfrage hätte eigentlich zwangsläufig zu einem sehr großen Einbruch bei den Gesamtumsatzzahlen führen müssen. „In der Tat liegt hier auch der Grund dafür, dass die Branche keinen neuen Rekordumsatz vermelden kann“, so Irle.
Darüber hinaus ist der konstant wachsende Export ein Beweis dafür, dass sich Küchen „Made in Germany“ auch zunehmender Beliebtheit im Ausland erfreuen. Die deutsche Küchenindustrie liefert damit den Beweis, sich auch auf die Bedürfnisse der Kunden in anderen Regionen einstellen zu können und mit entsprechenden Angeboten zu bedienen. Die deutschen Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten wie auch Spülen und Küchenzubehör werden auch im Ausland als die leistungsfähigste der Welt anerkannt und geschätzt.
Hochgerechnet auf den Gesamtumsatz hat die deutsche Küchenindustrie im Jahr 2017 einen Gesamtumsatz in Höhe von 11,57 Mrd. Euro (Vorjahr: 11,58 Mrd. Euro) erzielt. Im Vergleich zum Allzeit-Rekord 2016 ergibt sich damit ein minimaler Rückgang um 0,1 %. Zwar konnte keine weitere Umsatzsteigerung erzielt werden, dennoch handelt es sich um das zweiterfolgreichste Jahr der Geschichte. Der Gesamtumsatz der Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/ Einbaugeräten, Spülen und Zubehör hat sich damit in einem Rekordniveau stabilisiert.
Neben der guten Baukonjunktur unterstützt die Zins- und Geldpolitik der EZB diese Entwicklung. Irle: „Die geringen Zinssätze, kombiniert mit positiven Erwartungen an Job- und Gehaltssicherheit, sorgen für eine ungebrochene Investitionsfreudigkeit. Angesichts der noch immer signifikanten Staatsverschuldungen der EU-Mitgliedsstaaten, lassen sich auch für 2018 niedrige Zinsen und damit kaum vorhandene Sparanreize erwarten.“
Das Heimatmarkt Deutschland bleibt mit einem Umsatzminus von 2 % im Jahr 2017 geringfügig hinter dem Vorjahr zurück. Dennoch ist es der zweitstärkste Wert der Industriegeschichte. Das Inlandsgeschäft war und ist geprägt durch eine positive Konsumneigung auf sehr hohem Niveau.
Konnte der Trend von offen gestalteten Küchen bereits in den Vorjahren beobachtet werden, wird das Thema „Offenheit“ nun auf ein neues Level gehoben. Die Planung der Küche beginnt mit der Bauplanung. Als Urvater der heutigen modernen und individuell geplanten Einbauküche gilt die Frankfurter Küche aus 1926. In ihr wurden erstmals die Erkenntnisse von industriellen Arbeitsplätzen mir ihren optimierten Wegen und Arbeitsabläufen auf die Planung des „heimischen Arbeitsplatzes“ übertragen. Es handelte sich um einen auf Arbeitsabläufe von einer Person optimierten Raum zur Zubereitung von Speisen. In der Folge wurden die Räume größer und boten zunehmen auch Platz für Geselligkeit ohne an Funktionalität für den eigentlichen Zweck, dem Kochen, einzusparen.
Die Wohnküche erlebte dann in den letzten Jahren eine neue Offenheit. Es wurden Wände eingerissen und die räumliche Trennung von Küche und Wohnraum Schritt für Schritt abgebaut. Hieraus ergaben sich neue Anforderungen an die Gestaltung der Küche, da diese nun vom Wohnraum jederzeit eingesehen werden konnte. Neue Ordnungssysteme und designorientierte Oberflächen und Fronten sowohl bei den Küchenmöbeln als auch bei den Elektro-/Einbaugeräten, ließen die Küche zum aufgeräumten und stilvollem Treffpunkt in der Wohnung werden. Unterstützt wurde dies durch die anhaltende Koch-Begeisterung und die neuen Möglichkeiten in einer offenen Küche auch mit Freunden gemeinsam zu kochen.
Die Küche anno 2018 rückt optisch und auch räumlich weiter in den Wohnbereich. Dabei wird sie zunehmend zum Grundpfeiler der weiteren Innenausstattung. Zuerst wird die Küche gekauft, dann das Wohnzimmer drumherum gestaltet. Neben den steigenden Designansprüchen ergeben sich weitere neue Bedürfnisse nach leisen und höchst effizienten Elektrogeräten und innovativen Ordnungssystemen, die für einen jederzeit aufgeräumten Küchenbereich sorgen.
So individuell wie heute der Wohnbereich gestaltet wird, soll daher auch der Küchenbereich konzipiert werden. Moderne Küchenplanungssysteme, neue technische Möglichkeiten sowie die hohe Expertise in Industrie und Handel machen dies heute besser denn je möglich. Irle: „Neue Anforderungen nach vernetzten Geräten werden hier auch zukünftig Innovationen auslösen. Vielleicht wird sich hierdurch in den kommenden Jahren auch die Motivation zu Upgrades vorhandener Küchen erhöhen und somit die Nachfrage zusätzlich befeuern.“
Was die wirtschaftliche Situation angeht, ist die Küchenbranche 2018 sehr gut gestartet. So vermeldet die Küchenmöbelindustrie für Januar und Februar, bezogen auf den Gesamtumsatz, 7,28 % mehr Auftragseingänge als im Vorjahreszeitraum. Zum Teil werden hier auch Nachhol- bzw. Verschiebungseffekte mit einfließen, die aus dem Ausscheiden von Alno im Vorjahr resultieren. Dennoch ist der Start in 2018 bisher auch so sehr positiv. Auch die positive Entwicklung beim Export setzt sich fort. Hier wurde für die ersten beiden Monate sogar ein Plus von über 10 % gemeldet.
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