Die Technik-Branche rechnet trotz angespannter Liefersituation mit einem erfolgreichen Weihnachtsgeschäft. Dies teilten der Handelsverband Technik (BVT) und die Marktforscher der GfK anlässlich ihrer Jahreswirtschafts-Pressekonferenz vergangenen Donnerstag in Köln mit. „Keiner muss in diesem Jahr nur Socken verschenken. Lieferengpässe wird es hinsichtlich des Weihnachtsgeschäfts geben, aber keine echte Krise“, so BVT-Geschäftsführer Steffen Kahnt.
Gibt es ein Produkt, das knapp wird? Kann es gar sein, dass es zu Hamsterkäufen kommt? Kahnt lächelt und antwortet: „Lassen Sie mich es so formulieren: Es kann schon sein, dass auf Bestellungen gewartet werden muss, in unserer Konsumgesellschaft sind wir das nicht mehr gewohnt. Aber zu Hamsterkäufen wird es eher nicht kommen“. Die Deutschen werden im Jahr 2021 voraussichtlich 68 Mrd. EUR für Technische Gebrauchsgüter ausgeben und damit 2% mehr als im Vorjahr. Der Gesamtmarkt umfasst Konsumelektronik, Foto, Elektrogroß- und -kleingeräte, Telekommunikation, Informationstechnik und Bürobedarf/Verbrauchsmaterial (B2C-/B2B-Vertriebskanäle).
Mit Blick auf die konsumentenbezogenen Verkäufe gemäß GfK Sales Tracking Daten (B2C-Kanal) sind im bisherigen Jahresverlauf 2021 bei der Weißen Ware folgende Trends zu beobachten:
Elektrokleingeräte: Starker Jahresauftakt
Der Markt für Elektrokleingeräte wächst mit +11 % auch nach den Lock-Downs weiter. Nach einem starken Jahresauftakt in den Monaten Januar bis April hat sich die Wachstumskurve seit Mai dieses Jahrs jedoch deutlich abgeschwächt. Ganz hoch im Kurs liegen Luftreiniger mit mehr als +100%, Heißluftfritteusen mit +39% und Kontaktgrills mit +41%. Zudem begehrt sind Espresso-Vollautomaten mit +16% sowie elektrische Zahnbürsten und Nass-Trocken-Sauger mit jeweils +21%. Auch Roboter-Staubsauger erfreuen sich mit +10% wachsender Beliebtheit.
Haushaltsgroßgeräte: Auf der Überholspur
Trotz der hohen Basis aus 2020 liegt der Umsatz für Elektrogroßgeräte in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 erneut +9% über dem Vorjahr. Die stärkste Performance zeigen aktuell Wäschetrockner, die vom bescheidenen Sommer mit überdurchschnittlich hohen Niederschlägen profitieren konnten und um 17% umsatzseitig zulegten. Nach wie vor hat weniger als jeder zweite Haushalt einen Trockner, so dass es hier weiteres Potential gibt. Der Trend geht außerdem weiter zu großvolumigen Geräten mit 8 oder 9 kg Ladekapazität.
Bei Waschmaschinen liegen Waschtrockner weiter im Trend und konnten im Umsatz um 11% zulegen. Zudem werden Waschmaschinen mit Dampffunktion immer stärker nachgefragt. Ihr Umsatzanteil stieg von 27% im Vorjahr auf 44% im aktuellen Jahr. „Neben der Minimierung von Falten ist das Thema Hygiene auch im Zuge von Corona stärker ins Bewusstsein der Verbraucher gerückt”, so Kahnt. Auch bei Waschmaschinen geht die Entwicklung weiter zu großvolumigen Geräten.
Bei Kühlgeräten liegen Side-by-Side-Geräte (+9% im Umsatz) und Multidoors (+55%) als Hingucker in der Küche weiter im Trend. In der Küche erleichtern Herde und Backöfen mit der Selbstreinigungsfunktion Pyrolyse den Verbrauchern das Leben. Bei den Kochfeldern wachsen Kochfelder mit integriertem Abzug dynamisch.
Smartwatches mit neuen Features
Wearables erfreuen sich mit +20% in Menge im aktuellen Zeitraum wieder höherer Wachstumsraten. In Wert wurde auf Grund gestiegener Durchschnittspreise ein sogar noch stärkeres Wachstum gemessen (+33%). Insgesamt wurden 2021 in den ersten acht Monaten 2,9 Millionen Geräte verkauft. Grund für den Preisanstieg sind erweiterte Funktionen mit Fokus auf Gesundheit und Sport. Neue Modelle checken jetzt das Stresslevel, verfügen über Sensoren für Sauerstoffsättigung, haben eine EKG-Funktion und überwachen den Schlaf.
Stationärer Fachhandel wächst online überdurchschnittlich
Die monatelangen Geschäftsschließungen zu Beginn des Jahres waren für den stationären Handel eine Herausforderung. Aber eine Herausforderung, an der er gewachsen ist: „Die stationären Fachhändler haben ihren Online-Verkauf weiter optimiert und konnten ihren Kunden so das Beste aus beiden Welten bieten”, sagte BVT-Vorsitzender Frank Schipper.
Das bestätigen die neuesten Zahlen: Der Online-Umsatz der stationären Händler ist deutlich gewachsen. Ihr Anteil legte von13 % auf insgesamt 17% Marktanteil zu. Die reinen Onlinehändler sind von 21% auf insgesamt 24% Marktanteil schwächer gewachsen als im Vorjahr. Nicht nur der erweiterte Verkauf über digitale Kanäle hat den Technik-Fachhandel gut durch die heiße Phase der Pandemie gebracht, sondern vor allem die enge Verbindung zum Kunden.
„Gerade den kleinen und mittleren Betrieben ist es durch ihre Kundennähe und Kreativität sehr gut gelungen, auch während der Schließung der Geschäfte den Draht zum Kunden zu halten. Regionale Verwurzelung und Dienstleistungsstärke der Betriebe haben sich in dieser Zeit ausgezahlt”, so Schipper.
Insgesamt gibt es nach Einschätzung des BVT eine dauerhafte Verschiebung in Richtung Online-Handel. Schipper: „Das Rad wird sich beim E-Commerce nicht zurückdrehen lassen. Aber die Zukunft liegt für den Handel unserer Branche in der Kombination aus stationärer Exzellenz und umfassender Online-Kompetenz.”