Wir halten mit Respekt und Anerkennung fest: Aus der Online-Verzagtheit vergangener Jahre wurde digitaler Lifestyle, der Themen und Trends für die Branche setzt. Media-Saturn heute, das ist Handels-Avantgarde par excellence. Heißt: Hier lässt sich schon heute der Handel von morgen erleben. Und dieser Handel läuft Omnichannel ab. Bestes Beispiel dafür ist das gerade vom Handelsverband Deutschland (HDE) als „Shop of the Year“ prämierte Store-Konzept Saturn Connect, das dem digitalen Lifestyle in hoch frequentierten Innenstadt-Lagen fröhnt. Gegen diese digitale Wucht und Innovationsdichte wirken manche Multichannel-Aktivitäten der Einkaufsverbände und Verbundgruppen fast ein wenig altbacken. Gas geben, den Anschluss nicht verlieren, muss für diese die Devise lauten.
Um die letzten Wochen bei der MSH Revue passieren zu lassen, haben wir uns den Metro-Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch ins Boot geholt. Denn Koch widmete sich bei seiner Rede anlässlich der Hauptversammlung der Metro AG vergangenen Freitag in Düsseldorf allein rund 20 Minuten der wieder erstarkten Tochter MSH. Sein Fazit: „Es gibt gute und schöne Impulse, die zeigen, dass Media Saturn im Kerngeschäft nicht nur genesen, sondern zu völlig neuen Ufern aufgebrochen ist und als Anbieter von Unterhaltungselektronik weit über das hinausgeht, was er früher einmal war.“ Dieses „früher“ liegt freilich erst wenige Jahre zurück. Vor vier Jahren, aber auch noch im letzten Jahr, habe man viel berechtigte Kritik erfahren: „Weil wir zu spät waren. Weil wir nur ein paar Tausend Artikel online angeboten haben“.
Tempi passati! Heute offeriert die MSH über 100.000 Artikel in beiden Formaten, hat den Online-Handel massiv auf 1,8 Milliarden Euro ausgebaut. Der Marktanteil der MSH im alten Geschäftsjahr kletterte – auch dank Online – auf ein Rekordhoch von 13,3%, im 1. Quartal des neuen Geschäftsjahres liegen die Ingolstädter nach eigenen Angaben gar bei 14%. Koch zu den Aktionären: „Wir sind voll umfänglich genesen.“ Und: „Wir sind voll umfänglich digital.“ Das versetzt die MSH heute als einer „der bevorzugten Vertriebspartner“ in die Lage, vollkommen neue Möglichkeiten – auch mit der Industrie – zu erschließen. Dazu zählt nicht zuletzt eine deutliche Intensivierung bei Dienstleistungen.
Wohin geht der Weg der MSH in Zukunft, wofür wollen die Ingolstädter stehen? „Das beste Sortiment, schöne Läden, tolle Werbung – wir müssen mehr als das sein“, sagte Koch und erklärte: „Wir wollen ein Partner (der Kunden) sein, der tägliche Begleiter und Navigator für den Konsumenten.“ Das gelte bei der Beratung aber auch bei der Benutzung der Geräte. Hier kommt der Service ins Spiel. Der Dienstleistungsgrad wächst, macht heute schon 5% (über 1. Mrd. EUR) am Gesamtumsatz der MSH aus.
Ist der Online-Handel schädlich für die Stores? Nimmt er Umsatz in den stationären Geschäften weg? Die Sorge war anfangs berechtigt, so Koch, doch jetzt gebe es Entwarung. Die Verzahnung der Kanäle wird von den Konsumenten positiv aufgenommen. In Zahlen heißt das: „Über 40% der Online-Einkäufer landen bei der MSH im stationären Handel. Der große Online-Erfolg ist auch ein Erfolg für den stationären Handel.“ Damit steht Koch nicht allein. Pieter Haas, Vorsitzender der MSH Geschäftsführung, sprach vorvergangene Woche in einem Interview mit dem „Donaukurier“, über die Renaissance des stationären Handels: „”Vor vier Jahren hätte man noch gesagt, dass der Online-Handel schon bald 40 Prozent des Umsatzes ausmacht. Aber Sie sehen, dass auch Online seine Grenzen hat. Stattdessen machen die Online-Händler wie Amazon eigene Läden auf. In den vergangenen zwei Jahren hat sich da einiges in den Köpfen der Kunden und Manager getan.“ Und jetzt? „Alles spricht nur noch von Omnichannel und Multichannel. Die Kunden gehen wieder gerne in die Märkte.”
Dazu passt, dass die MSH in diesem Jahr rund 50 neue Filialen eröffnen möchte. Und auch in anderen Branchen hat sich Omnichannel als Erfolgsformat erwiesen. „Omnichannel funktioniert“, sagte beispielsweise Norbert Leßmann, Bereichsleiter stationär bei mytoys.de, auf dem 5. NRW-Nahversorgungstag des Handelsverbandes vergangenen Mittwoch in Schwerte. Der einstige Pure Onliner hat mittlerweile 14 Ladengeschäfte. Um näher bei den Menschen zu sein und um mit allen Sinnen handeln zu können. Leßmanns Zwischenfazit: „Im Umfeld einer mytoys-Filiale sind auch die Online-Umsätze stärker.“
Zurück zur MSH, zurück in den stationären, pardon: Omnichannel-Handel: Es werde künftig mehr Formate brauchen, die klein, innovativ und leistungsstark sind, sagte Koch. Als bestes Beispiel für ein zukunftsfähiges Format führte er “Saturn Connect“ (bislang in Köln und Trier) an. Hier sei man „weit über Plan“. „Mit seinem innovativen Marktkonzept geht Saturn neue Wege in der Präsentation von Technikinnovationen und kann so die Kunden des digitalen Zeitalters in die Fußgängerzonen locken“, lobte HDE Hauptgeschäftsführer Stefan Genth die Jury-Entscheidung zum „Store of the Year“. Und Klaus-Guido Jungwirth, COO von Media-Saturn erklärte: „Mit der zunehmenden Digitalisierung und Komplexität der technischen Produkte ist eine neue Konsumentengeneration entstanden. Bei der Entwicklung unserer digitalen Lifestyle-Stores haben wir uns von deren Bedürfnissen und Vorstellungen inspirieren lassen.“
Spannende Angebote, zahlreiche Vorteile (erste Lieferung kostenlos, doppelt so lange Umtauschzeit), praktische Services (papierlose Belege) und attraktive Verlosungen bietet der neue Media Markt Club. Statt Rabattschlacht will das Loyality-Programm von Media Markt auf emotionale Faktoren wie Vergnügen, Spaß und Überraschung setzen, die zur nachhaltigen Kundenbindung beitragen sollen.
Saturn testet derweil in seinen Märkten in Ingolstadt und am Berliner Alexanderplatz, wie Virtual Reality (VR) den Kunden beim Einkaufen helfen kann. In beiden Märkten können Küchen im virtuellen Raum konfiguriert und in Augenschein genommen werden. Die Küchenplanung ist aber nur einer von mehreren Anwendungsbereichen, für die der Einsatz der VR-Technologie geprüft wird.
„Wer den Handel der Zukunft entwickeln will, muss sich bereits heute mit den Technologien und Endgeräten der Zukunft auseinandersetzen“, betont Martin Wild, Chief Digital Officer der Media-Saturn-Holding. Und: „Gleichzeitig halten wir es für wichtig, unsere Kunden frühzeitig in unsere Pilotprojekte mit einzubeziehen. So können wir die ersten Erfahrungen aus der Praxis optimal in die weitere Entwicklung einfließen lassen.“ Viel los also bei der MSH. Wer auch künftig im Handel handlungsfähig bleiben möchte, bekommt bei der MSH reichlich Anschauungsunterricht und Inspiration.
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