Wer aber als Elektrohändler hierzulande mit Hausgeräten handelt, der war in Köln vergangene Woche völlig fehl am Platz. Der Eindruck vom Messe-Montag zwischen 9 und 16.30 Uhr in den Messehallen 4 und 5: Mit Ausnahme von Bora, Berbel & Co., also den Herstellern von Dunst- und Kochfeldabzügen, herrschte bei den Hausgeräte-Anbietern oftmals Leere und Tristesse.
Schlimmer noch: Für die, die dennoch kamen, gab es wenig Input und Inspiration für den Geschäftsalltag. Das, was die Küche zum Erlebnisraum, mitunter zum Spektakel für alle Sinne macht und auch den Blick über den Tellerrand der Branche lohnt, ließ sich zwar bei den „Großen“ der Küchenbranche wie Nobilia oder Ballerina finden. Bei den (wenigen) Hausgeräte-Herstellern kam aber nicht viel mehr als heiße Luft. Da dampfte und duftete es vergleichsweise wenig, da fehlte es nicht nur an echten Innovationen, sondern mitunter auch an Ansprechpartnern auf Augenhöhe, sogar an Kaffeebohnen und Flaschenöffnern. Ein Verwöhnprogramm für den Handel war das alles nicht!
Man muss es so knallhart sagen: Selbst eine Konsumgütermesse wie die Frankfurter „Ambiente“, in der die Elektrogroßgeräte gar keine und die Elektrokleingeräte einzig in der stylischen Halle 3 eine kleine, aber feine und sehr geschätzte Rolle spielen, versprüht mehr Inspiration und Küchenduft für alle Sinne, als das als „unverzichtbar“ angepriesene Messedoppel in Köln. Ganz zu schweigen von der zwar dezentral organisierten, aber mit ungeheurer Strahlkraft ausgestatteten Küchenmeile A 30 mit ihren beiden Hotspots „area30“ in Löhne und Gut Böckel.
Kein Miele, kein Liebherr, kein Bosch, kein Siemens, kein Gaggenau (mit seinen in Köln immer aufsehenerregenden, kreativen Messeständen), auch kein Neff, das noch zur letzten LivingKitchen für reichlich Farbe und Inspiration sorgte. Stattdessen u.a. Vestel und Sharp, Haier und Midea, Candy Hoover und CoolGiants, Inovvida und PlasmaMade sowie Berbel und Bora. Wenigstens bei den Letztgenannten (und dem Rangecooker-Anbieter ILVE) kam echtes Messe-Feeling auf.
Wer aber über den Nord-Eingang der Messe zur Living-Kitchen gelangte, kam an Haier und Candy Hoover am Entree zur Halle 5 nicht vorbei. Doch wo einst Bauknecht für Besuchertrauben sorgte, herrschte am Messemontag beinahe gähnende Leere. Kein guter Eindruck für den ersten Eindruck. Wunderbar offen und innovativ gestaltet der Haier-Stand (der an diesem Montag mehr Besucher verdient gehabt hätte), durch optische Barrieren eher abweisend die Messe-Präsenz von Candy Hoover direkt gegenüber.
Vor allem aber wurden bei Candy und insbesondere bei Vestel eine Phalanx an Waschmaschinen aufgefahren. Nicht wirklich inspirierend, wenn man auf einer Küchenmesse Backpulver erwartet und stattdessen Waschpulver serviert bekommt.
Lohnten denn wenigstens die Neuheiten die Reise in die Domstadt? Kaum! Einzig bei der internationalen Sharp-Pressekonferenz kam phasenweise IFA-Feeling auf, auch wenn „Alexa“ ihren Dienst verweigerte, auch wenn die neuen Kühlschränke mit Vakuumier- oder Fermentations-Funktion wohl eher für einen Nischenmarkt gedacht sind und auch wenn der Backofen, der auf unterschiedlichen Ebenen Fisch und das Dessert ohne Geschmacksübertragung garen kann, ein alter Hut ist.
Und ob man als Verbraucher einen Backofen („Keepheat“ bei Hoover), der ein Gericht bis zu zwei Wochen lang warmhalten kann – also quasi das Gegenstück zum Kühlschrank – wirklich braucht, sei mal dahingestellt. Durch die Bank galt daher: Für IFA- und Küchenmeile A30-Besucher gab es wenig echte Neuheiten und Innovationen, die im Küchenalltag überzeugen könnten. Das Fazit: Die Marken aus der zweiten Reihe haben die kommunikative Chance, um Aufmerksamkeit zu buhlen, verpasst, die sich durch das Fernbleiben der Top-Marken aus München und Gütersloh ergeben hat. Hinzu kommt: Zumindest am Messe-Montag fehlte das Wichtigste auf einer Messe: die Besucher-Frequenz.
Wie gut nur, dass neben den Produktshows der Erlebnischarakter im Mittelpunkt zahlreicher Präsentationen stehen sollte. Die drei neuen Eventformate „Future Technology“, „Future Design“ und „Future Foodstyles“ sollten zusammen ein futuristisches Konzept bieten, das den Besuchern den Blick auf die Möglichkeiten der Küchenwelt von morgen bietet und diese dazu einlädt, ihre Gedanken, Ideen und Wünsche an die Küche der Zukunft zu diskutieren. Aber auch hier gilt mit Ausnahme der „Future Foodstyles“: Chance verpasst!
Beispiel: „Future Design“ in Halle 4.2 war als experimenteller Raum für die unterschiedlichsten Ideen künftiger Küchengestaltung gedacht. Die vom Schweizer Designer Alfredo Häberli entworfene (und von Samsung unterstützte) Küchenvision stellte auf 160 Quadratmetern ein ganzheitliches Konzept vor, das einen Ausblick auf die Entwicklungen im Küchendesign geben sollte. Besucher erlebten die begehbare Installation mit einer Augmented Reality-App. Ohne Smartphone oder Tablet indes sah man als Messebesucher nichts – außer einigen wenigen „Was auch immer“-Objekten, die den Charme einer Autobahn-Schilderbrücke vermittelten.
Mehr zu sehen gab es bei der Sonderschau „Future Technology“. Auf rund 600 Quadratmetern wurden die Möglichkeiten aufgezeigt, die mit den künftigen technologischen Entwicklungen zu erwarten sind. Im Zentrum standen dabei vernetzte Technologien, deren Einfluss auf unseren Lebensraum in der durch die Initiative „Let’s be smart “ realisierten Küche hautnah erlebbar waren. Dumm nur, dass am Montagvormittag das smarte Haus ziemlich leer und verlassen war, es für die Messebesucher nicht sichtbar aktiv bespielt wurde. Der Star des smarten Zuhauses stand mitten in der Messehalle vor der Tür: ein Tesla. Das konnte Bosch auf der IFA in Berlin wesentlich besser!
Bei „Future Foodstyles“ indes lohnte der Blick über den Gartenzaun: Algenlimonade und Mehlwürmer als Ernährungstrends von morgen und übermorgen weckten zwar nicht den Appetit, aber immerhin gab es hier mal etwas Neues zu sehen, was die Neugier weckt und den Blick über den Tellerrand spannend machte.
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