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Vorsichtige Exit-Strategie: Wenn die Größe zum Makel wird

Bund und Länder haben sich bei ihren Beratungen am Mittwoch (15. April) über Lockerungen von Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie auf mehrere Punkte verständigt. Unter anderem sollen Geschäfte von einer Größe bis zu 800 Quadratmetern von kommendem Montag an wieder öffnen dürfen.

Allerdings ist damit zu rechnen, dass es – je nach Bundesland – Abweichungen geben wird und die Länder nicht bei allen Vorschlägen mitziehen werden. Insgesamt strebt die Bundesregierung eine überaus vorsichtige Lockerung der Beschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus an, die von einer Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werden.

„Das, was wir erreicht haben, ist ein zerbrechlicher Zwischenerfolg. Wir haben nicht viel Spielraum“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwochabend.

Die Bundesländer können demnach Geschäften unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen schon ab dem kommenden Montag (20. April) wieder die Öffnung nach dem „Shut-down“ erlauben.

Die seit Wochen geltenden harten Kontaktbeschränkungen – und damit auch die Schließung der Schulen – sollen grundsätzlich bis zum 3. Mai verlängert werden. In einer Pressekonferenz am Mittwochabend kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die Maßnahmen in 14-Tage-Abständen erneut zu bewerten.

Heißt: Am 30. April wird entschieden, was ab dem 4. Mai geschieht. Merkel wörtlich: „Das, was wir erreicht haben, ist ein zerbrechlicher Zwischenerfolg. Wir haben nicht viel Spielraum.“ Ein „etwas mehr Zulassen von öffentlichem Leben“ könne nur mit äußerster Vorsicht vonstattengehen.

Appelle des Handels verpuffen (vorerst)

Mit der Beschränkung der Geschäfte auf eine Größe von 800 Quadratmetern ignoriert die Bundesregierung indes alle Appelle des Handels der vergangenen 48 Stunden, wonach Lockerungen der Ladenschließung sich nicht an Betriebsgrößen, Verkaufsflächen oder Einzelhandelsbranchen festmachen lassen dürfen. „Das führt zu Wettbewerbsverzerrungen, Rechtsunsicherheit und kollektiver Verunsicherung“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

800 Quadratmeter sind für die Hausgeräte-Branche eher „süßes Gift“, denn das bedeutet: Die rund 1.000 Technical Superstores, also Fachmärkte mit 800 und mehr Quadratmetern Verkaufsfläche und Vollsortiment, bleiben nach wie vor dicht. Das dürfte vor allem Euronics XXL, die großen expert-Märkte, Medimax und Media Markt Saturn treffen, also überall da, wo der Markt gemacht wird.

Bei Media Markt Saturn muss man angesichts dieser Entwicklung kein großer Prophet mehr sein, wenn man das Wort Eigeninsolvenz in den Mund nimmt. Öffnen dürften wohl, ungeachtet der Länderempfehlungen, die Fachgeschäfte von EP:, telering und electroplus.

Was bringt der Donnerstag in den Ländern?

Mit Interesse wird man am Donnerstag beobachten, wie die Ministerpräsidenten die Corona-Maßnahmen in ihrem Bundesland umsetzen werden. Vor allem aus Bayern kommen weiterhin starke Bremssignale. Ministerpräsident Markus Söder: „Vorsicht und Besonnenheit sind wichtiger als überstürztes Vorgehen.“ Zwischen den Zeilen ließ Söder erahnen, dass es bis zu den Lockerungen im Einzelhandels in Bayern wohl noch etwas länger dauern könnte.

Shoppingmalls bleiben zunächst dicht, Großveranstaltungen wird es bis Ende August auch keine geben. „Wir setzen weiter auf Vorsicht”, so Söder. So lange es keine Medikamente oder einen Impfstoff gibt, müsse man einen Weg finden, mit dem Virus zu leben. „Es ist wichtig, in Schritten zu arbeiten und zu sehen, wie die Schritte wirken.“

infoboard.de

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