Müller präzisierte vor der Fachpresse anlässlich der expert Frühjahrstagung am 12. Februar in Hannover: „Wir haben Bening gekauft, wir haben eine Mehrheitsbeteiligung (60 Prozent) und mit der Mehrheitsbeteiligung auch die unternehmerische Führung der Firmengruppe Bening übernommen. Dirk und Jörg Bening werden am 31. März aus der Geschäftsführung austreten, ab April in einen Beirat, bestehend aus fünf Personen, überwechseln. Dirk und Jörg Bening werden somit das Unternehmen noch eine Zeit lang als aktiver Beirat begleiten.“
Müller geht davon aus, dass im Laufe der Zeit, die expert Gruppe auch die restlichen Anteile, ausgenommen bis auf jene 3 Prozent von Geschäftsführer Thomas Jacob, übernehmen werde. Müller habe Jacob gebeten, die Funktion als Sprecher der Bening-Geschäftsführung einzunehmen, der auch weiterhin Thomas Besch angehört. In Kürze soll noch ein dritter Geschäftsführer bestellt werden, dessen Name Volker Müller bereits für sich im Hinterkopf hat, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht kommunizieren wollte. Müller vertröstete auf Anfang März.
Auch die Besetzung des Beirats stand zum Zeitpunkt der expert Frühjahrstagung noch nicht endgültig fest. Berufen sind neben den beiden Bening-Brüdern Finanzvorstand Gerd-Christian Hesse und Vorstandsboss Volker Müller als Vorsitzender. Ein fünftes Beiratsmitglied soll aus dem Kreis der Unternehmer, die dem Aufsichtsrat der expert SE bereits angehören, hinzukommen.
In Zusammenhang mit der Übernahme von Bening lag Müller eine Botschaft ganz besonders am Herzen. „Wir haben nicht hier geschrien. Es ist nicht das strategische Ziel der expert, den größten Regiebetrieb Deutschlands auf die Beine zu stellen, sondern es ist der Situation geschuldet, dass die Herren Bening sich entschieden haben, sich aktiv aus der dem Geschäft zurückzuziehen und im Haus keine Nachfolgeregelung haben. Der Sohn von Dirk Bening ist 15 Jahre alt.“
Ganz anders die Ausgangslage bei expert Flösch. Das Handelsunternehmen aus Südbaden mit den Standorten Emmendingen und Müllheim ging an die Media Saturn Deutschland (MSD). „Ärgerlich“, so Müller. Rainer Flösch, so war dem expert Boss zu entnehmen, habe die notwendigen Unterlagen für eine Unternehmensbewertung nicht beigebracht. Klartext Müller: „Ohne Bewertung kein Kaufpreis, man kaufe nicht ins Blaue hinein. Wir sind bereit, Gesellschafterbetriebe zu kaufen, dies zu vernünftigen, fair bewerteten Preisen, die einer Wirtschaftsprüfung auch standhalten.“
Müller sehr klar und unmissverständlich: „Wenn Sie zu oft strategische Preise zahlen, ist die Kohle nicht weg, sie ist nur bei anderen, nur bei ihnen weg. Deshalb werde es mit expert keine strategischen Preise geben.“
Für Müller steht außer Zweifel, die MSD habe aus strategischen Gründen, den Traditionsbetrieb Flösch erworben. Er leitet seine Vermutung aus einem Interview ab, das MSD-Chef Wolfgang Kirsch vor kurzem der Lebensmittelzeitung gegeben hat. Darin führt Kirsch sinngemäß aus, er könne sich vorstellen, von Euronics oder expert Gesellschafterunternehmen zu kaufen. Hintergrund seiner Überlegung: die MSD plane künftig verstärkt mit kleineren Flächen von 1.500 bis 1.800 qm den Markt zu bearbeiten.
Der somit ausgelöste bundesweite Wettbewerb nach Ladenflächen in der angesprochenen Größenordnung sieht Müller durchaus als Gefahr. Für Müller ergibt sich jedoch im Umkehrschluss: „die MSD-Aktivitäten signalisieren „meine großen Flächen sind heutzutage ein Sanierungsfall.“
Flösch ein Schönheitsfleck auf der Landkarte? Gemessen an den anvisierten 286 expert Technical Superstores zu Ende März 2018 fällt der Verlust der zwei Flösch-Betriebe wahrlich kaum ins Gewicht. Anders dagegen die expert eigenen Regiebetriebe, die durch den Erwerb von 27 Bening Standorten – dabei sind die jüngst vier erworbenen telepoint Märkte bereits mit eingerechnet – die stolze Zahl von sechzig Filialen erreichen und für rund 10 Prozent des Außenumsatzes der expert Gruppe stehen.
Eine Situation, die den Lieferanten durchaus Unbehagen bereiten könnte. Müller spürt diese Skepsis und beschwichtigt: „Die Industrie hat immer latent Sorge, dass expert mit der Wucht der Regiebetriebe Geschäftspolitik vereinheitlicht. Das tun wir nicht. Dafür stehe ich.“ Der Vorstandsvorsitzende möchte ganz eindeutig die Geschäftsführungen vor Ort in die Verantwortung nehmen und betont: „Wenn wir denen aus Langenhagen Direktiven geben, was sie zu tun haben, dann haben wir auch die Verantwortung. Lieber lasse ich die Verantwortung bei denjenigen, die dafür bezahlt werden, also bei den Geschäftsführern.“
Wie Müller bereits ausführte, „sei es nicht das strategische Ziel der expert, den größten Regiebetrieb Deutschlands auf die Beine zu stellen. „Wir verkaufen auch“ Am liebsten ist es uns, wenn wir die unter unserer Regie begleiteten und neu strukturierten Betriebe wieder an Unternehmer abgeben können. Dazu gäbe es auch beste Beispiele aus der Vergangenheit. Müller rechnet damit, innerhalb der nächsten zwei Jahre, etwa zehn bis 12 Betriebe wieder abgeben zu können. Und salopp fügte er hinzu, „Wenn Sohn Bening in zwanzig Jahren den elterlichen Betrieb zurückkaufen möchte, kann er das gerne machen.“
Voraussichtlich hat sich bis dahin das Bild und die Positionierung von expert deutlich gewandelt. Aktuell beschreibt Müller die Markenwerte der experten als „traditionell, konservativ, vertrauensvoll und solide – aber auf keinen Fall trendy.“ Expert will sich jedoch dem „trendy“ stärker öffnen. Ein entscheidendes Instrument dazu: die expert-Aktivitäten im Bereich eSports. „In Deutschland gäbe es“, so Müller, „über 38 Millionen Gamer, davon 48 Prozent Frauen. An diese Zielgruppe komme man mit klassischer Werbung nicht heran.“
Für Müller steht eindeutig fest: „die experten müssen die Zukunft mutig und kompetent gestalten. Kompetenz gehört nun mal dazu, sonst ist es Fahrlässigkeit. Klar muss man kompetent sein, um Entscheidungen zu treffen und dann muss man auch Mut haben und nicht verkniffen bei seinen Entscheidungen sein.“
Die Frühjahrstagung der expert machte Mut, das umfangreiche Dienstleistungsprogramm vermittelte die notwendige Kompetenz und die offenen Worte des Vorstandsvorsitzenden gaben richtungsweisende Einschätzungen zum Markt und seinen Chancen.
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