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Thermomix-Rekordbilanz: Das Wunder von der Wupper

Der Thermomix wird digital – und verstärkt damit noch intensiver den Community-Gedanken.
Meine Bankberaterin (Mitte 30, Mutter eines Sohnes) hat diese Woche Urlaub. Doch statt Kanaren oder Karibik geht es in die heimische Küche – „den Thermomix ausprobieren“sagt sie, der ihr nach Wochen des Wartens endlich „zugeteilt“ wurde. Dabei strahlt sie über beide Wangen, während ich ihr Katrin Bauernfeind zitiere, die in einem Interview mit der Rheinischen Post gesagt hatte, dass man nicht mehr jung ist, „wenn man sich auf Partys mit den meisten über den Thermomix unterhält und nicht mehr über Musik, Sex oder Alkohol. Die Küchenmaschine als Abschluss der Adoleszenz – das muss man erstmal hinkriegen. Vorwerk ist dieses Kunststück gelungen.“ Das lässt sich übrigens auch prima in der Unternehmensbilanz des Wuppertaler Familienunternehmens für das vergangene Jahr nachlesen, die letzten Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Erneut hat sich Thermomix als der Geschäftsbereich mit dem dynamischsten organischen Wachstum erwiesen. Das beachtliche Umsatzplus aus dem Vorjahr (Umsatzplus von 15 % auf 920 Mio. EUR) konnte nochmals in schwindelerregende Höhe gesteigert werden: Mit einem Wachstum von jetzt 49,4 % erreichte Thermomix einen Rekord-Umsatz in 2015 von 1,4 Milliarden Euro. Macht allein in Deutschland rund 400.000 Geräte per anno. Steuerte der „Wunderkessel“ im Jahr 2014 rund ein Drittel zum Gesamtumsatz bei Vorwerk bei, beträgt der Anteil für 2015 stolze 39 %, während die Kobold-Staubsaugersparte immerhin noch 30% zum Umsatz beiträgt. Das alles ist umso erstaunlicher, da es mittlerweile eine ganze Reihe von Thermomix-Klonen – a la „James“ von Severin oder den drei Modellen von Kenwood, KitchenAid und Krups, die bei der Stiftung Warentest den Thermomix im vergangenen Dezember auf die Plätze verwiesen – auf dem Markt gibt, ganz zu schweigen von den Discounter-Varianten.

Wie bei Apple … ^

Ein Topf, ein Messer, zwölf Funktionen: Über die Technik des Thermomix hinaus ist es Vorwerk gelungen, eine ganz eigene wie eingeschworene Community-Welt um sein Kochgerät herum zu entwickeln. Da lässt Apple schön grüßen. Der bislang „nur“ mit einem Touchscreen und einem Rezeptchip ausgestattete Thermomix kommt künftig zudem weitaus digitaler daher. Die persönlich haftenden Gesellschafter betonten beim Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre vor allem den Ausbau der digitalen Angebote für Vorwerk-Kunden. Bestes Beispiel dafür ist eben der Thermomix. Noch in diesem Jahr bekommt er mit dem Zubehörteil „Cook-Key“ seinen Anschluss ans Netz, mit dem per WLAN Rezepte aus dem Online-Rezept-Portal direkt auf das Display des Thermomix TM5 gesendet und per „Guided-Cooking“-Funktion zur Verfügung gestellt werden. Dafür kommen zum Basispreis von 1199 EUR noch einmal rund 100 EUR dazu.

Auch die Zutaten kommen ins Haus ^

Dazu passt auch die gerade verkündete Zusammenarbeit mit dem Berliner Start-up Kochboxen-Lieferant „HelloFresh“ (an dem Vorwerk eh finanziell beteiligt ist). Hier gibt es künftig auf den Thermomix abgestimmte Rezepte inklusive Zusendung der bereits portionierten Zutaten. Mehr „Convenience“ ist beim Frisch-Kochen kaum denkbar! Oder wie es Vorstand Andreas Friesch ausdrückt: „Wir sind immer offen und auf der Suche nach Möglichkeiten und Ideen, für unsere Kunden den Kochspaß mit Erleichterung im Alltag zu verbinden.“

„HelloFresh“ verschickt wöchentliche Kochboxen sowie die dafür benötigen frischen, vorportionierten Lebensmittel. Romy Lindenberg, Geschäftsführerin bei „HelloFresh“ Deutschland und Österreich: „In letzter Zeit haben wir immer mehr Zuschriften von Kunden bekommen, die sich Thermomix-geeignete HelloFresh Rezepte wünschten. Die Kooperation ist ein wundervoller neuer Weg, unsere Mission zu verfolgen und noch mehr Menschen davon zu überzeugen, zu Hause regelmäßig frisches und ausgewogenes Essen ihren Freunden und Familien aufzutischen.“

Die „HelloFresh“ Thermomix Kochboxen sind in den Varianten Classic Box (mit Fleisch) und Veggie Box (ohne Fleisch) erhältlich. Jede Kochbox kann für 3 Gerichte, für 2 oder 4 Personen bestellt werden.

Reiner Strecker, persönlich haftender Vorwerk Gesellschafter, hält beim Thermomix hierzulande eine Haushaltsabdeckung von 15 % für möglich.
Reiner Strecker, persönlich haftender Vorwerk Gesellschafter, hält beim Thermomix hierzulande eine Haushaltsabdeckung von 15 % für möglich.

Die Hausse geht weiter ^

Der Gesamtumsatz der Vorwerk Gruppe legte in 2015 um 23,9 % auf nunmehr 3,5 Milliarden Euro zu. „Als Familienunternehmen werfen wir natürlich auch immer einen Blick auf die langfristige Entwicklung. Im Zehn-Jahres-Vergleich von 2005 bis heute hat sich der Umsatz fast verdoppelt: von 1,8 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro“, untermauern die persönlich haftenden Gesellschafter das Wunder von der Wupper mit Zahlen. Auch der Start in das Jahr 2016 sei gelungen, die Geschäftsbereiche entwickeln sich gemäß den Erwartungen, die gesamte Unternehmensgruppe liege per Ende April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 6 Prozent im Umsatzplus. Und der Markt gilt längst noch nicht als gesättigt: Schätzungsweise 8% aller Haushalte hierzulande besitzen einen Thermomix. Geschäftsführer Reiner Strecker hält nach einem Bericht der FAZ eine Haushaltsabdeckung von rund 15% für möglich. Die Erfolgsstory wird also fortgeschrieben.

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