Markt & Branche

Miele kommt voran: Umsatz um 3,2 % gesteigert

Bei Miele ging es in der öffentlichen wie veröffentlichten Meinung in den vergangenen Monaten vor allem um Kostensparpläne und Stellenabbau und um nichts weniger als die grundlegende Neuaufstellung des Premium-Hausgeräteherstellers mit der größten Wachstums- und Innovationsoffensive in der Geschichte des Gütersloher Unternehmens. Dringender Handlungsbedarf ergab sich u.a. aus der rasant gewachsenen Bedeutung der digitalen Kanäle und mobilen Devices für die Informations- und Kommunikationsgewohnheiten der Kunden sowie „die immer preisaggressiveren Marktauftritte asiatischer Konzerne“.

Am Markt indes agiert Miele äußerst erfolgreich: Im zweiten Halbjahr 2019 sind sowohl der Umsatz als auch die Belegschaft moderat gewachsen. Nach Umstellung des Geschäftsjahres – bilanziert wird ab sofort nach dem Kalenderjahr – meldet Miele 2,24 Mrd. EUR Umsatz für das Rumpfgeschäftsjahr, das dem 2. Halbjahr 2019 von Juli bis Dezember entspricht. Gründe für den anhaltenden Geschäftserfolg sind u.a. die Markteinführung der Einbaugerätegeneration 7000 sowie die neuen „Töchter“ mit smarten Geschäftsmodellen.

Mit den Einbaugeräten der neuen Generation 7000 will Miele neue Maßstäbe im Markt setzen.

Wachstum gefestigt ^

Im zweiten Halbjahr 2019 hat die Miele Gruppe 2,24 Mrd. Euro Umsatz erzielt – das sind 3,2 % mehr als im Vorjahreszeitraum. „Dies zeigt einmal mehr, dass wir mit unseren Produkten und Services richtig aufgestellt sind, um auch bei herausfordernden Marktbedingungen und intensivem Wettbewerb Umsatz und Marktanteile hinzuzugewinnen“, so die Geschäftsleitung des weltweit führenden Anbieters von Premium-Hausgeräten am vergangenen Donnerstag.

Im laufenden Jahr solle der Wachstumskurs weiter gefestigt werden – etwa durch die Kücheneinbaugeräte der neuen Generation 7000, die mit einer Reihe exklusiver Innovationen im Markt Maßstäbe setzt. Am 31. Dezember 2019 waren für Miele weltweit 20.478 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig – und damit so viele wie nie zuvor. Zum Gewinn macht Miele, das am geplanten Stellenabbau festhalten will, traditionell keine Angaben.

Die Veröffentlichung von Halbjahreszahlen folgt dem Umstand, dass die Miele Gruppe ihr Geschäftsjahr auf das Kalenderjahr umgestellt hat (statt bislang 1. Juli bis 30. Juni). Demzufolge war ein sogenanntes Rumpfgeschäftsjahr zu bilden. Zur positiven Entwicklung in diesem Berichtszeitraum haben insbesondere große europäische Märkte wie Österreich, die Schweiz, die Niederlande und Italien beigetragen – nach einer längeren Brexit-bedingten Durststrecke aber auch Großbritannien.

2,7 % Plus in Deutschland ^

Im besonders umkämpften deutschen Markt hat Miele 2,7 Prozent Umsatzwachstum erreicht. Demgegenüber leidet das Geschäft in Hongkong durch die politischen Unruhen. In China dämpfen staatliche Eingriffe den Immobilienmarkt – und damit auch das Geschäft mit hochwertiger Küchenausstattung.

Wäsche- & Bodenpflege sorgen für Wachstum ^

Von den Produktgruppen haben vor allem die Waschmaschinen und Trockner sowie die Staubsauger zum Umsatzwachstum beigetragen. In der Wäschepflege sorgen zahlreiche Detailverbesserungen für noch mehr Komfort: Zum Beispiel werden noch kürzere Programmlaufzeiten möglich und ebenso beliebiges Nachlegen vergessener Wäsche oder auch energieeffizientes Waschen von Einzelstücken. Im Boom-Segment der kabellosen Handstaubsauger ist der Triflex HX1 sehr erfolgreich in den Markt gestartet.

Kam spät, wurde vom Handel heiß ersehnt und ist dementsprechend erfolgreich in den Markt gestartet: der kabellose Handstaubsauger Triflex HX1

Zudem haben über alle Produktgruppen hinweg die Aktionsmodelle zum 120-jährigen Bestehen („Series 120“) für deutliche Impulse gesorgt. Mit den Einbaugeräten der neuen Generation 7000 bekräftigt Miele seine führende Rolle bei Innovation, Design und stilvollem Genuss in der Küche. Mit weltweit 3.000 Modellvarianten in 15 Produktgruppen, die nun in fast allen Ländern sehr vielversprechend anlaufen, ist dies die größte Produkteinführung in der Geschichte der Ostwestfalen.

Miele Professional überproportional ^

Überproportional gewachsen ist im Berichtszeitraum der Geschäftsbereich Professional, mit Geräten und Services für Gewerbebetriebe, medizinische Einrichtungen und Labore und der italienischen Medizintechniktochter Steelco. Ein weiterer Wachstumstreiber sind kompakte Profi-Waschmaschinen und Trockner für Kleingewerbe („Kleine Riesen“), die seit vergangenem Jahr mit grundlegend neuen Baureihen auf dem Markt sind. Insgesamt ist der Professional-Umsatz um mehr als 4% gestiegen.

Um weitere Potenziale für nachhaltiges Wachstum zu erschließen, stellt sich Miele, wie im Oktober berichtet, organisatorisch neu auf – zum Beispiel mit acht eigenständig agierenden Business Units, einem neuen Zuschnitt der Vertriebsregionen sowie einem eigenen Standort für die digitale Vermarktung, der gerade in Amsterdam aufgebaut wird („Digital Hub“). Planmäßig gestartet ist das neue Werk für Waschmaschinen, das Miele im polnischen Ksawerów errichtet hat.

Liefert prima Zahlen: Die Miele-Zentrale in Gütersloh. Fotos: Miele

Smarte Töchter ^

Die Miele Venture Capital GmbH, in der die Beteiligungen an vielversprechenden Start-up-Unternehmen gebündelt sind, hat seine Aktivitäten weiter ausgebaut. So sind im Berichtszeitraum zwei neue 100-%-Töchter hinzugekommen: Mit der Übernahme des Geschäftsbetriebs der Agrilution GmbH steigt Miele in das Zukunftsfeld des „Vertical Farming“ ein – mit digital vernetzten „Plantcubes“ in elegantem Design für zuhause. Bei minimalem Aufwand gewährleisten diese perfekte Wachstumsbedingungen etwa für Salate und Kräuter.

Smarte Tochter: Mit Agrilution steigt Miele in das Zukunftsfeld „Vertical Farming“ ein. Foto: Agrilution

Demgegenüber bietet die Miele Operations & Payment Solutions GmbH eine App-basierte Lösung für Ausstattung, Organisation, Service und Abrechnung von gemeinschaftlich genutzten Waschkellern („appWash“). Mit diesen Aktivitäten folgt Miele dem strategischen Ziel, sein Portfolio durch innovative Produkte und digitale Services, die das Stammgeschäft sinnvoll ergänzen, stetig zu erweitern.

Zum Stichtag 31. Dezember beschäftigte die Miele Gruppe weltweit 20.478 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind 163 oder 0,8 % mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland sind 11.061 Beschäftigte tätig, was indes einem Rückgang um 209 Mitarbeiter entspricht. Miele hält am angekündigten Streichkurs fest. Bis Ende nächsten Jahres will Miele mehr als 1.000 Stellen streichen, davon 240 in Deutschland.

Matthias M. Machan

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