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Milliarden-Deal: SEB will WMF kaufen

Paukenschlag am gestrigen Abend: Der schwäbische Besteck- und Küchengeräte-Hersteller WMF soll für rund 1,6 Mrd. EUR an die französische Groupe SEB verkauft werden. Das französische Haushaltsgeräte-Unternehmen teilte auf der Homepage und via Twitter mit, dass es den Zuschlag erhalten habe. Der US-Finanzinvestor KKR hatte das Unternehmen aus Geislingen an der Steige nach vier Jahren wieder zum Verkauf gestellt. Und die Schlange der Interessenten war dem Vernehmen nach von Nord- (Electrolux) bis Südeuropa (De’Longhi) lang, auch die Chniesen sollen mehr als ein Auge auf das Traditionsunternehmen von der Schwäbischen Alb geworfen haben.

Die Franzosen zahlen nach übereinstimmenden Medienberichten 1,02 Mrd. EUR in bar und übernehmen 565 Mio. EUR Schulden von der WMF. Hinzu sollen Pensionsverpflichtungen in Höhe von rund 125 Mio. EUR kommen. SEB stellt mit seinen Marken Moulinex, Krups, Rowenta und Tefal unter anderem Kochtöpfe, Pfannen, Küchen- und Kaffeemaschinen, Fritteusen, Bügeleisen und Staubsauger her. Erst in der vergangenen Woche hatte die Groupe SEB, die weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter beschäftigt, den Thermoskannen-Hersteller Emsa gekauft. Nun müssen noch die Kartellbehörden in Deutschland und Frankreich zustimmen.

Spezialitäten statt Eintopf

Auch wenn es bei den Produkten und Hausgeräten für Tisch und Küche einige Überschneidungen gibt – im Kernbereich Kochgeschirr und gedeckter Tisch der WMF Group GmbH ist auch die Groupe SEB mit den Marken Tefal, Lagostina und All-Clad aktiv – macht der Milliarden-Deal durchaus Sinn. Denn die Franzosen haben es wohl vor allem auf das Geschäft von WMF mit Kaffeeautomaten für Restaurants, Bäckereien und Kreuzfahrtschiffe abgesehen. Hier ist die WMF Group unangefochtener Weltmarktführer. Zwar trägt das Kaffee-Geschäft nur 37 % zum Umsatz bei, steht aber für den Löwenanteil des Gewinns.

Im Gegensatz zu anderen Bieter interessiert sich die Groupe SEB eben auch für das traditionelle Geschäft von WMF mit Töpfen, Pfannen und Besteck und – nicht zu vergessen – die rund 200 WMF-Geschäfte, zumeist in Top-Einkaufslagen. SEB habe „hohen Respekt für dieses großartige Unternehmen“, mit dem es Kultur und Werte teile, wird der SEB-Konzern-Chef Thierry de La Tour d’Artaise zitiert.

Die Hausgeräte-Branche wird mit Spannung darauf schauen, wie es mit der Sparte der Elektrokleingeräte innerhalb der WMF Group weitergehen wird, die sich zuletzt auf Bilanz- wie Produktseite zum Aushängeschild der Gruppe gemausert hat. Dabei gilt es, die dann fünf (!) Elektrokleingerätemarken WMF, Krups, Rowenta, Tefal und Moulinex sinnvoll und vor allem ohne größere Überschneidungen zu positionieren. Eben von den Synergien profitieren ohne beliebig zu werden.

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass die WMF-Kleingeräte mit Stecker das riesige Portfolio nach oben im Premium-Segment abrunden und auch weiterhin recht eigenständig agieren, zumal es produktseitig echte Alleinstellungsmerkmale und bei den anderen Marken der Groupe SEB in der Markenführung durchaus noch Potenzial und Luft nach oben gibt. Oder um in der Küchensprache zu bleiben: Spezialitäten statt Eintopf.

Matthias M. Machan

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