Nach vier Jahren bringt Vorwerk mit dem Kobold VR300 einen neuen Saugroboter auf den Markt. Wie schlägt sich der 949 Euro teure Haushaltshelfer im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem VR200?
Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern lässt sich Vorwerk mit der Entwicklung neuer Produkte eine Menge Zeit. Ganze vier Jahre sind vergangen, seit der Kobold VR200 in den Handel kam. Anstatt den durchweg gelungenen Saugroboter vorschnell durch ein minimal verbessertes Modell zu ersetzen, spendierte man Selbigem lieber Updates – darunter die Steuerung via App sowie Alexa.
Auf diese Weise war der VR200 bis zuletzt auf der Höhe der Zeit – und ist es noch immer. Denn obwohl Vorwerk mit dem Kobold VR300 kürzlich einen neuen Saugroboter vorgestellt hat, bleibt der VR200 trotzdem Bestandteil des Sortiments. Für potenzielle Käufer stellt sich deshalb jetzt vor allem eine Frage: In welchen Punkten unterscheidet sich der 949 Euro teure VR300 vom VR200 für 749 Euro und lohnt sich der Umstieg?
Für mich persönlich zählt der VR200 nach wie vor zu den zuverlässigsten Saugrobotern am Markt. Bei uns zuhause zieht der kompakte Haushaltshelfer seit zwei Jahren täglich seine Bahnen – und das ohne Wenn und Aber. Die Reinigung ist vorprogrammiert. Pünktlich um 12 Uhr geht es ohne unser Zutun los. Nur wenn mal der Staubbehälter voll ist, verlangt der VR200 nach unserer Aufmerksamkeit. Und genau so soll es sein: Ein guter Saugroboter zeichnet sich dadurch aus, dass er seine Pflichten erfüllt, ohne dass man etwas davon mitbekommt.
Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass beim neuen VR300 vieles beim Alten geblieben ist: Sowohl der VR200 als auch der VR300 bringen es auf bis zu 90 Minuten Akkulaufzeit und können in dieser Zeit bis zu 120 Quadratmeter reinigen. Beide Saugroboter sind 9 Zentimeter hoch und im Standard-Modus 70 dB laut.
Unterschiede gibt es bei der Staubaufnahme (53 Prozent beim VR300 vs. 41 Prozent beim VR200) und der Akkuladezeit: Der VR300 ist schon nach einer Stunde wieder einsatzbereit, während man sich beim VR200 rund 1,5 Stunden gedulden muss.
Das ist zwar ganz nett, aber rechtfertigt das schon den Mehrpreis von 200 Euro? Nicht wirklich. Um zu verstehen, was den VR300 auszeichnet, muss man deshalb einen Blick in die erweiterten Features der App werfen – und hier wird es spannend: Während der VR200 nur “Zeitplan”, “Fernstart”, “Fernsteuerung” und “Push-Benachrichtigung” unterstützt, wartet der VR300 zusätzlich mit “Find Me”, “Grundrisserstellung”, “No-Go-Lines” und einer “Reinigungsübersicht” auf.
Was zunächst wie eine Spielerei klingt, hat in der Praxis einen enormen Mehrwert. Dadurch, dass der VR300 bei jeder Fahrt sowohl einen Grundriss der Räume als auch eine entsprechende Reinigungsübersicht erstellt, kann man genau sehen, wo der Saugroboter gereinigt hat und wo nicht. Auf diese Weise kann man den Reinigungsprozess optimieren, da sich Hindernisse leicht identifizieren und anders platzieren lassen. Zudem hat man einen “Beweis”, dass der VR300 auch wirklich alles gesaugt hat.
Aus meiner Sicht die wohl wichtigste Neuerung sind allerdings die No-Go-Lines. Wozu man diese braucht, möchte ich kurz an einem Beispiel illustrieren: Wir haben im Wohnzimmer sechs Schwingstühle stehen. Diese erkennt jeder Saugroboter (auch der VR300) als Schwelle und versucht sie zu überqueren. Das funktioniert beim ersten Stuhl meistens noch ganz gut, aber irgendwann hängt der Saugroboter dann hilflos zwischen zwei Stühlen fest und kann die Reinigung nicht fortsetzen.
An dieser Stelle kommt die “No-Go-Lines”-Funktion ins Spiel: Beim VR300 kann ich den Bereich rund um die Stühle in der App als No-Go-Area definieren. Bei künftigen Reinigungen meidet der Saugroboter diesen Bereich und kann somit ungehindert seiner Arbeit nachkommen.
Auch wenn der ausführliche Praxistest zum Vorwerk VR300 erst in einigen Wochen folgt, bleibt schon jetzt festzuhalten, dass sich in puncto Reinigungsleistung im Vergleich zum VR200 nicht viel verändert hat. Zumindest auf dem Papier.
Nicht unterschätzen sollte man allerdings das Potenzial, das in der Grundrisserstellung und den No-Go-Lines steckt. Denn diese Features ermöglichen eine Optimierung des Reinigungsprozesses insgesamt – und das ist bei einem Saugroboter weitaus wichtiger, als beispielsweise eine übermäßig starke Saugleistung.
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