Die Software von „OrderThis“ fungiert als Verbindungselement zwischen Onlineshops und internetfähigen Haushaltsgeräten – zum Beispiel Geschirrspülern, Kaffee- oder Waschmaschinen – und soll Otto zur Einkaufsstätte für Zusatzprodukte von smarten Geräten machen. Im ersten Pilotprojekt können Geschirrspüler mit Home Connect – beispielsweise der Marke Bosch – Tabs bei Otto bestellen. „Zukünftig werden Haushaltsgeräte ohne Internetzugang aussterben. Unter dem Label ‚Otto ready‘ machen wir deswegen Geräte und Plattformen fähig, sich mit Otto zu verbinden und freuen uns auf viele weitere Kooperationen im Bereich IoT“, sagt Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Otto.
Otto ist längst auch ohne Katalog denkbar und wächst als Onliner zum neunten Mal in Folge, schickt sich zudem an, Amazon auf dem deutschen Markt langfristig wie nachhaltig die Stirn zu bieten. Das Hamburger Unternehmen prognostiziert für das Geschäftsjahr 2018/19 eine Umsatzsteigerung um 8 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro. Otto wird im neuen Geschäftsjahr weitere rund 100 Millionen Euro in die Weiterentwicklung zur Plattform investieren. Dazu zählt eben auch der Kauf des IoT-Startups „OrderThis“.
Jörg Heinemann beschäftigt sich in seiner Rolle als „Principal“ bei Otto mit digitalen Innovationen und erklärt im Gespräch über das Smart Home, wohin bei Otto die Reise geht.
Wenn bei Ihnen zu Hause etwas nicht fehlen darf, dann ist es eher Kaffee oder Tee?
Kaffee! Unsere Kaffeemaschine ist mit der „Home-Connect“-Plattform verbunden und so kann ich per App oder sogar Sprache einen Kaffee bestellen und sehen, wenn die Bohnen zur Neige gehen.
Wie steht es mit der Spülmaschine daheim – ist diese schon mit „Otto ready“ verbunden?
Natürlich. Noch sind sechs Spültabs vorhanden. Es dauert also nicht mehr lange, bis sich die Spülmaschine meldet und ich über Otto ready neue bestellen kann.
Wie smart ist denn Ihr Zuhause?
Sehr smart. Vom Schloss über die Markisen, die Heizung und den Rasenmäher – alles ist vernetzt.
Was ist die Funktion von „Otto ready, was steckt genau dahinter?
Wir verbinden vernetzte Haushaltsgeräte der Hersteller über deren eigene Steuerungs-App mit unserem Produkt Otto ready. Konkret bedeutet das bei Otto ready, dass die Spülmaschine vorher schon weiß, wann die Tabs leer sein werden und dem Besitzer einen Hinweis gibt. In die Steuerungs-App bekommt man dann die Benachrichtigung.
Was Otto nun schafft: die Benachrichtigung in eine Bestellung umzuwandeln. Ist die Anmeldung einmal eingerichtet, sagt einem das Smartphone per Push-Nachricht, dass der Vorrat knapp wird, und der Kunde kann mit nur einem Touch sein Haushaltsprodukt nachbestellen. Otto liefert dann zuverlässig und zu marktüblichen Preisen Nachschub.
Bosch und Siemens Hausgeräte sind die ersten, die mit „Otto ready“ zusammenarbeiten. Wie kam es dazu?
Bereits im Sommer 2018 sind Otto und Bosch eine Kooperation miteinander eingegangen. Mit Boschs vernetzbaren Hausgeräten kann man künftig eben nicht nur steuern, kontrollieren oder den Kundenservice aus der Ferne rufen, es lassen sich auch Klarspüler, Tabs, Salz und Maschinenreiniger prüfen und dann über Otto ready nachbestellen. Bei Bedarf lässt sich per App also manuell der eigene Vorrat verwalten. Wir sorgen für das passende Sortiment zum Gerät und so kann der Kunde schnell und einfach seine Geschirrspültabs oder Kaffeebohnen bestellen. Natürlich sprechen wir jetzt schon mit anderen Herstellern, die wir interessant finden und die auch Otto ready spannend für ihr Produkt finden.
Haben Sie sich bewusst gegen den Aufbau einer App entschieden?
Wir haben aus Kundensicht gedacht und uns gefragt, ob der Kunde noch eine App braucht oder ob es nicht sinnvoller ist, die Hersteller mit einzubeziehen. Wenn ich eine vernetzte Spülmaschine besitze, dann habe ich die App des Herstellers. Genau dort, wo ich die Spülmaschine einstellen kann, wollen wir mit Otto ready sein und Hilfestellungen bieten und vor allem dem Kunden Erleichterung verschaffen. Kurz: Wir sind also da, wo es der Kunde erwartet.
Neben den Geräte-Herstellern treten auch Google oder Apple an, Lösungen für das Smart Home zu entwickeln. Spezialisiert man sich mit Otto ready auf das Segment Haushaltsgeräte?
Wir halten die Augen auch in allen anderen Bereichen offen. Alles, was zum Zuhause der Menschen passt, passt auch zu Otto ready. Sehr spannend sind Rasenmäher-Roboter, Druckerpatronen, aber auch Zahnbürstenköpfe ließen sich integrieren. Alles, was in und um das eigene Heim passiert, ist von Interesse für uns.
Wie unterscheidet sich Otto ready von den zuletzt verbotenen Dash Buttons?
Der große Unterschied ist, dass man bei Otto ready den Preis vor der Bestellung angezeigt bekommt. Hier herrscht ganz klare Preistransparenz gegenüber unseren Kunden. Dazu kommt, dass sie sich verschiedenen Spültabs aussuchen können und nicht auf eine Marke festgelegt werden.
Wenn Sie sich in Ihrem Smart-Home umsehen, welcher Punkt ist der größte Nachteil beim vernetzten Wohnen?
Ich habe allein 16 Apps für meine unterschiedlichen Geräte und Funktionen. Es gibt meiner Meinung nach zu viele Insellösungen, so dass eine smarte Gesamterfahrung für den Kunden noch nicht oder nur mit viel Engagement möglich ist. In den nächsten Jahren wird sich im Markt und bei Otto aber einiges tun und es wird sicherlich einfacher für jeden von uns, sein Heim bedienen zu können, sodass es wirklich einen Mehrwert für die Bewohner gibt.
Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis der größte Teil der Deutschen smarte Hausgeräte zu Hause besitzt und Smart Home wirklich aktiv täglich nutzen wird?
Samsung sagt, dass bis 2020 kein Gerät mehr vom Band geht, was nicht vernetzbar ist. BSH rechnet mit 2022, und ich würde sagen, dass 2025 Smart Home Standard in deutschen Haushalten ist. Wir können also anfangen, uns auf eine spannende neue Zeit zu freuen.
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