GUSTOrazzo Winter 2025

22 GUSTOrazzo Es gibt Jahre, in denen Trends langsam heranwachsen – und solche, in denen sich eine Haltung klar formt. 2026 gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Was die Fachmessen im Herbst gezeigt haben, ist mehr als eine Stilrichtung: Es ist ein neues Verständnis davon, wie Küchen aussehen, funktionieren und sich anfühlen sollen. Heraus kommt ein Raum, der warm wirkt, weich im Ausdruck ist und in dem jedes Detail wohldurchdacht erscheint. Die Küche rückt wieder näher an den Menschen heran – nicht als technisch aufgeladene Zone, sondern als Lebensraum, der entschleunigt. Die neue Ruhe: Matte Flächen und fließende Formen Matte Oberflächen, sanfte Linien und natürliche Töne bestimmen diesen Wandel. Sie schaffen eine Atmosphäre, die spürbar beruhigt, ohne zu beschränken. Supermatte Fronten mit Soft-Touch und Anti-Fingerprint ersetzen Hochglanz als Standard. Selbst Kochfelder folgen dieser Bewegung und erscheinen nun in matter Glaskeramik. Die Küche wirkt dadurch wie aus einem Guss, weniger durch harte Kontraste, sondern durch ein leises Zusammenspiel von Materialien und Farben. Ein entscheidender Einfluss kommt weiterhin aus dem Japandi-Stil, der 2026 endgültig zur Haltung wird und nicht mehr nur zum dekorativen Konzept. Die Verbindung aus japanischer Reduktion und skandinavischer Wärme zeigt sich in feinen Linien, klaren Geometrien und natürlichen Oberflächen. Der Raum soll nicht „leer“ wirken, sondern entlastet. Materialien dürfen haptisch sein, Oberflächen natürlich, und die Übergänge zwischen Kochen, Essen und Wohnen weich und selbstverständlich. Gestalterisch wirkt das zurückgenommen, emotional jedoch enorm präsent. Japandi schenkt der Küche ein Gefühl von Balance, das vielen Menschen im Alltag fehlt. Farben, die erden: Naturtöne und die Kraft des Materials Auch die Farbkultur verschiebt sich deutlich in Richtung Natur. Sand, Macchiato, Coffee, Taupe und Greige prägen 2026 die neuen Kollektionen der Hersteller. Diese Töne bringen Wärme, ohne schwer zu wirken, und sie schaffen harmonische Übergänge zwischen offenen Wohnbereichen. Ihre beruhigende Wirkung passt in eine Zeit, in der viele ein Gegengewicht zur visuellen Überlastung des digitalen Lebens suchen. Farben werden wieder erdend, statt aufgeregt zu sein – und die Küche wird zum Ort, an dem das unmittelbar spürbar ist. Parallel gewinnt Naturstein an Bedeutung. Kücheninseln in Marmor-, Schiefer- oder Granitoptiken wirken roh und edel zugleich. Auf den Messen zeigten sich nahezu fugenlose Steinverkleidungen, die das Material in den Mittelpunkt rücken. In Kombination mit warmen Hölzern entsteht eine moderne Wohnlichkeit, die weder kühl noch überdesignt wirkt. Sie verbindet Naturverbundenheit mit zeitloser Eleganz und macht die Küche zum architektonischen Mittelpunkt. Rundungen verstärken diesen Effekt. Sanfte Radien an Inseln, Regalen und Abschlussfronten zeigen, wie sich Minimalismus verändern kann. Er wird weicher, freundlicher und verliert die Strenge, die lange als modern galt. Rundungen nehmen Volumen die Härte und machen Bewegungen im Raum angenehmer. Sie strahlen Ruhe aus und schaffen Übergänge, die natürlicher wirken als klare Kanten. Damit wirkt die Küche nicht bloß wohnlicher – sie fühlt sich auch intuitiver an. Alltag neu gedacht: Technik, die sich zurücknimmt Technisch betrachtet zeigt sich 2026 als Jahr der pragmatischen Innovation. Die Dampfschublade ist ein gelungenes Die Küche 2026: Wenn Räume atmen und Materialien sprechen

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