WoW! Was für eine Feststellung! Zwei Ereignisse aus diesem Frühjahr erhärten diese Aussage: Es fehlt an echten Unternehmertypen! Brancheninsidern zufolge, so war auf dem Euronics Kongress in Leipzig zu hören, mussten im vergangenen Jahr rund 1.000 CE- bzw. Elektrohändler ihre Ladentüren für immer schließen. Auch in 2015 soll das Händlersterben weiter anhalten.

Zum anderen üben die Kooperationszentralen immer mehr Druck auf ihre Mitglieder aus. So nimmt beispielsweise ElectronicPartner seine Händler in die Pflicht. Wo EP: drauf steht, soll auch EP: drin sein, ansonsten war‘s das als EP: Markenhändler. Infoboard.de berichtete und vielleicht ist Ihnen noch die Schlagzeile unseres Beitrags „EP: räumt auf“ in Erinnerung.

Händlersterben en Masse. Das kann aber nicht allein nur an fehlender Nachfolge liegen. Natürlich hat auch das Thema Online seinen Anteil. Doch wer schon vor der Internetzeit nur mit Ach und Krach über die Runden kam, dessen Schwachpunkte legte die Erfolgsstory von Internet und Multichannel schonungslos offen.

Doch weshalb verstärkt dieser massive Druck aus den Kooperationszentralen und das vor allem bei selbstständigen Unternehmern? Setzt man doch gerade bei dieser Spezies von Mensch voraus: die sind aktiv, die unternehmen was, sind immer auf der Höhe des Geschehens! Macher lieben die unternehmerische Freiheit und haben den Ehrgeiz und den Willen, mehr Geld als im Angestelltenverhältnis zu verdienen! Wirklich nur Fehlanzeige auf der ganzen Linie?

Ein sehr erfahrener Kooperationsmanager unterstrich gegenüber infoboard.de: „Gerade lange in der Branche tätige, so genannte äußerst erfahrene Händler, seien heute besonders gefährdet“ Denn sie handeln bewusst oder unbewusste nach der Devise: Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. So ist die berufliche Abwärtsspirale vorprogrammiert.

Karl Trautmann, Vorstand ElectronicPartner, gab auf der EP: Jahresversammlung ein drastisches Beispiel für die Veränderungen am Markt. „100 Euro gibt der Durchschnittsdeutsche im Jahr für sein Smartphone aus – wohlgemerkt nur für die Hardware. Dagegen ist er heute nur noch bereit, 60 Euro für sein TV-Gerät hinzublättern. Mit anderen Worten: Händler die nahezu ausschließlich auf das TV-Geschäft gesetzt haben und weiter setzen, haben es schwer zu überleben.

Warum nicht verstärkt neben Smartphones und Tablets auf Elektrogeräte setzen? Georg Walkenbach, Geschäftsführer Beurer, machte in seiner Funktion als Vorsitzender des ZVEI Fachverbandes Elektro-Haushalts-Kleingeräte auf dem Euronics-Kongress Appetit auf dieses Segment. „Kleingeräte sind bunt und sexy, kannten in den letzten zehn Jahren nur eine Umsatzentwicklung: konstant nach oben.“ Auch Elektrogroßgeräte, so die GfK-Zahlen, verbuchten in den letzten sieben Jahren nur Steigerungsraten.

Im Prinzip sind all die aufgezeigten Marktentwicklungen nichts Neues, x-mal auf Seminaren und Kooperationsveranstaltungen bereits vermittelt und gehört. Dann muss die Frage erlaubt sein: Warum verabschieden sich dennoch so viele Händler aus dem Markt? Was hemmt sie? Wo ist die Leidenschaft für den gewählten Beruf geblieben? Hat die Härte des Marktes jegliche Motivation erstickt? Wenn das so ist, dann gute Nacht und echte Unternehmertypen im Handel, insbesondere mit mentaler Stärke, bleiben so Mangelware.

Alexander Druckenmüller

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