GUSTOrazzo Winter 2025

84 GUSTOrazzo In einer Welt, die sich immer schneller dreht und nach sofortiger Befriedigung strebt, wächst die Sehnsucht nach echter Entschleunigung. Die kleinen, bedeutsamen Momente im Alltag verdienen es, zelebriert zu werden: von der jahrhundertealten Tradition des Fermentierens über die meditative Ruhe des Brotbackens bis hin zur bewussten Kaffeepause. Es geht nicht um schneller, höher, weiter – sondern um Innehalten, Durchatmen und Schmecken. Wir entdecken, wie Geduld, Handwerk und moderne Technologie zu einem neuen, inspirierenden Lebensgefühl verschmelzen. Es gibt Zeiten im Leben, da scheint sich alles nur noch um Schnelligkeit zu drehen. Wir optimieren Prozesse, suchen Abkürzungen, lassen uns von Push-Nachrichten treiben. Doch tief in uns wächst die Sehnsucht nach Momenten, die langsamer sind – echter, greifbarer, bedeutsamer. Genau dort setzen die kleinen Rituale an, die wir in dieser Ausgabe feiern. Es sind jene bewussten Handlungen, die uns zwingen, innezuhalten: Fermentiertes Gemüse, das in aller Ruhe seinen Geschmack entwickelt. Ein Brot, das Geduld verlangt, bevor es mit einer knusprigen Kruste belohnt. Eine Kaffeepause, die auf Knopfdruck beginnt, aber erst im bewussten Genießen ihren wahren Wert entfaltet. Und ein Schluck Kefir, der seit Jahrhunderten zeigt, wie Kultur und Gesundheit im Einfachen zusammenfinden. Vielleicht ist genau das die Lehre dieser kleinen Alltagsgeschichten: Der Wert liegt nicht in der sofortigen Verfügbarkeit, sondern im Prozess. Es geht darum, sich Zeit zu nehmen für Dinge, die nicht sofort liefern, sondern wachsen dürfen. Wir feiern Rituale, Entschleunigung und Handwerk – als inspirierende Alternative zum permanenten Hamsterrad, ohne in rückwärtsgewandte Romantisierung abzurutschen. Wie ein Teig, der in Ruhe aufgeht. Wie ein Kaffee, der langsam aufbrüht. Wie ein Glas, das sich mit jedem Tag der Fermentation ein Stück mehr füllt – mit Geduld, mit Geschichte, mit Geschmack. S(e)oul mit Braun − fermentierte Schärfe, die guttut Die Kunst der Langsamkeit Warum Rituale, Handwerk und Genuss unser Leben reicher machen Kimchi ist Koreas kulinarisches Herzstück – und das seit über 1.000 Jahren. Ursprünglich fermentierte man Gemüse, um Vorräte für den langen Winter haltbar zu machen. Heute gilt Kimchi weltweit als Superfood: reich an Vitaminen, Antioxidantien und probiotischen Milchsäurebakterien, die Darmflora und Immunsystem stärken. Kein Wunder, dass Kimchi auch in Deutschland immer mehr Fans bekommt. Ganz neu ist die Idee hierzulande ja nicht – schließlich ist auch Sauerkraut nichts anderes als fermentierter Kohl. Doch Kimchi bringt mit Chili, Ingwer und Knoblauch eine ganz eigene Aromatik ins Spiel und eröffnet so eine neue, spannende Geschmackswelt.

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