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Sparen! Ceconomys schwarzer Freitag und die Folgen

„Im ersten Jahr der Selbstständigkeit haben wir unsere Ziele klar erreicht – und das, obwohl wir uns mitten in einem massiven Transformationsprozess sowie in einem anspruchsvollen Umfeld befinden“, Pieter Haas, Vorstandsvorsitzender Ceconomy.
Der Start ins neue Geschäftsjahr 2017/18 ging für Ceconomy gründlich in die Hose. Bekanntlich war das so wichtige Weihnachtsgeschäft aufgrund der Rabattschlachten rund um den Black Friday deutlich schlechter als erwartet gelaufen (infoboard.de berichtete). Denn aus den Rabatt-Aktionen rund um den „schwarzen Freitag“ ergab sich eine Verlagerung von Dezemberumsätze in den wettbewerbsintensiveren November. Der bislang umsatzstärkste Tag der MSH-geschichte bleibt so mit einem bitteren Beigeschmack und gewaltigen Kater im Dezember behaftet. Insgesamt stieg der Umsatz von Ceconomy zwischen Oktober und Dezember im Vorjahresvergleich gerade mal um spärliche 0,6 % auf 6,9 Mrd. Euro.

Durch die Unternehmens-PR glatt gebügelt liest sich das dann so: „Die Ceconomy AG treibt nach dem verhaltenen Auftaktquartal ihre strategische Agenda weiter voran und beschleunigt ihre bereits eingeleiteten Maßnahmen, um die im Dezember 2017 kommunizierten Ziele für das Geschäftsjahr 2017/18 zu erreichen.“

30 Mio. EUR Kosten einsparen ^

Neben dem Wegfall von negativen Einmaleffekten aus dem Vorjahr will das Unternehmen in den kommenden Quartalen insbesondere von der Restrukturierung der MediaMarkt-Aktivitäten in Russland und Schweden und vom Wegfall operativer Verluste aufgrund der Schließung von redcoon-Landesgesellschaften profitieren. Zudem sollen in den Verwaltungseinheiten der Länder sowie in der Holding zusätzliche Kosteneinsparungen von insgesamt rund 30 Mio. Euro realisiert werden. Darüber hinaus hat Ceconomy mit den Länderorganisationen angepasste Ziele für die wichtigsten Treiber des Net Working Capital vereinbart und entsprechende Maßnahmen wie den Abbau von Vorräten sowie die Optimierung von Zahlungszielen definiert.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres stieg der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz von Ceconomy gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % auf rund 6,9 Mrd. Euro (Gesamtumsatz: plus 0,6 %). Das Ergebnis (EBITDA) lag mit 315 Mio. Euro um 51 Mio. Euro unter der entsprechenden Vorjahresperiode (Q1 2016/17: 366 Mio. Euro vor Sonderfaktoren), das EBIT bei 258 Mio. Euro und damit um 49 Mio. Euro niedriger als im Vorjahr (Q1 2016/17: 308 Mio. Euro vor Sonderfaktoren). Die Veränderung des Net Working Capital war um 401 Mio. Euro niedriger als im Vorjahr. Aufgrund der signifikanten Abweichung dieser Ergebnisse von den Markterwartungen hatte das Unternehmen bereits am 18. Januar 2018 vorläufige Zahlen für das erste Quartal 2017/18 veröffentlicht.

Haas: Ergebnisrückstand aufholen ^

„Das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres war das Quartal der gemischten Gefühle. Einerseits war der Black Friday der umsatzstärkste Tag in der MediaMarktSaturn-Geschichte. Anderseits waren die Dezemberumsätze rund um Weihnachten und das Dezemberergebnis nicht so stark wie erwartet. Jetzt geht es darum, den Ergebnisrückstand aufzuholen,“ so Ceconomy Vorstandsvorsitzender Pieter Haas. Wie das gehen kann, erläuterte Finanzvorstand Mark Frese: „Mit erhöhter Kostendisziplin, der Beschleunigung von bestehenden Maßnahmen und durch den Wegfall von negativen Einmaleffekten werden wir die durch das erste Quartal entstandene Lücke schließen. Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für das Gesamtjahr erreichen können.“

Ausschlaggebend für das niedrigere Ergebnis im ersten Quartal 2017/18 waren im Wesentlichen drei Faktoren. Diese sollen sich im weiteren Jahresverlauf teilweise ausgleichen und teilweise durch zusätzliche Maßnahmen kompensiert werden.

  • Durch den „Black Friday“ im November fielen die üblicherweise margenstarken Wochen rund um Weihnachten schwächer aus als im Vorjahr.
  • In Italien zeigen sich im Vorjahresvergleich negative technische Effekte, die aus hohen Ergebnisabgrenzungen für Rückvergütungen im ersten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres resultieren. Im weiteren Verlauf des Jahres 2016/17 waren die Umsätze in Italien dann geringer als erwartet, so dass die Abgrenzungen korrigiert werden mussten. Dementsprechend werden sich diese Effekte im weiteren Jahresverlauf ausgleichen.
  • Im Ergebnis des ersten Quartals 2017/18 wurden zudem die geplanten höheren Kosten für den Aufbau der Ceconomy AG Holding sichtbar. Auch hier wird der Effekt aus der geringeren Vergleichsbasis im Vorjahr im Jahresverlauf zurückgehen.

Online bleibt Wachstumsmotor ^

Auch dank der guten Entwicklung am Black Friday selbst hat das Online-Geschäft insgesamt sein Wachstum im Auftaktquartal 2017/18 fortgesetzt. So steigerten die beiden Vertriebsmarken MediaMarkt und Saturn ihre Online-Umsätze im Jahresvergleich um rund 22 %. Mit 11,7 % legte der Anteil des Online-Geschäfts am Gesamtumsatz weiter zu (Q1 2016/17: 10,5 %). Auch beim Ziel, das Geschäft mit Services & Solutions kontinuierlich auszubauen, kam Ceconomy im abgelaufenen Quartal gut voran. Insgesamt wurde hier der Umsatz um 6 % auf 407 Mio. Euro gesteigert. Per Ende Dezember lag der Anteil von Services & Solutions am Gesamtumsatz bei 5,9 % (Q1 2016/17: 5,6 %). Positiv entwickelte sich vor allem die Vermittlung von Versicherungen und Finanzierungen sowie Garantieverlängerungen und Reparaturdienstleistungen.

Ziele für Geschäftsjahr 2017/18 bestätigt ^

Auch wenn das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres hinter den Erwartungen des Vorstands geblieben war, bekräftigte Pieter Haas auf der ersten Hauptversammlung des Unternehmens vergangene Woche Mittwoch in Düsseldorf die Ziele für das Jahr 2017/2018. Ceconomy strebt 2017/18 unter anderem ein leichtes Wachstum des Gesamtumsatzes sowie eine Steigerung von EBITDA und EBIT im mindestens mittleren einstelligen Prozentbereich an.

Lernfähig zeigt sich Ceconomy offenbar beim Black Friday: Wie Haas in einer Telefonkonferenz mit der Presse zum 1. Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 sagte, will man die Sonderangebote am Schwarzen Freitag in Paketen mit zusätzlichen Serviceleistungen bündeln, damit zusätzliche Dienstleistungserträge erwirtschaftet werden. Nachdem man jetzt beim Black Friday im zweiten Jahr hintereinander Lehrgeld bezahlt hat, ist hier ein Umdenken auch dringend notwendig.

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