Im Fußball kann ein Trainerwechsel einen neuen Spirit, einen Umkehrschub, jede Menge neue Motivation bewirken. In Wirtschaftsunternehmen ist das kaum anders. Erstmals präsentierte Dr. Karsten Wildberger, seit August als CEO von Ceconomy und MediaMarktSaturn auf der Kommandobrücke, Mitte August die aktuellen Quartalszahlen des Branchenriesen.
Dabei gab es zwar auch ein paar bittere Pillen – 13 MediaMarkt- und Saturn-Filialen sollen noch in diesem Geschäftsjahr (bis zum 30. September) geschlossen werden -, insgesamt indes überwogen die guten Nachrichten. So gab der Elektronikhändler auch erstmals seit langer Zeit wieder einen belastbaren Ausblick.
Wildbergers erster Eindruck bei Ceconomy: „Das Unternehmen ist grundsätzlich auf dem richtigen Weg, aber es gibt sehr viel zu tun.“ Und weiter: „Wir sind trotz widriger Umstände im Umsatz gewachsen und sind bei der Umsetzung unserer Strategie weiter vorangekommen.“ Zu den Stärken des Unternehmens zählen für Wildberger „eine sehr motivierte Belegschaft und ein starker Teamgeist“, eine konsequente Umsetzung der Strategie, dass Consumer Electronics mit Leidenschaft und Expertise gelebt werde und sich daraus gute Wachstumsmöglichkeiten ergeben.
Wildberger, zuletzt Chief Operating Officer bei der E.ON SE, sieht für MediaMarkt und Saturn viele Chancen, wenn das Einkaufserlebnis noch attraktiver und kundenorientierter gestaltet wird, die Omnichannel-Erfahrung weiter gestärkt und Online und Offline stärker verzahnt werden, sich der Führungsanspruch beim ”Category Management” weiterentwickelt, die Kundenbeziehungen vertieft und die Möglichkeiten des CRM ausgeschöpft werden sowie die Wachstumspotenziale bei Services ausgebaut werden.
Vor diesem Hintergrund wagte Ceconomy nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres wieder eine konkrete Prognose. Für das Geschäftsjahr 2020/21 (bis Ende September) erwartet die Konzernmutter von MediaMarkt und Saturn einen leichten bis moderaten währungsbereinigten Anstieg des Gesamtumsatzes. Wir erinnern uns: Im Vorjahr hatte der Konzern etwa 20,8 Mrd. EUR erlöst.
Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern rechnet das Management jetzt mit 210 bis 250 Mio. EUR Gewinn nach 236 Mio. EUR im vergangenen Geschäftsjahr. Indes: Die Unsicherheiten mit Blick auf die weitere Pandemie-Entwicklung blieben angesichts der schwankungsanfälligen Vorgaben und Regeln bestehen.
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 hat sich Ceconomy trotz der deutlich längeren Lockdown-Situation in Deutschland insgesamt stabil entwickelt. Im Zeitraum Oktober 2020 bis Juni 2021 erzielte das Unternehmen einen Konzernumsatz von 16,2 Mrd. EUR, was währungs- und portfoliobereinigt einem Anstieg von 5,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Beim bereinigten EBIT konnte das Unternehmen mit 106 Mio. EUR indes nicht ganz das Niveau des Vorjahres erreichen (9M 2019/20: 113 Mio. EUR).
Auch im dritten Quartal waren die Corona-Einschränkungen zu spüren. Trotzdem gelang es, den Umsatz in diesem Zeitraum um 8% auf 4,4 Mrd. EUR zu steigern (Q3 2019/20: 4,1 Mrd. EUR). Das Wachstum im dritten Quartal ist vor allem auf eine weiterhin dynamische Entwicklung im Online-Geschäft und auf eine anhaltend hohe Kundennachfrage in Spanien, Italien und der Türkei zurückzuführen.
Dadurch konnte Ceconomy den COVID-19-bedingten Umsatzrückgang im Kernmarkt Deutschland überkompensieren. Hier wurde das stationäre Geschäft auch in weiten Teilen des dritten Quartals von den COVID-19-bedingten Einschränkungen beeinträchtigt. Das bereinigte EBIT ist im Quartalsvergleich auf -93 Mio. EUR (Q3 2019/20: –45 Mio. EUR) gesunken. Ein Hauptgrund für den Ergebnisrückgang ist die Normalisierung der Kostenbasis. Im Vorjahr wurde das bereinigte EBIT durch COVID-19-bedingte staatliche Unterstützungsleistungen wie Kurzarbeitergeld positiv beeinflusst.
Dr. Karsten Wildberger: „Wir haben uns für die Zeit nach Corona gut vorbereitet, um unsere Chancen über alle Kundenkanäle zu nutzen. Denn eines steht fest: Der Markt für Consumer Electronics ist und bleibt ein attraktiver Wachstumsmarkt.“
Auch im 3. Quartal 2020/21 hat Ceconomy seinen Wachstumskurs im Online-Geschäft fortgesetzt und das bereits hohe Vorjahresniveau noch mal um 3,3% übertroffen. Damit lag der Online-Umsatz bei rund 1,5 Mrd. EUR. Insgesamt lag der Online-Anteil am Gesamtumsatz bei über einem Drittel! Zum Vergleich: Im Q3 2018/19 hatte der Anteil noch bei 13 % gelegen – bei einem Umsatz von 594 Mio. EUR. Die Pick-Up Rate hat sich in diesem Quartal deutlich erholt – insgesamt nutzten rund 43% der Kunden die Möglichkeit, ihre bestellten Waren im Markt abzuholen (Q3 2019/20: 32%).
Im Neun-Monats-Vergleich zeigt sich das starke Wachstum des Online-Geschäfts noch prägnanter: Mit 5,9 Mrd. EUR lag der Online-Umsatz um 75,1% über dem Vorjahr (9 Monate 2019/20: 3,4 Mrd. EUR). Im Geschäft mit Services & Solutions kommen Ceconomy und MediaMarktSaturn wieder voran und verzeichneten im 3. Quartal eine Umsatzerhöhung um 7,9% auf rund 243 Mio. EUR. Der Anteil von Services & Solutions ist im Quartal gestiegen und betrug 5,5% des Gesamtumsatzes. Damit erreichte das Geschäft mit Services & Solutions das Anteilsniveau des Vorjahres – trotz des langen Lockdowns.
Positiv entwickelten sich insbesondere die Vermittlung von Garantieverlängerungen sowie das Service- und Dienstleistungsangebot an den Smartbars. Auch das Geschäft mit Online-Services legte zu. Ceconomy treibt derweil die Digitalisierung seines Geschäftsmodells insgesamt weiter voran – online wie auch in den stationären Märkten. Im Zuge dieser Entwicklung werden die Digitalkompetenzen gezielt ausgebaut und 150 neue Stellen für Software- und App-Entwickler geschaffen.
Basierend auf der bisherigen Geschäftsentwicklung und den derzeitigen Erkenntnissen, insbesondere zu Nachholeffekten und dem Kundenverhalten seit Wiedereröffnung der Märkte, hat Ceconomy die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 aktualisiert. Das Unternehmen rechnet für das Geschäftsjahr 2020/21 insgesamt mit einer leichten bis moderaten Verbesserung des Umsatzes.
Mitte Februar 2021 hatte Ceconomy aufgrund erhöhter COVID-19-bedingter Unsicherheiten und der weiteren Verlängerung des Lockdowns in Deutschland die Prognose zunächst ausgesetzt. Der jetzt vorgelegte Ausblick erfolgt unter der Annahme, dass es zu keinen neuen Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres kommt.
Den im Mai 2020 geschlossenen syndizierten Kreditvertrag mit Beteiligung der KfW hat Ceconomy beendet und mit der Implementierung von neuen an Nachhaltigkeitskriterien gebundenen Kreditfazilitäten in Höhe von 1,06 Mrd. EUR seine Finanzierungsstruktur für die Zeit nach der Pandemie aufgestellt. Zusammen mit der kürzlich erfolgten Begebung einer fünfjährigen Anleihe in Höhe von 500 Mio. EUR hat sich das Unternehmen die notwendige finanzielle Flexibilität verschafft, um seinen Liquiditätsbedarf auch in künftigen Ausnahmesituationen decken zu können.
„Wir haben sicherlich noch Verbesserungspotenzial, aber unsere operative Entwicklung ist insgesamt positiv. Ob bei Umsatz, Kosten oder unserer Transformation – der Trend zeigt in die richtige Richtung, trotz schwieriger Rahmenbedingungen“, sagt Florian Wieser, CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn.
Und weiter: „Wir haben die KfW-Kreditlinie zu keiner Zeit in Anspruch nehmen müssen und unsere Finanzierungsstruktur nachhaltig neu geordnet. Wir sind dabei sehrumsichtig vorgegangen, denn die weitere Entwicklung ist mit Blick auf die langfristigen Auswirkungen der Pandemie oder auch hinsichtlich der angespannten Situation in den internationalen Lieferketten mit einigen Unsicherheiten verbunden.“
Auf Nachfrage bestätigte Wieser die Schließung einer Reihe von Filialen in Deutschland. Insgesamt würden in dem noch bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 13 Media-Markt- und Saturn-Filialen in Deutschland geschlossen, sagte der Finanzvorstand. Nach Medienberichten geht es hierzulande u.a. um Filialen in Düsseldorf (bereits geschlossen), Göttingen, Fürth, Gelsenkirchen, Essen und Münster. Dazu addieren sich 10 bis 15 Filialen in Ausland. Wieser bemühte sich gleichzeitig, die Sorgen für weitere Schließungen, gar eine Schließungswelle zu zerstreuen. Es sei kein größeres Restrukturierungsprogramm geplant. Im Gegenteil: Insgesamt werde es in Zukunft eher mehr als weniger Standorte geben.
Über die vier neuen Marktformate bei MediaMarkt und Saturn, die den nach der Pandemie und durch die digitale Transformation veränderten Kundenbedürfnissen Rechnung tragen sollen, hat infoboard.de bereits im letzten Business-Newsletter berichtet. Den Beitrag lesen Sie hier.
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