Zwar wurde der Einstieg der MSH in den digitalen Handel vor einigen Jahren grandios verpennt. Macht aber nichts, denn zwischenzeitlich haben die Ingolstädter alle rechts überholt, dürfen sich mit ihren Handelsstrukturen getrost zur digitalen Avantgarde zählen. Zwar erhöhte sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2015/16 flächenbereinigt nur um magere um 0,1 %. (in lokaler Währung stieg der Umsatz um 1,6 % und der berichtete Umsatz wuchs um 0,6 % auf 21,9 Mrd. Euro.).
Aufhorchen lässt aber vor allem der Online-Handel, der das Wachstumstempo mehr und mehr vorgibt und sich weiterhin sehr dynamisch entwickelt. Die beiden Marken Media Markt und Saturn konnten den über das Internet generierten Umsatz um rund 35 % auf 1,6 Mrd. Euro steigern. Dagegen verlief das reine Onlinegeschäft – also ohne Verzahnung mit dem stationären Geschäft – rückläufig, insbesondere aufgrund der Beendigung von ausgewähltem unprofitablem Großhandelsgeschäft bei Redcoon.
Insgesamt stieg der über das Internet generierte Umsatz – ein Renner: die Abholung der Waren durch die Kunden im Markt – auf rund 2 Milliarden Euro an, das sind fast 9 % des Gesamtumsatzes. Rechnet man gar den Klotz am Bein, den Internet Pure Player Redcoon raus, wäre das Ergebnis mit 11 % noch deutlich höher ausgefallen. Beim Thema Serviceumsatz – das betrifft also Wartung, Installation und Reparatur – beträgt das Plus gar satte 30 %.
Zur Erfolgsbilanz gehört auch, dass sich die Metro Group am Start-up Unternehmen „Deutsche Technikberatung“ beteiligt hat, bekanntlich ein Teilnehmer des ersten Spacelab-Accelerator- Programms von Media-Saturn. Das Unternehmen bietet Privatkunden und kleinen Betrieben mit einem professionellen Beraternetzwerk Hilfe bei allen Fragen rund um Kauf, Installation, Vernetzung und Fehlerbehebung moderner Technik.
Das EBIT von Media-Saturn sank im Geschäftsjahr 2015/16 auf 300 Mio. Euro (2014/15: 336 Mio. Euro). Darin sind höhere Sonderfaktoren von 154 Mio. € (2014/15: 107 Mio. €) enthalten. Hierbei handelt es sich um zahlreiche Restrukturierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Vor den Sonderfaktoren stieg das EBIT von 442 Mio. Euro auf 454 Mio. Euro.
Ohne Zweifel: Media-Saturn hat sich im Geschäftsjahr 2015/16 durch die erfolgreiche Verzahnung des Onlinegeschäftes mit dem stationären Geschäft als ein veritabler Mehrkanalanbieter etabliert. Mehr noch: Wie Metro-Chef Olaf Koch hervorhebt, werden inzwischen in rund 40 % der Fälle die Onlinebestellungen von den Kunden in den Läden abgeholt. Das hat die Umsätze im Store vor Ort zusätzlich signifikant befeuert. So hat Media-Saturn mit einem Marktanteil von 13,4 % im abgelaufenen Geschäftsjahr eine neue Bestmarke markiert.
Und konzernweit? Die Metro Group hat im Geschäftsjahr 2015/16 ihre Neuausrichtung erfolgreich fortgesetzt und dabei auch ihr selbst gestecktes Umsatz- und Ergebnisziel erreicht. Das EBIT vor Sonderfaktoren erreichte im Berichtsjahr 1.560 Mio. Euro. Diese Erfolgsgröße lag damit um 119 Mio. Euro über dem vergleichbaren wechselkursbereinigten Vorjahreswert.
„Die Entwicklung im Geschäftsjahr 2015/16 zeigt einmal mehr, dass wir mit unserer Strategie des Kundenmehrwerts und dem kontinuierlichen Transformationsprozess auf dem richtigen Weg sind. Wir haben Umsatz und Ergebnis in einem herausfordernden Marktumfeld erneut gesteigert und unsere Prognose für das Geschäftsjahr erfüllt. Damit sind wir auch für die erfolgreiche Aufteilung der Metro Group auf einem guten Weg“, sagte Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro AG. Und: „Sowohl bei Metro Cash & Carry als auch bei Media-Saturn ist uns eine nachhaltig positive flächenbereinigte Umsatzentwicklung gelungen, die sich auch im Ergebnis widerspiegelt.
Der Blick in die Zukunft? Sicher ist, eine Präsentation der Geschäftszahlen wie am vorgestrigen Mittwoch wird es so künftig definitiv nicht mehr geben. Denn aufgrund der noch im Geschäftsjahr 2016/17 geplanten Aufteilung des Konzerns in zwei unabhängige Unternehmen mit klarem Fokus auf das Groß- und Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft einerseits und das Geschäft der Unterhaltungselektronik (Media-Saturn) andererseits, wird es, falls die Hauptversammlung am 6. Februar 2017 der Aufteilung wie erwartet zustimmt und die Aufteilung im Geschäftsjahr 2016/17 wie geplant wirksam wird, zu einer Anpassung der Prognose kommen müssen.
Für das Geschäftsjahr 2016/17 erwartet die Metro Group nach heutigem Stand – trotz des weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds – ein leichtes Wachstum des Gesamtumsatzes. Beim flächenbereinigten Umsatzwachstum geht der Konzern nach einem Zuwachs von 0,2 Prozent im Berichtsjahr wieder von einem leichten Anstieg aus.
Bezüglich der 2017 geplanten Aufspaltung des Konzern in zwei starke, erfolgreiche und strategisch fokussierte Unternehmen wurde die Metro vorgestern wesentlich konkreter: Erstmals stellten der Großhandels- und Lebensmittel-Spezialist sowie das auf Consumer Electronics ausgerichtete Unternehmen den Investoren ihre Strategie als künftig unabhängige voneinander agierende Unternehmen vor. Damit soll das Handelsunternehmen kundennäher, flotter und digitaler agieren. Auf dem Capital Markets Day der Metro Group wurden gestern erstmals auch die Firmennamen präsentiert.
Das Großhandels- und Lebensmittelgeschäft soll künftig unter der bekannten Unternehmensmarke Metro firmieren, das auf Consumer Electronics ausgerichtete Unternehmen künftig unter der Unternehmensmarke „Ceconomy“ signieren. „Heute stellen sich zwei dynamische, in ihren Branchen bestens positionierte Unternehmen vor. Jedes dieser Unternehmen hat sich unter dem Dach der Metro Group eine starke und zukunftssichere strategische, operative und finanzielle Position geschaffen –und als unabhängige Unternehmen nehmen wir Kurs auf nachhaltiges und gesundes Wachstum“, so Olaf Koch gestern in Düsseldorf.
Pieter Haas, designierter Vorstandsvorsitzender der künftigen Ceconomy, gab nachfolgende Stellungnahme ab: „Wir sind die Nummer 1 der europäischen Consumer Electronics und haben uns mit einer umfangreichen Neuausrichtung eine hervorragende Startposition für unsere bevorstehende Selbstständigkeit geschaffen. Wir weisen zurzeit einen Jahresumsatz von 22 Milliarden Euro aus und haben fast 2 Milliarden Kundenkontakte pro Jahr. Alle unsere Stores sind jetzt voll digitalisiert und in unsere Multichannel-Strategie integriert, wir verbinden das emotionale Einkaufserlebnis in unseren Märkten mit den Vorteilen von digitalen Technologien. Mit unseren Produkten und Dienstleistungen sind wir auf allen Kanälen für unsere Kunden da und sind für sie Partner und täglicher Begleiter in der sich immer weiter digitalisierenden Welt. Wir sind also bereit! Ich bin überzeugt: Unsere besten Jahren kommen erst noch.“
Die neue „Ceconomy“ ist mit ihrer Tochter Media-Saturn die europäische Nummer 1 im Consumer-Electronics-Geschäft – gemessen an ihrem Umsatz von 22 Mrd. € im Geschäftsjahr 2015/16, Marktanteil, Verkaufsfläche und ihren 65.000 Mitarbeitern. Mit den Marken Media Markt und Saturn ist das Unternehmen in 15 Ländern vertreten, in neun davon als Marktführer. Die mehr als 1.000 Märkte wurden in den vergangenen Jahren Multichannel-fähig gemacht und auf digitale Technik umgestellt.
Zusammen mit seiner starken Präsenz im Internet verzeichnet das Unternehmen heute 5,8 Mio. Kundenkontakte am Tag. In den vergangenen zwei Jahren steigerte Media-Saturn kontinuierlich den Umsatz und verbesserte die Ertragskraft. Mit seiner soliden Finanzstruktur und seinem erfahrenen Management will das Unternehmen in den kommenden Jahren besonders die Internet- und online-induzierten Umsätze steigern, das Servicegeschäft ausbauen und auch die Konsolidierung in der Branche anführen.
Während die bisherige Metro AG als künftige Ceconomy AG weiterbestehen und das Consumer Electronics-Geschäft bilden soll, soll der Großhandels- und Lebensmittel-Spezialist als eigenständige, börsennotierte Gesellschaft abgespalten werden und unter dem etablierten Namen Metro firmieren. Die Trennung der Metro Group in zwei unabhängige Gesellschaften wird den Aktionären im Verhältnis 1:1 vorgeschlagen werden. Insofern erhält jeder Aktionär der bisherigen Metro AG zusätzlich zur Ceconomy- Aktie eine Aktie der neuen Metro AG. Die künftige Ceconomy wird an der künftigen Metro AG 10% halten.
Der Beschluss zur Trennung der Geschäfte bedarf der Mehrheit von drei Vierteln des in der Hauptversammlung vertretenen Grundkapitals der Metro AG. Jeder der drei Ankeraktionäre der Metro AG – sie halten gemeinsam knapp 50 % der Stimmen – hat bereits seine Unterstützung zur Aufspaltung signalisiert. Sämtliche Aktien der neuen Metro AG sollen umgehend nach Wirksamwerden des Demergers im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassen werden. Der Vorstand der bisherigen Metro AG geht davon aus, dass beide Unternehmen die Kriterien des MDAX erfüllen und in diesem Marktsegment notieren werden.
Der Vorstand der Ceconomy soll aus drei Personen bestehen: Neben dem designierten Vorstandsvorsitzenden Pieter Haas und Finanzvorstand Mark Frese (beide Mitglieder des Vorstands der bisherigen Metro AG) ist Dr. Dieter Haag Molkenteller (Recht, Compliance) vorgesehen. Dem Aufsichtsrat der Ceconomy soll Jürgen Fitschen (ex Deutsche Bank) vorsitzen.
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