Siemens gehört ins Portfolio ^
In Europa ist die BSH mit einem Marktanteil von 26 % seit vielen Jahren die Nummer eins, weltweit stieg der Marktanteil zuletzt von 9 auf 10%. Damit stellt man sich im globalen Ranking der Hausgerätehersteller zwar hinter Whirlpool aber neuerdings knapp vor Electrolux auf’s Treppchen. Allerdings ist in der bayerischen Landeshauptstadt jetzt schwäbisches Understatement eingezogen. Keine Zahlen zum Ertrag, und einen transparenten Geschäftsbericht sucht man auch vergeblich. In einer Fußnote liest sich das dann so: „Als hundertprozentige Tochtergesellschaft weist die BSH ab sofort die Finanzkennzahlen aus, die bei der Muttergesellschaft Robert Bosch GmbH üblich sind.“
Apropos Bosch: Von der Komplettübernahme durch Bosch, die bekanntlich dem langjährigen Joint-Venture-Partner Siemens seine Anteile an der BSH abgekauft hatte, könne BSH technologisch profitieren, sagte BSH-Chef Karsten Ottenberg in München. Als ein unabhängiger Teilkonzern genieße die BSH ein „Höchstmaß an operativer Freiheit“. Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen habe die Komplettübernahme nicht gehabt. Die Marke Siemens wolle man auch langfristig weiter nutzen. Otterberg über die Marke Siemens: „Die bleibt im Portfolio und gehört auch langfristig zur BSH.“
Voll auf Kurs ^
Bei ihren ambitionierten Wachstumsplänen setzt die BSH verstärkt und konsequent auf vernetzte Hausgeräte. Derzeit sei der Umsatzanteil vernetzter Backöfen, Waschmaschinen oder Kühlschränke zwar noch relativ klein. Doch bereits in zwei Jahren sollten alle Produkte, die neu auf den Markt gebracht werden, dafür ausgelegt sein, sagte Ottenberg, Vorsitzender der BSH-Geschäftsführung. Hier dürfte dann künftig auch einer der Schwerpunkte der Ausgaben für Forschung und Entwicklung liegen.
„2015 war das bisher erfolgreichste Jahr in der Geschichte der BSH. Darauf sind wir sehr stolz, insbesondere weil wir die Wachstumsdynamik der Vorjahre nicht nur bestätigt, sondern sogar beschleunigt haben“, erklärte Ottenberg. Und: „Wir liegen mit Blick auf unser langfristiges Wachstumsziel – 20 Milliarden Euro Umsatz bis 2025 – voll auf Kurs. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir uns weiterhin in allen Märkten konsequent auf die spezifischen Wünsche der Konsumenten ausrichten. Das gilt insbesondere für die neuen Lösungen im vernetzten Zeitalter.“
Zur positiven Umsatzentwicklung der BSH haben alle Regionen beigetragen. Im als gesättigt geltenden Markt Europa konnte die BSH ihre Marktführerschaft stärken und den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 6 % (7,7 % in Euro) steigern. Derweil geht die Nachfrage nach Premium-Produkten in der Region Nordamerika durch die Decke: Auf der anderen Seite des Teiches verzeichnen die Münchener ein Umsatzplus von 26 % (47,8 % in Euro). Selbst in der eher labilen Region Türkei, Mittlerer Osten, Afrika & GUS blieb die Umsatzentwicklung trotz wirtschaftlich herausfordernder Rahmenbedingungen (Russland, Ukraine-Krise.) stabil: In den jeweiligen Landeswährungen kommt die BSH hier um 3,3 % voran, in Euro betrachtet sinkt der Umsatz allerdings um 8,7 %. Angekurbelt insbesondere durch einen positiven Geschäftsverlauf in Indien hat die BSH in der Region Asien/Pazifik den Umsatz um 11,6 % (16,7 % in Euro) gesteigert.
Digitalisierung als Treiber ^
2015 hat die BSH 450 Mio. Euro in die Forschung und Entwicklung investiert. Im Verhältnis zum Umsatz entspricht dies einer Quote von vier Prozent und einer deutlichen Steigerung der Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um 20,6 % (2014: 373 Mio. Euro). Schwerpunkte der Investitionen waren einerseits Produkte und Lösungen vernetzter Hausgeräte für das Segment Home Connect. Andererseits wurde weltweit in den Ausbau der Portfolios und in die Fertigungen investiert. So legte die BSH 2015 in Chuzhou/China den Grundstein für die erste Geschirrspülerfabrik, in der speziell für den chinesischen Markt produziert werden soll.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die BSH die Firma Fagor Mastercook in Polen übernommen. Anfang 2017 startet die BSH in Wroclaw mit zwei Produktionslinien für den europäischen Markt.
Die Digitalisierung und Vernetzung von Hausgeräten kann die Erwartungshaltung von Konsumenten grundlegend verändern. Es geht hierbei nicht mehr nur um den Kauf eines einzelnen Hausgerätes, sondern um das intelligente Zusammenspiel vernetzter Lösungen, die einen unkomplizierten und smarten Alltag im Haushalt ermöglichen. Mit Home Connect hat die BSH eine nach eigenen Angaben „im Markt bislang einzige Lösung für Hausgeräte“ etabliert, mit der unterschiedliche Geräte verschiedener Marken über nur eine App gesteuert werden können. Bis Ende 2015 war Home Connect bereits in Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg sowie China verfügbar.
Attraktive Marktpotenziale ^
Die Home Connect Plattform wird dieses Jahr zudem als digitales Ökosystem für externe Entwickler geöffnet. Ein Software Development Kit (SDK) wird voraussichtlich ab Juni 2016 auch externen Entwicklern als Schnittstelle für die eigene Entwicklung und Vernetzung von Apps in Home Connect zur Verfügung gestellt. Zudem hat die BSH neue Partner ins Boot geholt: So wird beispielsweise das Unternehmen „Kochhaus“ Teil des Ökosystems und in seiner App die Home Connect-Schnittstelle integrieren. Konsumenten können damit zukünftig Einstellungen aus Kochhaus-Rezepten direkt auf ihren Backofen mit Home Connect-Funktion übertragen. Weitere Partner sollen zur IFA im herbst dazu kommen. Ebenfalls zur IFA 2016 wird die App WeWash vorgestellt: Sie soll Konsumenten eine attraktive Lösung bieten, das Wäschewaschen einfacher und zeitsparender zu organisieren. WeWash ist ein Spin-Off der BSH und agiert als eigenständige GmbH. Mit Spin-Offs wie WeWash geht die BSH neue Wege, um attraktive Marktpotenziale schnell und zielorientiert zu erschließen.
Nachgefragt I: We are BSH ^
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Bosch?
Karsten Ottenberg: „Sehr konstruktiv und positiv. Wir haben als weitestgehend unabhängiger Teilkonzern der Bosch-Gruppe die Freiräume, die wir zur erfolgreichen Umsetzung unserer Strategie brauchen. Gleichzeitig entdecken wir auf beiden Seiten, dass es viele gemeinsame Themen gibt – gerade auch im Bereich Innovationen. Das macht besonders viel Spaß. Von daher profitieren wir von einander, lernen miteinander und arbeiten immer besser zusammen.
Sie haben Ihr Unternehmensleitbild erneuert und unter die Überschrift „We are BSH“ gestellt. Das könnte man auch so interpretieren, als wollten Sie sich von Bosch abgrenzen?
Karsten Ottenberg: „Ganz im Gegenteil. Wir haben bei unserer Leitbildarbeit festgestellt, wie eng wir beieinander sind. Die Werte, die Bosch prägen, sind auch für uns die Basis unseres Handelns. Deshalb gibt es bei den Werten auch keine Unterschiede in den beiden Leitbildern. Mit „We are BSH“ machen wir aber deutlich, was für uns wichtig ist und was uns besonders macht.“
Nachgefragt II: Markenportfolio ^
Die BSH verfügt über ein großes Markenportfolio, angefangen bei den Globalmarken Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff über „Local Hero“-Marken bis hin zu den Labelmarken. Welchen Nutzen hat diese Vielfalt für den Konsumenten?
Matthias Ginthum: „Wir wissen, dass die Konsumenten ganz unterschiedliche Emotionen, Lebensgewohnheiten, Bedürfnisse und Erwartungshaltungen haben. Das führt dazu, dass Kunden bei der Auswahl eines Hausgeräts unterschiedliche Ansprüche und Vorstellungen haben. Für manche Kunden steht die Qualität im Vordergrund, bei anderen das Design oder die technische Ausstattung. Wir haben unsere Marken so positioniert, dass wir unterschiedliche Kundenwünsche optimal abdecken.Mit unserem Markenportfolio sprechen wir diese unter schiedlichen Wünsche und Erwartungen passgenau an.“