In welchem Ausmaß Corona nicht nur für die Wirtschaft allgemein, sondern auch für viele Einzelne konkrete finanzielle Veränderungen mit sich bringt, wird schnell deutlich: Zwar gibt die Mehrheit (55%) der befragten Berufstätigen an, dass es Corona-bedingt keine Einbußen im Haushaltseinkommen gegeben habe, aber 17% verzeichneten leichte (bis -5%), weitere 17% spürbare (bis -20%) und 8% sogar schwere (mehr als -20%) Einbußen.
Fast die Hälfte hat Einkaufsverhalten verändert ^
Weniger Geld in der Haushaltskasse, aber auch Furcht vor Ansteckung sowie veränderte Einstellungen, sorgen dann auch für ein signifikant verändertes Einkaufsverhalten bei den Befragten. Knapp die Hälfte (46%) gibt an, dass sich ihr Einkaufsverhalten Corona-bedingt verändert habe. Stärkster Unterschied bei denjenigen mit verändertem Einkaufsverhalten ist, dass sie nun zielgerichteter (84%) einkaufen und die Verweildauer in den Geschäften reduzieren. 63% sagen, dass sie aufgrund der Maskenpflicht seltener Einkaufen gehen.
Profiteure des geänderten Kaufverhaltens sind sowohl der lokale Handel, als auch die Online-Händler: 58% sagen, dass sie ihre Einkäufe häufiger bei lokalen Händlern tätigten, 43%, dass sie jetzt verstärkt online einkauften. Die seit Juli reduzierte Mehrwertsteuer setzt bei jedem sechsten Befragten (17%) einen Kaufanreiz, wobei es in den Altersgruppen Unterschiede gibt. Bei den Jüngeren (16 bis 39 Jahre) ist der Kaufanreiz mit 27% deutlich höher als bei der Befragtengruppe zwischen 40 und 59 Jahren mit lediglich 9%.
Nicht nur wie eingekauft wurde, sondern auch das „Was“ und „Wann“ haben sich Corona-bedingt geändert. Bei den Befragten mit Änderungen im Einkaufsverhalten sagen 55%, dass sie im Bereich Home Electronics geplante Anschaffungen vorgezogen hätten, 30% haben ihre Anschaffungen lediglich verschoben und nur 15% ganz aufgehoben.
Geschirrspüler & Gefriergeräte boomten ^
Dabei konnten nahezu alle Segmente des Home Electronics-Marktes zulegen: Kopfhörer (78% vorgezogene Anschaffungen), PC-Zubehör (72%) und Drucker (60%) profitieren von deutlich häufigerem Arbeiten im Homeoffice; Smartphones (55%), TV-Geräte (53%) und Spielekonsolen (44 %) von mehr zuhause verbrachter Freizeit und dem Wunsch nach Home-Entertainment; Gefrier-/Kühlgeräte (89%), Geschirrspüler (78%) und Vakuumiergeräte (58%) vom Trend, zuhause zu essen und Lebensmittel zu bevorraten.
„Der Begriff Home Electronics sagt es schon: Die Branche bietet Produkte für zuhause. Und wenn Menschen mehr Zeit daheim verbringen, steigt der Bedarf an Technik, die das Leben produktiver, unterhaltsamer und angenehmer macht. So ist es folgerichtig, dass die Branche in Corona-Zeiten insgesamt zulegen konnte. Die relativ hohe Anzahl an bisher nur verschobenen Anschaffungen stimmt uns optimistisch, dass der positive Umsatztrend auch fortbestehen kann“, so Kai Hillebrandt, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, anlässlich der Vorstellung der Studien in Berlin.
Homeoffice beliebt – besonders bei den Älteren ^
Zu den gravierenden Corona-bedingten Änderungen zählt die Art, wie gearbeitet wird. Während das Homeoffice vor wenigen Monaten eher die Ausnahme war, ist es in einigen Bereichen inzwischen weit verbreitet. Fast jeder achte der befragten Berufstätigen (12%) arbeitet derzeit ausschließlich von zuhause. Weitere 17% wechseln zwischen Homeoffice und Büroarbeitsplatz. Bei einem Drittel ist ein Homeoffice durch die Art der Tätigkeit nicht möglich, ein weiteres Drittel fährt aktuell ganz normal zur Arbeit.
Nach ihren Erfahrungen und Einstellungen zum Homeoffice befragt, geben diejenigen, die ganz oder teilweise zuhause arbeiten, überwiegend positive Rückmeldungen: 86% sagen, dass die eingesparte Fahrtzeit einen Gewinn an Lebensqualität bedeute. Bei den Berufstätigen über 60 Jahre beträgt hier die Zustimmung sogar 100%.
Rein technisch betrachtet bietet das Homeoffice bei der großen Mehrheit von 78% keine Nachteile. Mehr als zwei Drittel (68%) sagen, dass sie zuhause produktiver seien, also „mehr in der gleichen Zeit schafften“. Aber immerhin 37% sagen auch, dass ihnen die für die Arbeit wichtigen Informationen fehlten, weil sie Kollegen und Vorgesetzte nicht regelmäßig sähen.
Wie gut Deutschland auf Homeschooling vorbereitet war, fragte die Studie bei Haushalten mit schulpflichtigen Kindern ab. 92% dieser Haushalte gaben an, dass bei ihnen die technischen Voraussetzungen, also PC/Tablet und Internetanschluss, für Homeschooling gegeben seien. Allerdings sagen rund 17%, dass sie für einen reibungslosen Unterricht zuhause Geld investieren müssten, das aktuell nicht zur Verfügung stehe. 30% der Eltern geben an, dass sie sich mit der Betreuung bei den Schulaufgaben überfordert fühlten.
Küche zählt zu den Gewinnern ^
Auch das Freizeitverhalten in Corona-Zeiten war Thema der Studie. Einige Aktivitäten gewannen deutlich an Attraktivität. Ganz vorne liegt das Internet: 38% der Befragten sagen, dass sie nun häufiger online unterwegs seien. Auf Platz zwei folgt eine Zunahme von Fahrradfahren und Spazierengehen mit 33%. Weitere Gewinner sind Mediatheken und Streaming-Dienste (+ 30%), klassisches Fernsehen (+26 %) sowie Videospiele (+11 %). Auch die kreative Beschäftigung in der Küche gehört zu den Gewinnern: 27% der Befragten sagen, dass sie nun häufiger kochten und backten.