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„Wie ein Kurz-Urlaub …“

„Nach Feierabend setze ich mich mit einem frisch gebrühten Kaffee auf die Dachterrasse. Diese fünf Minuten sind wie ein Kurzurlaub“, Stefanie Wolf.

Eigentlich ist Stefanie Wolf als Stationssekretärin in der geriatrischen Reha medizinische Fachangestellte. Die Leidenschaft der 35-jährigen gehört jedoch seit gut einem Jahrzehnt dem Kaffee. Jahrelang führte sie eine Espressobar in Bergisch Gladbach in Steinwurfnähe zum Bensberger Schloss. Heute arbeitet die alleinerziehende Mutter vor allen an Wochenenden als freiberuflicher Barista, sorgt mit ihrer mobilen Kaffeebar für reichlich Kaffee-Kult auf Festen, Messen und Veranstaltungen.

So viel Design muss sein: Stefanie Wolf schwört auch ihren Wasserkocher von Smeg und den Keramik-Handfilter von Melitta.
So viel Design muss sein: Stefanie Wolf schwört auch ihren Wasserkocher von Smeg und den Keramik-Handfilter von Melitta.

Wie starten Sie in den Tag?

Noch vor der Dusche führt mich der erste Gang in die Küche. Kaffeetasse bereitstellen, Handfilter drauf, Wasserkocher starten, dann 7,5 Gramm frisch gemahlenen Kaffee in den Filter. Da beginnt jeder Tag genau gleich.

Klingt wie ein Ritual …

Oh ja! Vor allem am Nachmittag ist Kaffeegenuss für mich ein echtes Ritual. Nach Feierabend setze ich mich mit einem frisch gebrühten Kaffee auf die Dachterrasse. Keine Musik, keine Ablenkung, nichts Lautes. Es gibt für mich nichts Genialeres als eine Tasse Kaffee, Ruhe und den Blick ins Grüne. Diese fünf Minuten sind wie ein Kurzurlaub.

Daheim geht nichts über den Handfilter – und 7,5 Gramm frischen Kaffee.
Daheim geht nichts über den Handfilter – und 7,5 Gramm frischen Kaffee.

Da hat der Vollautomat keine Chance?

Der Kaffee meiner Wahl kommt aus dem Handfilter. Bin ich unterwegs, trinke ich ausschließlich Espresso aus dem Siebträger. Trotzdem haben Kaffee-Vollautomaten ihre Berechtigung: Ich habe in den vergangenen Jahren Tausende Kaffees durch Maschinen von De’Longhi gejagt – die haben mich nie im Stich gelassen. Wunderbar. Und bei einer Impressa J5 oder J7 von Jura geht der Genuss schon bei der Optik und Anfass-Qualität los.

Natürlich helfen Kaffee-Vollautomaten verlässlich und immer öfter auch digital bei der Kaffee-Versorgung. Aber wenn Freunde zu Besuch kommen und ich sage „hey, wir machen uns mal eine frische Kanne Kaffee“ – das kommt richtig an!

Was sind Ihre persönlichen Kaffee-Favoriten?

Aus Mexiko und Brasilien kommen schön kräftige, sortenreine Kaffees. Absolut top sind für mich Varietäten aus Kenia mit einem leicht schokoladigen Geschmack.

Worauf sollte ich beim Kaffeeeinkauf achten?

Nie Discounter, nie Supermarkt! Die Gleichung teure Maschine, aber Kaffee aus dem Sonderangebot funktioniert nicht. Ich bevorzuge immer Fachhändler und kleine Röster. Bekomme ich eine gute, fachkundige Beratung, ist auch das Produkt entsprechend. Stimmt die Beratung nicht, bin ich ganz schnell wieder draußen.

Bin ich auf unterwegs, geht das genauso. Hotel-Kaffee aus der Thermoskanne geht gar nicht. Es sei denn, ich verbinde mit Kaffee vor allem Säure und Gerbstoffe (Wolf verzieht das Gesicht.). Kann man mir zu einem Espresso nichts zu den Bohnen und der Kaffeesorte erzählen, ordere ich keinen Kaffee. Da bin ich sehr kritisch und rigoros.

Mein Vollautomat meldet, dass ich Bohnen nachfüllen muss. Stefanie Wolf nimmt das in die Hand, öffnet die Verpackung behutsam und schüttet gerade mal so viele Bohnen in den Schacht, wie wir für die nächsten beiden Espressi benötigen.

Und wie bewahre ich den Kaffee dann auf?

Hier gibt es ja viele Mythen …

Ich kaufe mir sowieso nur einen Wochenvorrat, denn Kaffee ist ein Frische-Produkt. Ganz wichtig: Den Kaffee in der Originalverpackung lassen, eventuell noch in eine Dose stecken. Denn Kaffee ist kein Wein, man muss die Bohnen nicht dekantieren. Und bitte niemals im Kühlschrank aufbewahren. Kaffee ist ein Geruchsmagnet – ob Eier, Wurst oder Fisch, er zieht jeden Geruch an.

Stefanie Wolf aus Bergisch Gladbach führte viele Jahre eine Kaffee-Bar. Heute ist sie freiberufliche Barista. Fotos: Anna M. Wagner
Stefanie Wolf aus Bergisch Gladbach führte viele Jahre eine Kaffee-Bar. Heute ist sie freiberufliche Barista. Fotos: Anna M. Wagner

Woher kommt Ihre Begeisterung für Kaffee?

Sie werden lachen, meinen ersten Kaffee habe ich erst mit 24 getrunken. Ich habe abends gekellnert, doch als junge Mutter suchte ich etwas für das Tagesgeschäft. So ging’s zum Vorstellungsgespräch zu Michael Gliss nach Köln. „Was für ein geiler Kaffee“, kam es da spontan über meine Lippen – und ich wurde genommen. Mein erster Kaffee war ein Latte Macchiato. Seitdem ist es Leidenschaft, ich tauche Tag für Tag tiefer in das Thema ein – trinke aber heute nur noch schwarz.

Also keine Milchschaumschlürferin mehr. Trotzdem: Was ist das Geheimnis für den perfekten Milchschaum?

Für Latte Art eignet sich Milch mit 1,5% Fettanteil am besten. Ich bevorzuge Milch mit 3,5 oder gar 3,8 % Fettanteil, möglichst Bio und möglichst regional. Fett ist nun mal ein Geschmacksträger. Möchte ich aber die wunderbaren Aromen des Kaffees schmecken, dann immer ohne Milch.

Und zum Abschluss noch einen zweiten Espresso. Stefanie Wolf schaut auf die Verpackung – wahrlich kein Schnäppchen – und schüttelt den Kopf.

Habe ich falsch eingekauft?

Nein, die Qualität ist gut, aber die Kaffeeverpackungen sind ein sehr trauriges Thema für den Verbraucher. Man wird nur getäuscht. Das Mindesthaltbarkeitsdatum interessiert mich nicht. Viel entscheidender ist doch, wann der Kaffee geröstet wurde. Fakten statt schwülstiger Prosa wären wichtig, also: Aus welchem Land kommt der Kaffee, wie ist das Mischungsverhälnis zwischen Robusta und Arabica, wann war der Röstzeitpunkt?

Gibt es den perfekten Espresso?

Wenn der Siebträger perfekt eingestellt ist und der Barista sein Handwerk versteht, ja klar. Für mich kommt aber auch der ganz persönliche Genuss-Moment hinzu. Eben von der Dachterasse mit Blick ins Grüne oder aber auf Mallorca mit Blick auf’s Meer. Kaffee bedeutet für mich Harmonie für mein Wohlbefinden, Wachwerden und Kommunikation. Kaffee ist bewusster Genuss, schmeckt mal zitronig, mal erdig. Ich trinke ihn niemals zwischen Tür und Angel.

(Das Gespräch führte Matthias M. Machan)