81 GUSTOrazzo Eine Auszeichnung ist dem 2022er Weinjahrgang, der jetzt überall in die Regale kommt oder bei den Winzern vor Ort zu verkosten ist, jetzt schon sicher: Er gedieh in den deutschen Anbaugebieten im sonnigsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis er die Keller erreichte, erlebten Reben und Winzer jedoch stressige Zeiten. Der Monat September erwies sich dabei wie im Vorjahr als entscheidend für die Jahrgangsqualität. In diesem Jahr brachte er nach der Dürre den lang erhofften Regen. Denn die Weinbaugebiete hatten bis dahin nicht nur enorm viel Sonne erlebt, die Hitze wurde auch von einem drastischen Wassermangel begleitet, der die Böden mancherorts tief austrocknen ließ. Das machte vor allem Junganlagen zu schaffen. Septemberregen sorgte für leichtere Weine Im Gegensatz zum Vorjahr gab es zwar kaum Probleme mit dem Pflanzenschutz, was die ökologischen arbeitenden Winzer besonders freute. Der Septemberregen ließ die kleinen Beeren anschwellen, zugleich dämpfte er den Anstieg der Mostgewichte und verhinderte so, dass die Weine zu alkohollastig wurden. Die jungen Weine konnten sich ihre Fruchtigkeit bewahren und beeindrucken mit rebsortentypischen Aromen. Die Säure des 2022ers ist weniger ausgeprägt als im Vorjahr, weil sie in der Wärme schneller abgebaut wurde. Besonders von der Sonne profitiert haben die Rotweine, die sehr farbintensiv sind, je nach Sorte leicht bis kräftig und vermutlich sehr lang lagerfähig. Die frischen und fruchtigen Weißweine wirken eher schlank, werden mitunter gar als „leichtfüßig“ bezeichnet und scheinen früh trinkreif zu werden. Regionale Unterschiede Genug Wein liegt in den Kellern, wenn man die bundesweite Erntemenge betrachtet. Sie stieg im Vorjahresvergleich um geschätzte sechs Prozent auf 8.993.500 Hektoliter und läge damit um zwei Prozent über dem langjährigen Schnitt. Jedoch gibt es je nach Wasserverfügbarkeit, Rebsortenspiegel und Bodenbeschaffenheit große Unterschiede sowohl innerhalb der Weinregionen als auch untereinander.
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