Es wäre wohl eh’ eher eine Vernunftehe anstatt einer Liebesheirat gewesen, jetzt haben Braut und Bräutigam die Flucht ergriffen und ihre Verlobung gelöst: Medimax und notebooksbilliger.de haben sich am Freitag vorvergangener Woche entschlossen, keine – wie noch Ende September geplant – gemeinsame Holding zu gründen und die operative Funktion beider Unternehmen teilweise zusammen zu legen.
Der nach eigenen Angaben umsatzstärkste deutsche Onlineshop für Elektronik, notebooksbilliger.de, und die stationäre Fachmarktkette Medimax, eine 100-%tige Tochter von ElectronicPartner, wollten noch vor zwei Monaten unter eine gemeinsame Decke schlüpfen, um die Stärken der Unternehmen im Online- bzw. stationären Geschäft zu bündeln. Durch den Zusammenschluss sollte ein Unternehmen mit mehr als 120 Standorten und einem Ziel-Umsatz von ca. zwei Milliarden Euro entstehen.
Die Pläne waren ambitioniert: „Uns treibt die Vision an, das Beste aus zwei Welten zu erschaffen“, sagte Oliver Ahrens, Vorstandsvorsitzender der notebooksbilliger.de AG. Und Frank Kretzschmar, damals noch Vorstand bei Medimax, ergänzte: „Die Kombination der Online-Vielfalt von notebooksbilliger.de mit der fachmännischen und lokalen Kompetenz der Medimax Märkte wird unsere Kunden begeistern.“
Tempi passati. Kretzschmar hat Medimax Anfang November vor dem Hintergrund des Zusammenschlusses, zu dem es nun nicht mehr kommt, verlassen. Zur Wahrheit gehört auch: Beide Unternehmen kamen in ihren Kerngeschäftsfeldern zuletzt nicht wirklich aus dem Quark. So wäre dieser Zusammenschluss vor allem auch ein Zweckbündnis gewesen, das der kaufmännischen Vernunft geschuldet gewesen wäre.
Was ist passiert? Arbeitsgruppen beider Unternehmen haben in den letzten Wochen intensiv an den operativen Details gearbeitet und die möglichen Synergien und die Ausrichtung des neuen Omnichannel-Unternehmens analysiert. Die Annahme, aus einem der erfolgreichsten und beliebtesten Onlinehändler und den beratungsstarken Medimax-Märkten ein neues, erfolgreiches Unternehmen zu gestalten, hat sich dabei als nicht belastbar erwiesen. Zu unterschiedlich sollen die Gene eines Online-Unternehmens wie notebooksbilliger.de mit seiner geradezu kultigen Start Up-Mentalität und eines traditionellen, gewachsenen Filial- und Franchiseunternehmens wie Medimax gewesen sein.
Das Fazit der Brautschau: „Im Rahmen der geplanten Zusammenführung würden beide Unternehmen vor diesem Hintergrund erhebliche Einschränkungen in den jeweils eigenen Stärken erfahren. Medimax und notebooksbilliger.de haben sich daher einvernehmlich entschlossen, die Transaktion nicht weiter zu verfolgen.“
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