Besonders spannend: „Die weiße Ware zieht den Markt“, bilanzierte BVT-Geschäftsführer Willy Fischel bei einem Pressegespräch in Köln vergangene Woche. Der derzeitige Immobilienboom, verbunden mit dem Trend zur Küchenmodernisierung und Hausgeräten der neuesten Generation mit einem deutlichen mehr an Komfort, sorgen dafür, dass das Geschäft deutlich an Fahrt aufnehme. Unter dem Strich erwartet der BVT mit 57,3 Milliarden Euro in 2016 eine Marktentwicklung auf Vorjahresniveau (2015: 58,1 Mrd. Euro).
BVT-Geschäftsführer Willy Fischel: „Technik ist sexy. Es wird größer und schärfer. Die Konsumenten wollen mehr: größere Bildschirme, super Sound und eine Profiküche.“ Der Gesamtmarkt, den der BVT abdeckt, umfasst Konsumelektronik, Foto, Groß- und Kleingeräte, Telekommunikation, Informationstechnik und Bürobedarf. Gut 20 % des Jahresumsatzes erzielt die Branche übrigens in diesen Wochen, den Monaten November und Dezember.
Noch nie wurde aus so vielen Perspektiven gefilmt, findet Fischel. Mit einer robusten Action Cam werden spannende sportliche Erlebnisse dokumentiert und mit Videodrohnen tolle Luftaufnahmen gemacht. „Der neueste Schrei sind aber 360 Grad-Kameras, bei denen dank zweier Kamera-Weitwinkelobjektive die Welt rundum in alle Richtungen gleichzeitig gefilmt werden kann. Damit wird jetzt jeder zum Produzenten einer eigenen virtuellen Realität.“
Zuletzt stieg bereits das Interesse der Konsumenten an Virtual Reality-Brillen, die die Sicht auf eine solche Rundumwelt erst möglich machen: Bereits ca. 50.000 VR-Brillen mit fest eingebautem Display wurden bis Oktober 2016 abgesetzt. VR-Brillen, bei denen ein entsprechendes Smartphone an der Brille befestigt wird, verkauften sich über 130.000 mal.
Jürgen Boyny, Global Director Consumer Electronics bei der GfK Retail and Technology: „Beide Arten von VR-Brillen werden im Weihnachtsgeschäft deutlich zulegen. Je mehr Videos und Games im VR-Modus erlebt werden können, umso mehr Brillen werden gekauft. Und 360 Grad-Kameras, mit denen jeder seine eigenen Video- und Foto-Inhalte in Rundumansicht aufnehmen kann, befeuern den VR-Trend.“
Auch die Begeisterung der Deutschen für Videodrohnen hielt in 2016 an. Neben den Spielzeug-Quadrocoptern gönnen sich die Erwachsenen bis zum Jahresende voraussichtlich 300.000 anspruchsvolle Kameradrohnen (+76 %). Action-Cams bleiben gefragt: Mit 670.000 Stück werden in 2016 wahrscheinlich 17 % mehr verkauft als noch im Vorjahr. Kommt allerdings hier eine (immer lauter geforderte) gesetzliche Regelung, könnten sich diese Zahlen schnell pulverisieren.
Die Fernsehbildschirme in deutschen Wohnzimmern werden immer größer: Mehr als die Hälfte aller verkauften TV-Bildschirme haben bereits eine Bildschirmdiagonale von über 125 cm (50 Zoll). Noch in den 90er Jahren waren Diagonalen von 81 cm (32 Zoll) Standard. Fischel: „Große Gefühle brauchen eine große Leinwand. Heimkino funktioniert nur mit großen Bildschirmdiagonalen – und entsprechend steigen auch die Anforderungen an die Bildqualität. Nach Full-HD wird Ultra-HD jetzt zum Standardkriterium beim Kauf des neuen Fernsehers. Und dank der in 2016 neu eingeführten UHD-Player können jetzt auch Filme ultrahochauflösend genossen werden.“
2016 wird als das UHD-Jahr in die Fernsehgeschichte eingehen. „Denn“, so Boyny, „ultrahochauflösende Geräte kamen im November 2016 bereits auf einen Marktanteil von 60 %. Dank größerer Geräte mit höherer Auflösung werden die Deutschen in diesem Jahr auch wieder mehr je Gerät investieren.“ Unterm Strich rechnet die TV-Branche – auch dank Fußball-Europameisterschaft – das erste mal seit fünf Jahren wieder mit einem positiven Ergebnis.
Beim Antennenfernsehen findet aktuell eine kleine Revolution statt: Mit dem neuen Standard DVB-T2 HD können bis zur vollständigen Umstellung in den Ballungsräumen bis Ende März 2017 erstmals öffentlich-rechliche und private Programme hochauflösend geschaut werden. Viele Konsumenten fragen heute schon im Handel, welche Produkte sie benötigen. Neue Fernseher-Generationen haben die neue Technik bereits integriert, alternativ kann eine zusätzliche Settop-Box den Empfang sichern. Der Handel hat sich auf den Konsumentenansturm zum Jahresanfang 2017 vorbereitet.
Vor allem innovative Elektrokleingeräte, die den Alltag einfacher und komfortabler machen, sind laut Boyny gefragt: „Elektrische Zahnbürsten, die per Smartphone-App verbunden sind und überwachen, ob alle Zähne geputzt werden, erlebten in 2016 ihren Durchbruch. Voraussichtlich 400.000 Stück dieser intelligenten Zahnbürsten werden die Deutschen in diesem Jahr kaufen. Das sind 75 % mehr als im Vorjahr.“ Roboterstaubsauger machen im Haushalt Karriere: Allein in diesem Jahr sollen 350.000 Stück verkauft werden (+30 %).
Auch Gesundheit bewegt die Konsumenten: 1,2 Millionen Smartwatches und 1,4 Millionen Fitness Tracker sollen bis zum Jahresende über die Ladentische gehen. Fischel sieht derweil auch beim Kaffeetrend kein Ende in Sicht, im Gegenteil: „Die Deutschen sind eine Kaffeenation und trinken mehr Kaffee als die Italiener. Seit der Jahrhundertwende wollen immer mehr Deutsche ihren Espresso und Cappuccino auch zuhause genießen – ob aus der Kapsel oder aus dem Kaffeevollautomaten. Die Begeisterung kennt (noch) keine Grenzen: In 2016 werden die Deutschen mehr als 1 Million Kaffeevollautomaten kaufen und damit 10 % mehr als im Vorjahr.“
Viele stationäre Händler nehmen das Onlinewachstum mit. So verdoppelte sich ihr Internet-Marktanteil in den letzten fünf Jahren von 5 % in 2011 auf 11 % in 2016. Die Kunden wollen Multichannel und der Handel investiert in seine Zukunft. Das Ladenregal wird verlängert durch Verkaufsterminals und Tablets im Ladengeschäft. Fischel: „Der Kunde ist immer König – egal ob stationär oder online. Viele Händler zeigen ihren Kunden im Onlineshop in Echtzeit an, ob Ware im stationären Geschäft verfügbar ist. Die Kunden können dann Ware online bestellen oder reservieren und diese dann im Geschäft abholen, Beratung vor Ort inklusive.“
Der technische Handel investiert in den Point of Sale und macht den Verkaufsraum zur Erlebniszone. Neue Technologien brauchen Raum zum Ausprobieren: Bei Virtual Reality-Brillen oder 360 Grad-Kameras verdeutlicht der persönliche Test den Spaß und Kundennutzen am besten. „Die Faszination von Drohnen entsteht beim Fliegen, von Hooverboards und Scootern beim Fahren“, so Fischel. „Bei vielen Neuheiten entstehen die Kaufimpulse beim Ausprobieren. Demo-Filme und Features kann man zwar online zeigen, aber hier spielt der Handel seine Stärke erst im stationären Geschäft voll aus.“
Der Einsatz modernster Technik beschränkt sich nicht auf das Verkaufssortiment: Die Zubehörwand erleichtert das Finden dank Tintenpatronen-Scanner und Lichtsignalführung, der Beratungsroboter bringt den Kunden vom Eingang bis zum gesuchten Produkt. Der Kunde als „Puppe“ wird dank 3D-Scanner und 3D-Drucker greifbare Realität und die Sounddusche simuliert Flugzeug- oder Straßenlärm, um die Auswahl des richtigen Noise Cancelling-Kopfhörers im Praxistest zu ermöglichen. Fischel fasst zusammen: „Sehen, Hören, Ausprobieren und Vergleichen – das ist es, was der Kunde im Fachgeschäft sucht und findet. Kombiniert mit persönlicher Fachberatung und individuellen Dienstleistungen.“ Fischel zeigte damit deutlich auf, wer im kommenden Jahr 2017 die Nase klar vorne haben wird: Der Erlebnishandel!
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